Jermaine Jones wird US-Nationalspieler

SID
Kehrt dem DFB-Team den Rücken zu: Jermaine Jones
© Getty

Jermaine Jones hat sich für eine Zukunft als Nationalspieler der USA entschieden und kehrt dem DFB den Rücken. Das bestätigte der Deutsche Fußball-Bund am Freitag.

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Mittelfeldspieler Jermaine Jones hat dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus Frust über seine anhaltenden Nichtnominierungen "goodbye" gesagt und will als Nationalspieler der USA zur WM 2010 nach Südafrika.

"Ja, ich habe mich für die USA entschieden", sagte der 27 Jahre alte Profi von Schalke 04 "Sport Bild online" und beendete damit seine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft nach insgesamt nur drei Länderspielen.

Jones: Gleichförmige Spieler sind erwünscht

In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau gab Jones Bundestrainer Joachim Löw die Schuld an seiner gescheiterten DFB-Karriere.

"Wenn man sich den Charakter der deutschen Mannschaft ansieht, dann wird einem doch alles klar. Ich bin ein Spieler, der seinen eigenen Kopf hat, der seinen Mund aufmacht und der zu seiner Meinung steht. Das ist nicht erwünscht. In der Nationalmannschaft gibt es doch nur zwei Spieler, die sich trauen, etwas zu sagen: Ballack und Frings. Alle anderen sind unteres Kaliber. Gleichförmige Spieler ist das Format, was man da sehen möchte", sagte Jones.

Jones hatte den DFB bereits am 9. Juni darüber informiert, dass er sich nach Gesprächen mit Berater Roger Wittmann entschieden habe, künftig für die amerikanische Auswahl zu spielen. Jones, der die deutsche und US-Staatsbürgerschaft besitzt, profitiert dabei von den neuen juristischen Voraussetzungen nach den Beschlüssen des FIFA-Kongresses auf den Bahamas.

Drei Länderspiele - kein Pflichtspiel

Denn seit kurzem können auch Spieler über 21 Jahre die Nationalmannschaft wechseln, solange der Akteur noch kein Pflichtspiel für die A-Nationalmannschaft eines Landes absolviert hat. Die drei Länderspiele von Jones für Deutschland gegen Österreich (3:0), gegen Weißrussland (2:2) und gegen England (1:2) waren allesamt keine Pflichtspiele.

So hat der gebürtige Frankfurter gemäß der neuen FIFA-Statuten die Möglichkeit, künftig für die USA zu spielen. Jones ist der erste Nationalspieler, der von diesem modifizierten Statut Gebrauch macht.

"Bei unserem Spiel in Gladbach hatte mich Michael Bradley angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, für die USA zu spielen. Ich habe ihm gesagt, dass ich das sehr gerne tun würde. Eigentlich hatte ich aber gedacht, dass das wegen meiner U-21-Einsätze nicht mehr möglich ist. Aber durch die neuen FIFA-Beschlüsse weiß ich, dass das mit einem Wechsel dann doch funktioniert", sagte Jones.

Bessere Chancen auf WM-Teilnahme ausschlaggebend

Den Antrag auf Aufnahme in den US-Kader hatte Jones nach der Nichtnominierung von Bundestrainer Jogi Löw für die Asienreise der DFB-Auswahl gestellt. Da Jones die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, hat er die Möglichkeit, für die USA zu spielen. Sein Vater war amerikanischer Soldat, seine Mutter ist Deutsche.

Jones rechnet sich durch seinen Wechsel in die USA bessere Chancen auf eine Teilnahme an der WM 2010 aus. Derzeit liegen die USA in der CONCACAF-Qualifikation aussichtsreich auf dem zweiten Platz. Die ersten drei Teams qualifizieren sich direkt für Südafrika.

Löw: Wünschen ihm viel Glück

"Wir haben die Entscheidung von Jermaine Jones zur Kenntnis genommen und akzeptieren sie. Ich wünsche ihm viel Glück für seine sportliche Zukunft", sagte Bundestrainer Joachim Löw, der zuletzt nicht mehr auf den in der Rückrunde starken Jones gesetzt hatte. Im defensiven Mittelfeld war Jones hinter Michael Ballack, Torsten Frings, Simon Rolfes und Thomas Hitzlsperger höchstens noch fünfte Wahl.

Auch Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff konnte den Verlust von Jones verschmerzen. Schließlich setze man in der DFB-Auswahl auf Spieler, die sich mit ihrem Land identifizieren.

"Wir haben mehrfach betont, wie sehr wir uns darüber freuen, dass wir mehrere Spieler mit Migrationshintergrund in den Reihen der deutschen Nationalmannschaft haben", sagte Bierhoff und stellte klar: "Wir haben aber immer wieder darauf hingewiesen, dass jemand, der das DFB-Trikot trägt, sich klar zur Nationalmannschaft und Deutschland bekennt. Wenn ein Spieler das nicht so sieht, ist das seine Entscheidung, die wir respektieren."

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