Die Sache mit Robben? Erzählen Sie mal...

Von Interview: Stefan Moser
Bernd Schneider blickt auf seine beeindruckende Karriere zurück
© Imago
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SPOX: Klingt ein wenig nach einem kleinen Jungen, der vor allem eines will: mit Spaß kicken...

Schneider: Das ist ja auch richtig. Natürlich sind wir Profis und dazu gehört auch taktische Disziplin. Aber absolute Leidenschaft, Spaß und Intuition sind das Wichtigste. Ich denke, das hat mich auch als Spieler immer ausgezeichnet.

SPOX: Gab es auch Gegner, gegen die Sie es gehasst haben zu spielen?

Schneider: Fällt mir auf Anhieb eigentlich keiner ein. Habe ich wohl  vergessen...

SPOX: Wie wär's denn mit Arjen Robben?

Schneider: Ach ja, die Geschichte! Das war ein Länderspiel gegen Holland: Ich musste linker Verteidiger spielen. Robben kam über rechts - und machte zwei Tore. Dass Sie mich da noch mal mit der Nase drauf stoßen, ist eigentlich unfair.

SPOX: Wieso unfair?

Schneider: Naja: Ich war ja immer sehr selbstkritisch - aber an den zwei Toren war ich wirklich nicht schuld. Da wurde hinterher viel zu viel daraus gemacht. Dabei stand ich in beiden Situationen weit weg und konnte überhaupt nichts machen. Das ändert natürlich nichts daran, dass Robben ein guter und brutal schneller Spieler ist, an dem die Bayern noch viel Freude haben werden.

SPOX: Gibt es sonst schlechte Erinnerungen, die Ihnen spontan einfallen?

Schneider: Einige. Zum Beispiel das Jahr, als wir mit Leverkusen fast abgestiegen wären. Oder das Spiel gegen Tschechien bei der EM 2004. Da habe ich wirklich eine glasklare Chance vergeben, die ärgert mich viel mehr als die gegen Italien. Wenn ich den rein mache, steht es 2:1. Wer weiß, was dann noch gegangen wäre. So sind wir nach der Vorrunde rausgeflogen.

SPOX: Wenn Sie nun insgesamt Bilanz ziehen...

Schneider: Ich weiß schon was jetzt kommt: Dass ich nichts gewonnen habe...

SPOX: Erwischt.

Schneider: Dass ich keinen Titel gewonnen habe, ist ohne Frage ärgerlich. Aber unterm Strich bin ich dankbar und auch stolz darauf, dass ich in all den Jahren soviel miterleben durfte. Ein WM-Finale, ein Weltmeisterschaft im eigenen Land - viele Fußballer werden das nie erleben dürfen. Darüber hinaus habe ich mich in Leverkusen immer sehr wohl gefühlt. Der Verein, die Trainer und die Fans haben mich immer voll unterstützt. Und das nicht nur, wenn es gut lief, sondern gerade auch in der schlechten Zeit, wie ich sie jetzt die letzten anderthalb Jahre erlebt habe.

SPOX: Dann haben Sie auch nicht das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben?

Schneider: Ich hätte schon gerne noch Erfahrung im Ausland gesammelt. Das hat bestimmt nichts damit zu tun, dass ich aus Leverkusen weg wollte, aber ein anderes Land, eine andere Sprache, eine andere Mentalität hätten mich schon gereizt. Und sich dann auch sportlich durchzusetzen, so wie das jetzt zum Beispiel Michael Ballack macht, wäre bestimmt eine gute Erfahrung gewesen.

SPOX: Warum sind Sie nicht gewechselt? Es gab angeblich Angebote aus Spanien.

Schneider: Es ist richtig, es gab ein konkretes Angebot von Barcelona und ich glaube auch, dass ich mit meinem Stil gut nach Spanien gepasst hätte. Zu erklären, warum das nun im Einzelnen nicht geklappt hat, würde jetzt allerdings zu weit führen.

SPOX: Sprechen wir stattdessen noch kurz über Ihre Zukunft. Sie werden jetzt beim DFB und in Leverkusen hospitieren.

Schneider: Das stimmt, außerdem habe ich noch repräsentative Aufgaben bei meinem Ausrüster Adidas übernommen. Ich bin jetzt also auch noch ein Jahr vor Ort. Ich will dabei möglichst alle Abteilungen kennen lernen. Erst dann kann ich auch sinnvoll entscheiden, was für mich das Richtige ist.

SPOX: Geplant ist auch eine Rückkehr nach Jena.

Schneider: Das stimmt. Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch und will meinen Lebensmittelpunkt wieder dort haben. In Jena leben noch viele Freunde und Familie - und nicht zuletzt gibt es dort immer noch meine alte Skat-Runde.

SPOX: Werden Sie dort auch eine Aufgabe bei Carl Zeiss übernehmen?

Schneider: Das muss man abwarten. Jetzt muss ich erstmal ausprobieren, was mir überhaupt gefällt und eine neue Aufgabe suchen, für die ich dann auch wieder einhundert Prozent Einsatz geben kann.

SPOX: Es läuft aber letztlich eher auf eine Funktionärskarriere hinaus. Oder können Sie sich auch vorstellen, als Trainer zu arbeiten?

Schneider: Das würde ich Stand heute eher verneinen. Aber wie sagt man: Im Fußball weiß man nie. Deshalb ist es jetzt auch sehr gut, dass ich erstmal ein wenig überall reinschnuppern kann. Aber ich habe soviel Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt auch gerne weitergeben würde. Deshalb steht auf jeden Fall fest: Ich werde dem Fußball noch ein Weilchen erhalten bleiben.

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