Vier Gründe für den blamablen Auftritt

Marc Bartra half gegen APOEL Nikosia als Rechtsverteidiger aus
© getty

Das 1:1 bei APOEL Nikosia bedeutet für Borussia Dortmund wohl das Aus in der Champions-League-Gruppenphase. Die vier Mannschaftsteile lieferten dabei vier Gründe für den blamablen Auftritt.

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In der 83. Minute gelang dem BVB in Nikosia der erlösende Führungstreffer, in der vierten Minute der Nachspielzeit machte Dortmund dann schließlich alles klar und wurde Tabellenführer seiner Champions-League-Gruppe, vor Real Madrid und den Tottenham Hotspur. Auf A-Jugend-Level.

Auf Profi-Level gab es für den BVB in Nikosia keinen erlösenden Führungstreffer, da machte Dortmund schließlich keinen klar machenden Treffer und wurde schon gar nicht Tabellenführer seiner Champions-League-Gruppe.

Nur dank des besseren Torverhältnisses gegenüber APOEL ist der BVB nicht Gruppenletzter, Real und Tottenham sind nach drei Spielen sechs Punkte entfernt - und kaum mehr einholbar. Dortmund ist in der Champions League schon so gut wie ausgeschieden: Wie, ja wie konnte das nur passieren?

Weil Tormann Bürki patzte

In der 62. Minute passte Roman Bürki den Ball erst in den Fuß von Gegenspieler Ebecilio. Dann klatschte er dessen Schuss von der Strafraumgrenze unbeholfen nach vorne. Schließlich ließ er sich von Mickael Pote umkurven und musste das zwischenzeitliche 0:1 mitansehen. Seit Wochen schon steht Bürki in der Kritik. Es scheint, als würde sie ihn beschäftigen. "Roman nimmt sich so etwas zu Herzen", sagte Kapitän Marcel Schmelzer.

Umso mehr versuchten Bürkis Trainer und Mitspieler ihm nach dem Spiel verbal beizustehen. "Das ist kein Problem", sagte etwa Trainer Peter Bosz, Schmelzer fand den folgenschweren Fehlpass "gar nicht schlimm" und wollte Bürki "keinen Vorwurf" machen: "Wir wollen ja, dass Roman mit uns spielt und wenn der Pass ankommt, dann haben wir drei Gegner überspielt und es sind endlich mal keine elf Mann vor uns."

Bürki geht mit seiner aktiven Spielweise gerne ins Risiko, gegen APOEL hat er sich verzockt. Eine Rolle spielte dabei jedoch auch der tiefe und löchrige Untergrund. "Auf einem vernünftigen Platz kommt der Pass an", sagte Schmelzer.

Weil der BVB ein Außenverteidiger-Problem hat

Nach den enttäuschenden Auftritten von Dan-Axel Zagadou und Jeremy Toljan bei der 2:3-Niederlage im Bundesliga-Spitzenspiel gegen RB Leipzig tauschte Bosz das Personal auf beiden Außenverteidiger-Positionen. Links rückte Schmelzer nach auskurierter Verletzung direkt in die Startelf, rechts spielte der nominelle Innenverteidiger Marc Bartra.

"Das hat Marc in Barcelona schon mal gemacht", sagte Manager Michael Zorc zwar vor dem Spiel, aber das ist bekanntlich doch schon etwas her. Bartra spielt schließlich schon seit fast 17 Monaten für Dortmund - in der Innenverteidigung. Auf Außen fehlen ihm deshalb verständlicherweise die Automatismen.

Seinen Vordermann Andriy Yarmolenko hinterlief Bartra kaum, eine Flanke schlug er keine einzige und verzeichnete außerdem die drittschlechteste Passquote aller BVB-Spieler. Yarmolenko verzweifelte genau wie Christian Pulisic auf links immer wieder an ungenauen Zuspielen seiner Mitspieler, viele Pässe waren zu weit und gingen ins Aus.

Mit Lukasz Piszczek, Raphael Guerreiro und auch Erik Durm fehlen dem BVB derzeit drei Außenverteidiger verletzt, Schmelzer ist gerade erst zurückgekehrt, Zagadou und Bartra sind eigentlich Innenverteidiger. Mit Toljan verfügt Dortmund aktuell nur über einen einzigen restlos fitten und sich im Spielbetrieb befindlichen gelernten Außenverteidiger. Er ist aber erst seit wenigen Wochen in Dortmund und noch auf der Suche nach sich und seiner Rolle in der Mannschaft.

Weil dem Mittelfeld-Trio die Ideen fehlten

Julian Weigl, Mario Götze und Shinji Kagawa begannen für den BVB gegen APOEL im Mittelfeld, eigentlich ein spielstarkes Trio. Sie hätten Aubameyang mit Steilpässen versorgen und die Außenstürmer Yarmolenko und Pulisic auf den Flügeln schicken sollen.

All diese Versuche blieben aber zu durchsichtig und erwartbar. Dem zentralen Trio mangelte es (bis auf Götzes Assist zum 1:1) an Ideen, der nötigen Raffinesse und Tempo in den Aktionen. Mit Gonzalo Castro saß einer, der womöglich Ideen hätte liefern können, 90 Minuten lang auf der Bank.

"Wir hatten viel Ballbesitz, aber kaum große Tormöglichkeiten", sagte Weigl. Schmelzer fand sogar, dass sich der BVB zu wenig Chancen herausgespielt hätte, "um überhaupt ein Tor erzielen zu können".

Trotz 73 Prozent Ballbesitz brachte der BVB nur exakt so viele Schüsse aufs Tor wie APOEL: vier. Zwölf Abschlüsse verfehlten dagegen das Tor, etliche davon aus der Distanz. Verzweiflungs-Versuche, weil das Kombinationsspiel hakte. "Die Schüsse landeten alle über oder neben dem Tor", sagte Bosz resignierend. Und die Schüsse wurden mit zunehmender Spieldauer seltener. "Wir agierten immer langsamer und schlechter", sagte Bosz, "und haben nicht schnell genug von hinten heraus gespielt."

Weil Stürmer Aubameyang abgemeldet war

In der Nachspielzeit hatte Pierre-Emerick Aubameyang schließlich die große Chance auf den späten Siegtreffer. Er hatte die große Chance, alles vergessen machen zu können, was er vorher nicht machte - oder machen konnte. Aubameyang war gefesselt zwischen den beiden engen Viererketten von APOEL. "Er hatte nicht viele Räume, er bekam nicht viele Flanken", sagte Bosz über den Auftritt von Aubameyang.

Um der Fesselung zu entkommen und den Frust über fehlende Flanken zu bekämpfen, ließ sich Aubameyang immer wieder ins Mittelfeld fallen. Er versuchte Bälle in Räumen zu holen, in denen ihm Bälle nichts bringen. Immer wieder fehlte Aubameyang deshalb als Anspielstation an vorderster Front.

In der allerletzten Aktion des Spiels erschien er dann aber doch noch dort, wo er erscheinen muss. Am Fünfmeterraum, in guter Abschlussposition. Doch Aubameyang traf nur die Stange. "Der muss eigentlich reingehen", sagte Bosz und resümierte: "Wir waren nicht scharf genug auf Tore."

Eine Aussage, die für die ganze Mannschaft galt, ganz besonders aber für Aubameyang. Der Schuss in der letzten Minute war nämlich gleichzeitig sein einziger aufs Tor.

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