Deutsche Pleite gegen Norwegen

Von Daniel Börlein / Andreas Lehner
Keeper Rene Adler hatte unverhofft viel Arbeit gegen überraschend freche Norweger
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat im ersten Länderspiel des Jahres eine 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Norwegen kassiert.

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Vor 45.000 Zuschauern in der LTU-Arena in Düsseldorf erzielte Christian Grindheim in der 63. Minute das Tor des Tages. Für das DFB-Team war es die erste Niederlage gegen die Skandinavier seit 73 Jahren.

Im 90. Länderspiel von Kapitän Michael Ballack bot die deutsche Elf eine weitgehend schwache Partie gegen das defensive Bollwerk der Norweger und erntete dafür böse Pfiffe von den Rängen.

Debüt von Beck und Özil

Einzig positiver Aspekt: Mit Andreas Beck und Mesut Özil gaben zwei Spieler ihr Debüt für die deutsche Nationalmannschaft.

Für das Team von Bundestrainer Joachim Löw stehen Ende März die nächsten Länderspiele an. Dann geht es in der WM-Quali gegen Liechtenstein und Wales.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw gibt erwartungsgemäß Torsten Frings und Mario Gomez eine Chance von Beginn an. Rechts hinten erhält Andreas Hinkel den Vorzug vor Andreas Beck.

10.: Schweinsteiger mit der Ecke von rechts. Klose steigt am höchsten und bringt den Ball zu Gomez, der die Kugel aus spitzem Winkel aus drei Metern am rechten Dreieck vorbei legt.

14.: Westermann mit einem schlimmen Ballverlust. Helstad geht ins Dribbling gegen Mertesacker und zieht aus elf Metern ab. Der Bremer klärt zur Ecke.

14.: Adler lässt einen Skjelbred-Schuss aus rund 20 Metern nach vorne abprallen.

21.: Frings verliert am gegnerischen Sechzehner den Ball. Norwegens Konter läuft über Braaten. Der überläuft Mertesacker und wird von Westermann an der Strafraumgrenze abgeräumt. Der Schiri lässt weiterspielen. Foul war's auf jeden Fall, ob's auch ein Elfer war? Ganz eng!

22.: Langer Ball von Hangeland. Pedersen gewinnt das Kopfballduell gegen Hinkel, Mertesacker steht schlecht und Helstad kommt aus fünf Metern zum Kopfball. Aber Adler rettet mit einem starken Reflex.

30.: Lahm macht einen Haken zur Mitte und schließt mit rechts ab. Der Ball geht knapp am rechten Pfosten vorbei.

58.: Etwas glücklich, aber immerhin. Lahm bedient Gomez am Strafraum. Der zieht aus der Drehung sofort mit links ab, aber Jarstein kratzt den Ball aus dem rechten Eck.

63., 0:1, Grindheim: Langer Einwurf von Pedersen in Richtung Hangeland. Der Ball wird zunächst abgewehrt, landet aber wieder bei Pedersen. Der bringt den Ball scharf, flach zur Mitte. Am ersten Pfosten verpasst Helstad, aber am zweiten Pfosten grätscht Grindheim die Kugel ins Tor.

75.: Wieder so ein Konter der Norweger. Skjelbred kommt aus 17 Metern zum Abschluss. Die Kugel streicht nur um Zentimeter über die Latte. Den hätte Adler nicht gehabt.

So lief das Spiel: Das deutsche Team begann engagiert, versuchte das Spiel schnell zu machen und drückte die Norweger tief in die eigene Hälfte. Nach einer Viertelstunde riss allerdings der Faden, die Gäste trauten sich mehr zu und erarbeiteten sich gute Möglichkeiten. Vor allem mit dem schnellen Umschalten der Skandinavier hatte die DFB-Elf Mühe. Nach einer halben Stunde leisteten sich die Deutschen zunehmend einfache Ballverluste. Zur Pause gab's Pfiffe von den Rängen.

Zur Halbzeit wechselte Löw drei Mal, am Auftritt des deutschen Teams änderte dies allerdings kaum etwas. Beck brachte über rechts zwar etwas mehr Schwung, den einzigen Treffer erzielten allerdings die Norweger. Die Skandinavier blieben auch danach mit Kontern gefährlich, während sich die Deutschen ein ums andere Mal fest rannten oder einen Schritt zu spät kamen.

Der Star des Spiels: Daniel Braaten. Aus deutscher Sicht empfahl sich nun wirklich kein Akteur in dieser Kategorie. Und so geht die Auszeichnung an den Norweger. Braaten überzeugte mit schnellen Vorstößen auf der rechten Seite und machte Philipp Lahm dabei so viele Probleme wie es schon lange keinem Spieler mehr gelungen war.

Die Gurke des Spiels: Torsten Frings. Der Bremer bekam von Löw die Chance, seiner Kritik abseits des Platzes auf dem Rasen Taten folgen zu lassen. Frings ließ diese Chance ungenutzt verstreichen. Der 32-Jährige wirkte körperlich wie geistig langsam und nicht immer voll motiviert. Frings nahm Ballack häufig den Raum und erlaubte sich zudem den ein oder anderen bösen Schnitzer im Spielaufbau.

Die Lehren des Spiels: Norwegen galt als Kopie der WM-Quali-Gegner Wales und Liechtenstein. Wenn dem so ist, muss man sich wohl auch in diesen Spielen auf eine ganz enge Partie einstellen. Denn die Löw-Elf hatte große Probleme mit der kompakten Spielweise der Skandinavier.

Das Duo Ballack/Frings stand sich häufig auf den Füßen. Der DFB-Kapitän holte sich die Bälle tief aus der eigenen Hälfte, um Linie in die Partie zu kriegen, Frings wirkte dabei überflüssig, weil er so quasi im toten Raum agierte. Zudem tat sich der Bremer schwer, das Spiel selbst schnell zu machen.

Die beiden Außen, Schweinsteiger und Trochowski, zogen häufig zu früh nach innen, machten den Raum damit noch enger und suchten zu selten die Eins-gegen-eins-Situation auf der Außenbahn.

Das Anspiel in die Spitze klappte zwar hin und wieder, Gomez und Klose, später dann Helmes, waren allerdings nicht in der Lage, den Ball lange genug zu behaupten.

Damit rückte das Mittelfeld häufig vergeblich nach, wodurch in der Rückwärtsbewegung große Löcher entstanden, die die schnellen Norweger immer wieder zu Kontern nutzten.

Frings war dabei als Abräumer überfordert, das Innenverteidiger-Duo Mertesacker/Westermann in Halbzeit eins nicht immer richtig postiert.

Deutschland - Norwegen: Daten und Fakten zum Spiel