Zukunft am seidenen Faden

SID
Rainer Adrion trainiert seit dem 1. Juli 2009 die deutsche U-21-Nationalmannschaft
© Getty

Weg frei zu Olympia oder Perspektivlosigkeit bis 2012: Die deutsche U 21 steht zehn Wochen nach dem EM-Triumph von Malmö gegen Tschechien vor einem wegweisenden Spiel.

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Im positivsten Fall stehen für den deutschen Nachwuchs nach dem Qualifikationsspiel gegen den stärksten Gruppengegner Tschechien am Dienstag in Wiesbaden (20 Uhr im LIVE-TICKER) die Türen zur EM 2011 in Dänemark und Olympia 2012 in London weit auf.

Im schlimmsten Fall droht dem Europameister die sportliche Ziellosigkeit für die nächsten drei Jahre. Unabhängig vom Ausgang der Partie fordert der neue Trainer Rainer Adrion vor seinem ersten Härtetest ein Umdenken bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA).

Außer Tschechien kaum Stolpersteine

"52 Mannschaften spielen in der Qualifikation, nur sieben qualifizieren sich für die EM. Da müsste man sich bei der UEFA überlegen, ob man das Teilnehmerfeld der Endrunde nicht erhöht", sagt Adrion.

Derzeit qualifizieren sich nur die Sieger der 14 Vorrunden-Gruppen für die Playoffs. Die dort ermittelten sieben Endrunden-Teilnehmer neben Gastgeber Dänemark spielen 2011 die vier europäischen Olympia-Starter aus.

Und da die übrigen Gegner kaum Stolpersteine darstellen, entscheiden praktisch die beiden Spiele gegen Tschechien über die deutsche Ausbildungs-Perspektive bis 2012.

Adrion: "EM-Teilnahme hängt immer am seidenen Faden"

"Die EM-Teilnahme hängt immer am seidenen Faden. Einmalige Ausrutscher kann man fast nicht mehr wettmachen", meint Adrion.

"Wir waren in den Playoffs zur EM 2009 gegen Frankreich bis zur Nachspielzeit praktisch raus und wurden am Ende Europameister. Die Niederlande holten vorher zweimal in Folge den Titel und waren für Schweden nicht qualifiziert. Da spielt das Glück einfach eine zu große Rolle", so Adrion.

Eigentlich kommt das Spiel gegen die Tschechen zu diesem frühen Zeitpunkt des Neuaufbaus auch ungelegen. "Diese Aufgabe kommt sehr früh, aber wir haben die Qualität, sie zu meistern", sagt Adrion.

Tschechien mit Schalke-Profi

Adrion weiter: "Wir befinden uns noch in einem Entwicklungsprozess und müssen die Tschechen trotzdem schlagen. Wenn wir diese Hürde gemeistert haben, können wir ein Team formen und uns stabilisieren."

Die Tschechen mit dem Schalker Jan Moravek waren in Schweden nicht dabei und konnten sich frühzeitig dem Aufbau eines neuen Teams widmen. "Das ist eine eingespielte Mannschaft, beinahe wie eine Vereinsmannschaft", erklärt Adrion.

"Das Gerüst bilden zahlreiche U-19-Europameister von 2007. Aber wir dürfen uns im Kampf um den Gruppensieg keinen Ausrutscher erlauben, sonst hätten wir schon neun Punkte Rückstand auf die Tabellenspitze", sagt der U-21-Coach.

Timo Gebhart nach Roter Karte nicht dabei

Die Tschechen haben im Gegensatz zur DFB-Elf, die am Freitag mit einem 6:0 gegen San Marino in die Qualifikation einstieg, nämlich bereits drei Spiele absolviert. Die Bilanz: Drei Siege, neun Punkte, 12:0 Tore.

Mats Hummels, einer von sechs verbliebenen Europameistern, schreckt das jedoch nicht ab. "Tschechien ist sicher der härteste Gegner", meint der Dortmunder: "Aber wenn wir alle voll konzentriert sind, sind wir die stärkste Mannschaft in dieser Gruppe."

Personell ist Adrion wegen der Sperre von Timo Gebhart zu mindestens einer Änderung gezwungen. "Wenn wir im selben System spielen, könnten Sidney Sam oder Kevin Schindler ins Team rücken", sagt er: "Aber es könnte auch sein, dass wir taktische Änderungen vornehmen. Ich will ohnehin, dass wir zwei Grundsysteme einstudieren."

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung: Sippel (1. FC Kaiserslautern) - Schwaab (Bayer Leverkusen), Hummels (Borussia Dortmund), Höwedes (Schalke 04), Bastians (SC Freiburg) - Boateng (Hamburger SV), Reinartz (Bayer Leverkusen) - Schindler (FC Augsburg) oder Rudy (VfB Stuttgart), Kroos (Bayer Leverkusen), Naki (FC St. Pauli) - Schieber (VfB Stuttgart)

Kroos: Gebharts Aktion war dumm