Leverkusen besiegt Spurs vor Rekordkulisse

Kevin Kampl erzielte das entscheidende 1:0 für Bayer Leverkusen
© getty

Am 4. Spieltag der Champions League besiegte Bayer Leverkusen Tottenham Hotspur mit 1:0 (0:0). Damit überholte die Werkself in Gruppe E die Spurs und springt auf den zweiten Platz.

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Vor 85.512 Zuschauern im Londoner Wembley Stadium erzielte Kevin Kampl das spielentscheidende 1:0 für Bayer Leverkusen (65.).

Wie schon das erste Heimspiel Tottenhams in dieser Champions-League-Saison gegen Monaco wurde auch die Partie gegen Leverkusen im Wembley Stadium ausgetragen - dabei wurde ein neuer Rekord aufgestellt: Noch nie besuchten mehr Fans ein Champions-League-Heimspiel eines englischen Klubs auf heimischem Boden. An Tottenhams eigentlichem Heimstadion White Hart Lane finden derzeit Umbauarbeiten statt.

Chicharito bestritt sein 50. Europapokalspiel. Leverkusen gelang zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ein Sieg in England. Bisher setzte es in neun Partien sieben Niederlagen und zwei Remis.

Die Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Wir haben sehr mutig und entschlossen gespielt, und ich bin glücklich, dass wir hier gewonnen haben. Dass die Spurs zu Chancen kommen würden, war klar. Aber wir sind sehr stabil geblieben. Wir mussten hart arbeiten und kämpfen, aber wir haben es uns einfach verdient."

Kevin Kampl (Leverkusen): "Das ist einzigartig, ein Tag, den ich nie vergessen werde. Was mit meinem Knöchel ist, weiß ich aber noch nicht."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Spurs-Trainer Pochettino stellt seine Startelf nach dem 1:1 in der Premier League gegen Leicester City auf zwei Positionen um. Davies und Sissoko ersetzen Rose und Janssen, die zu Beginn nur auf der Bank sitzen.

Bayer beginnt nach dem 2:1-Sieg in Wolfsburg mit drei Neuen. In der Innenverteidigung starten die genesenen Toprak und Tah statt Jedvaj und Dragovic, im defensiven Mittelfeld ersetzt Baumgartlinger Bender, der wegen einer Fersenprellung fehlt.

30.: Spurs-Trainer Pochettino reagiert früh und stellt taktisch um. Für Mittelfeldmann Dembele kommt Stürmer Janssen.

32.: Eriksen gibt den ersten Torschuss der Partie ab. In der Mitte enteilt er Aranguiz, hat Platz und hält aus 18 Metern drauf. Sein Schuss kommt aber direkt auf Leno, der ohne Probleme mit den Fäusten klärt.

43.: Walker verliert am eigenen Strafraum den Ball gegen Brandt, der mit seinem Abschluss hängen bleibt. Das Leder kommt zu Chicharito, der sich 16 Meter vor dem Tor die Ecke aussuchen kann, aber knapp verfehlt. Da war viel mehr drin.

48.: An der Strafraumkante duellieren sich Alli und Toprak, der Ball landet schließlich bei Eriksen, der aus 18 Metern draufhält und das Tor nur hauchdünn verpasst. Der Schuss geht links vorbei.

60.: Walker nimmt im Mittelfeld Fahrt auf und überrennt drei Leverkusener. Aus spitzem Winkel schließt der Rechtverteidiger flach ab. Der Schuss streift knapp am langen Pfosten vorbei ins Toraus.

61.: Doppelchance für Chicharito: Zunächst erobert Mehmedi den Ball stark gegen Dier und legt auf den Mexikaner quer. Dessen erster Schuss wird zunächst geblockt, beim zweiten Versuch ist Lloris rechtzeitig zurück und hält auf der Linie.

65., 0:1, Kampl: Kampl passt auf Aranguiz quer, der abzieht. Der Ball wird so unglücklich abgefälscht, dass Kampl wieder an die Kugel kommt und völlig freistehend links unten ins Eck einschießt.

83.: Dier führt einen Freistoß aus 17 Metern und halbrechter Position direkt aus und knallt das Leder an die Latte. Mit vereinten Kräften klären die Leverkusener den Abpraller.

Fazit: In einem hochklassigen und schnellen Spiel war Leverkusen die etwas bessere Mannschaft und somit der verdiente Sieger. Die Spurs ließen speziell am gegnerischen Strafraum zu oft Ideen und die letzte Konsequenz vermissen.

Der Star des Spiels: Julian Baumgartlinger. Überzeugte nicht nur mit einer hervorragenden Zweikampf- und einer guten Passquote, sondern bewies auch ein starkes Stellungsspiel. Immer wieder befreite er seine Mannschaft mit klugen Pässen aus Drucksituationen.

Der Flop des Spiels: Heung-Min Son. Beim Spiel gegen seine ehemaligen Kollegen enttäuschte der Südkoreaner auf ganzer Linie. Son war weder als zentraler Stürmer noch als Linksaußen ein Faktor. Er strahlte keine Torgefahr aus und verzeichnete keinen einzigen Abschluss.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Der Unparteiische hatte mit dieser größtenteils fairen Partie keine Probleme. In der 48. Minute beim Duell zwischen Alli und Eriksen nicht auf Elfmeter für Tottenham zu entscheiden, war zwar strittig, wohl aber auch letztlich richtig.

Das fiel auf:

  • Leverkusen begann extrem druckvoll, attackierte Tottenham an oder in deren Strafraum. In den ersten zehn Minuten wirkten die Spurs völlig überrumpelt und wussten sich nur mit weiten, unkontrollierten Befreiungsschlägen zu helfen.
  • Die Leverkusener kamen durch diese Spielweise zu einigen Ballgewinnen tief in des Gegners Hälfte und suchten dann stets den direkten Weg zum Tor. Dabei ließ Bayer aber die letzte Präzision vermissen, die entscheidenden Pässe waren meist einen Tick zu ungenau. Deshalb kreierte die Werkself keine wirklich guten Chancen.
  • Ab Minute 20 akklimatisierten sich die Spurs an Bayers Spielweise und kamen besser ins Spiel, Leverkusen zog sich etwas zurück. In der Folge entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel auf hohem Niveau.
  • Pochettino schickte seine Elf zwar mit einem 4-2-3-1-System ins Rennen, revidierte diesen Plan aber nach 30 Minuten, als er Stürmer Janssen für Defensivmann Dembele einwechselte. Fortan agierte Wanyanma als alleiniger Sechser und davor eine Viererkette an offensiven Mittelfeldspielern. Son, der im Zentrum begann, rückte auf die linke Außenbahn. Janssen stürmte zentral.
  • Leverkusen präsentierte sich im Offensivspiel extrem flexibel, die einzelnen Akteure hielten selten lange die gleiche Position. Mal ließ sich Mehmedi fallen, mal tauschten Kampl und Brandt die Seiten. Immer wieder überfrachtete die Werskelf auch eine Seite und schuf so Überzahlsituationen.
  • Nach dem Seitenwechsel agierten beide Defensivreihen nicht mehr so konsequent wie in der ersten Halbzeit. Mehr Chancen und Strafraumszenen waren die logische Konsequenz.

Tottenham Hotspur - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel

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