Der FC Bayern zieht gegen Sevilla ins CL-Halbfinale ein: Tor in Madrid

Der FC Bayern München steht mal wieder im Halbfinale der Champions League.
© getty

Der FC Bayern München zieht ins Halbfinale der Champions League ein und kann sich den Luxus erlauben, mit einem Auge auf die anderen Plätze zu schielen. Das Team von Jupp Heynckes ist auf dem Weg, eine Mischung zu finden, die an das Triple-Jahr 2013 erinnert.

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Am Ende wurde es noch einmal richtig emotional. Auf der Haupttribüne, wo sich zu diesem Zeitpunkt der Nachspielzeit schon Lücken aufgetan hatten, wurde gehadert, es wurde gemeckert und es wurde geschimpft.

Im Zentrum der Schmähungen stand Cristiano Ronaldo. Der portugiesische Stürmer von Real Madrid war zwar zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend in der Münchner Arena, aber dennoch omnipräsent. Dass sich Sevillas Joaquin Correa zu einem Frustfoul gegen Javi Martinez hinreißen ließ und mit Rot vom Platz flog - geschenkt. Wichtiger war, was in Madrid passierte.

Dort hatte Ronaldo in der siebten Minute der Nachspielzeit die Königlichen doch noch ins Halbfinale der Champions League geschossen und so droht den Münchnern also mal wieder das ewig junge Duell mit den Königlichen.

Bayern-Fans hoffen auf Real-Aus

Dabei hatte sich in den 90 Minuten zuvor die Hoffnung über Fröttmaning gelegt, dass es Madrid ähnlich ergehen könnte wie dem FC Barcelona tags zuvor gegen eine italienische Mannschaft, der keiner mehr etwas zugetraut hatte.

Sollten sich wirklich die spanischen Giganten und größten Favoriten auf den Champions-League-Sieg binnen 24 Stunden trotz klarer Hinspielsiege aus dem Wettbewerb verabschieden? Der Wunsch der Bayern-Fans war auf jeden Fall spür- und hörbar an diesem Abend.

Zwar erreichte das Arena-Publikum bei dieser durchaus ruppigen Partie in manchen Momenten Champions-League-K.o.-Runden-Form, es wurde also um einiges lauter als üblich, aber die größten Ausbrüche gab es in der 38. und 60. Minute, als die Treffer zwei und drei von Juventus auf der Anzeigetafel erschienen.

FC Bayern konzentriert sich auf die Defensive

Es lag auch am FC Bayern selbst, dass die Gedanken im Stadion schon etwas in die Ferne schweifen konnten. Souveräner als alle anderen Teams spielten die Münchner ihre Aufgabe gegen den FC Sevilla herunter. Sie verteidigten das 2:1 aus dem Hinspiel - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Es wurde schnell deutlich, dass Jupp Heynckes seine Mannschaft nicht angewiesen hatte, mit Offensivfußball und frühen Toren dem Gegner jegliche Hoffnung auf ein Comeback zu rauben. Erst einmal waren die Basics gefragt: Gut stehen, Ordnung halten, Zweikämpfe gewinnen.

Und so sah man Thomas Müller im Wechselspiel mit James Rodriguez teilweise im defensiven Mittelfeld und Arjen Robben sowie Franck Ribery auf Höhe der Außenverteidiger. Viel wird in diesen Tagen über Parallelen zur Triple-Saison gesprochen, diese gehört zu den augenscheinlichsten: alle sind wieder bereit, in der Defensive zu arbeiten.

Jupp Heynckes schafft Balance beim FC Bayern

Ein gewaltiger Unterschied ist allerdings, dass die Abstimmung noch nicht perfekt sitzt. Wer geht, wer sichert ab? Wie stoppen wir die Konter? Immer wieder gab es beträchtliche Lücken im Zentrum und zu viele Spieler vor dem Ball bei Gegenangriffen. Jerome Boateng und Mats Hummels gefiel das nicht immer.

Sevilla konnte diese Freiheiten nicht nutzen, wie das vielleicht Real Madrid oder der FC Liverpool im Halbfinale tun könnten. Dafür fehlte es den Spaniern an Tempo, Präzision und individueller Qualität.

Dennoch: Heynckes hat dieser Mannschaft wieder eine defensive Stabilität eingeimpft wie es die Bayern vom Italiener Carlo Ancelotti erwartet hatten. Beide Trainer teilen das Lieblingswort Balance. Doch, wo Ancelotti am Ende nur noch reden konnte, handelt Heynckes und die Spieler folgen ihm.

Jupp Heynckes lobt "überragende kämpferische Leistung"

"Wir bewegen uns läuferisch gut, helfen viel mit nach hinten aus und haben wenig anbrennen lassen", sagte Thomas Müller. Der Kapitän wünschte sich zwar in manchen Phasen auch eine etwas weniger passive Verteidigungshaltung und etwas mehr Mut, "aber wenn man sich die anderen Plätze anschaut, sind wir am souveränsten ins Halbfinale eingezogen. Das ist schon etwas wert." Da muss das Toreschießen eben hinten anstehen.

"Eindringlich" habe er seiner Mannschaft mitgegeben, dass sie gegen Sevilla tunlichst zu Null spielen sollte, erzählte Heynckes. Normalerweise sei das Team vorne immer für ein, zwei Tore gut, dieses Mal habe man sie halt nicht gemacht. Egal.

Viel wichtiger: Der FC Bayern habe eine "überragende kämpferische Leistung gezeigt. Man kann nicht immer brillant spielen. Aber wir sind nicht nervös geworden und in der zweiten Halbzeit haben wir auch besser nach vorne gespielt."

Es ist diese Mischung, die die Heynckes-Bayern vor fünf Jahren ausgezeichnet hat und die diese Mannschaft gerade wieder anstrebt. Mit diesem Mix kann es auch gegen die Roma, den FC Liverpool und Real Madrid klappen. Mit Ronaldo haben die Bayern-Fans nicht erst seit Mittwochabend eine Rechnung offen.

FC Bayern: Die letzten Duelle gegen spanische Teams

SaisonRundeGegnerHinspielRückspiel
2013/2014HalbfinaleReal Madrid0:1 (A)0:4 (H)
2014/2015HalbfinaleFC Barcelona0:3 (A)3:2 (H)
2015/2016HalbfinaleAtletico Madrid0:1 (A)2:1 (H)
2016/2017GruppenphaseAtletico Madrid0:1 (A)1:0 (H)
2016/2017ViertelfinaleReal Madrid1:2 (H)2:4 n.V. (A)
2017/2018ViertelfinaleFC Sevilla2:1 (A)0:0 (H)
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