Dortmund verteidigt bei Real Tabellenführung

Marco Reus rettete dem BVB mit seinem späten Treffer den Gruppensieg
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Am 6. Spieltag der Champions League trennten sich Real Madrid und Borussia Dortmund 2:2 (1:0). Durch das Unentschieden verteidigte der BVB die Tabellenführung in der Gruppe F.

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Vor 81.044 Zuschauern im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu brachte Karim Benzema Real Madrid in der 28. Minute in Führung. Nach der Pause erhöhte der Franzose auf 2:0 (53.).

Pierre-Emerick Aubameyang verkürzte in der 61. Minute auf 1:2, ehe Marco Reus den späten Ausgleich erzielte (88.).

Nach vierwöchiger Pause feierte Toni Kroos sein Comeback bei Real Madrid. Der deutsche Nationalspieler wurde in der 63. Minute für Luka Modric eingewechselt.

Borussia Dortmund stellte mit insgesamt 21 Treffern einen neuen Torrekord für die Champions-League-Gruppenphase auf. Real musste nach acht gewonnen Champions-League-Heimspielen in Folge wieder einmal einen Punktverlust im eigenen Stadion hinnehmen. Dortmund konnte auch sein sechstes Gastspiel im Bernabeu nicht siegreich gestalten.

Bereits zum zwölften Mal traf Dortmund in der Champions League auf Real. Mit keinem Verein duellierte sich der BVB in diesem Wettbewerb häufiger.

Die Reaktionen:

Zinedine Zidane (Trainer Real Madrid): "Wir hatten sehr viele Möglichkeiten, auch das dritte Tor zu schießen. Stattdessen haben wir Dortmund die Möglichkeit gegeben, ins Spiel zurückzukommen. Dortmund hat diesen ersten Platz verdient, sie haben gezeigt, wie stark sie sind."

Thomas Tuchel (Trainer Borussia Dortmund): "Spiele von Borussia Dortmund sind etwas ganz Tolles, aber auch etwas sehr Nervenaufreibendes. Wir haben sehr gut begonnen, dann aber gab es so viele einfache Fehler, wir haben falsche Entscheidungen getroffen. Letztlich war es dann aber ein super Ende für uns."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Real-Trainer Zidane stellt seine Startelf im Vergleich zum Clasico gegen Barcelona (1:1) auf zwei Positionen um. James und Casemiro ersetzen im Mittelfeld Isco und Kovacic. Kroos sitzt erstmals nach überstandener Fußverletzung auf der Bank.

Beim BVB nimmt Tuchel nach dem 4:1-Sieg gegen Gladbach drei Änderungen vor und stellt von einer Dreier- auf eine Viererkette um. Statt Sahin (nicht im Kader), Ginter und Reus (beide Bank) starten Schürrle, Pulisic und Weigl.

4.: Schmelzer kommt über die linke Seite und spielt den Ball dann flach in die Mitte. Varane klärt nur unzureichend, sodass Schürrle nahe der Strafraumgrenze frei zum Abschluss kommt. Er schießt etwa einen Meter drüber.

10.: Casemiro nimmt Castro an der Mittellinie mit einer Bilderbuch-Grätsche die Kugel ab und bedient direkt Ronaldo, der Sokratis nahe des linken Strafraumecks austanzt und dann mit der Ferse auf Benzema ablegt. Der Franzose zieht aus 15 Metern linker Position ab, Weidenfeller ist im kurzen Eck aber zur Stelle. Bartra bringt den Abpraller schließlich aus der Gefahrenzone.

18.: Vazquez bringt die Kugel von der linken Seite ans rechte Strafraumeck, wo Ronaldo im Stile eines Weltfußballers das Spielgerät aus der Luft holt und an den rechten Fünferrand zu James passt. Der versucht die Kugel am herauseilenden Weidenfeller vorbeizuheben, scheitert aber am starken BVB-Keeper.

28., 1:0, Benzema: Carvajal hat auf der rechten Seite aufreizend viel Platz, weil Schmelzer erneut nicht schnell genug hinten ist. Der Real-Außenverteidiger tunnelt bei seiner flachen Hereingabe Bartra, an der zweiten Stange kommt Piszczek gegen Benzema zu spät und muss zusehen, wie der Franzose an Weidenfeller vorbei ins kurze Eck einschiebt.

38.: Dembele legt rechts in den Strafraum auf Pulisic, der aus zehn Metern und spitzem Winkel abzieht. Navas lässt prallen, hat den Schuss aber im Nachfassen.

39.: Schürrle schießt einen Freistoß aus etwa 20 Metern direkt halbhoch Richtung linke Ecke. In letzter Sekunde ist Navas zur Stelle und pariert den Schuss.

49.: Von rechts kommend lässt Dembele Modric mit einer Körpertäuschung aussteigen und zieht dann mit dem Außenrist vom Elfmeterpunkt ab, die Kugel streift Zentimeter rechts vorbei.

50.: Pulisic bringt den Ball von der rechten Strafraumkante mit Wucht flach in die Mitte, wo Castro aus fünf Metern die Kugel nicht richtig trifft und die Riesen-Gelegenheit zum Ausgleich vergibt.

52.: Nach einem schönen Angriff und einer Hereingabe von Carvajal kommt Benzema mittig im Strafraum völlig frei zum Abschluss. Weidenfeller pariert aber glänzend.

53., 2:0, Benzema: James flankt das Spielgerät von links Richtung zweite Stange. Dort lässt Bartra Benzema entwischen, der Franzose nickt humorlos ein.

61., 2:1, Aubameyang: Weigl spielt von halbrechts eine klasse Seitenverlagerung auf die linke Außenbahn zu Schmelzer, der per Direktabnahme flach in den Fünfer auf Aubameyang legt. Der Gabuner schiebt aus kurzer Distanz locker ein.

69.: Ronaldo zieht aus gut 16 Metern ab und visiert das rechte obere Eck an, Weidenfeller ist aber zur Stelle und klärt mit einer starken Parade zur Ecke.

69.: James bringt einen Eckball von rechts in die Strafraummitte, wo Benzema erneut per Kopf abschließt und das linke Eck anvisiert, dort aber nur Reus anköpft. Er klärt auf der Linie.

78.: Vazquez flankt den Ball vom rechten Strafraumeck Richtung zweiter Stange, wo Piszczek Ronaldo alleine lässt. Der Portugiese muss aus acht Metern eigentlich für die Entscheidung sorgen, schiebt die Kugel aber an die rechte Stange.

88., 2:2, Reus: Mor erkämpft sich auf der linken Außenbahn stark gegen Marcelo den Ball und spielt den herausragenden Steilpass auf die rechte Seite zu Aubameyang, der Ramos ausspurtet. Anschließend legt er ins Zentrum ab auf Reus, der aus acht Metern zentral einnetzt.

Fazit: Real und Dortmund lieferten sich einen äußerst ansehnlichen und unterhaltsamen Schlagabtausch. Beide Mannschaften erarbeiteten sich zahlreiche Chancen, das Remis war letztlich das gerechte Ergebnis.

Der Star des Spiels: Pierre-Emerick Aubameyang. Lange war vom Stürmer des BVB wenig zu sehen, ehe er seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit den Gruppensieg rettete. Erst besorgte er den Anschlusstreffer, dann legte er Reus, der nur mehr einschieben musste, perfekt auf.

Der Flop des Spiels: Christian Pulisic. Auf der rechten Seite machte Pulisic ein äußerst unauffälliges Spiel. Vom Dortmunder Offensivquartett trug er am wenigsten zu brauchbaren Angriffen bei. Schwach auch seine Zweikampfquote von knapp 30 Prozent. Beim Treffer zum zwischenzeitlichen 0:2 hinderte Pulisic James nicht bei dessen Flanke. In der 61. Minute wurde er dann ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen). In einem fairen Spiel hielt sich der Unparteiische angenehm im Hintergrund. Zu Gute kamen ihm dabei aber auch die beiden Mannschaften, sich ein faires Duell lieferten.

Das fiel auf:

  • Dortmund begann mit drei nominellen Außenspielern. Den Posten in der Mitte übernahm dabei fast gänzlich Dembele, der sich in dieser ungewohnten Rolle durchaus aktiv präsentierte. Immer wieder ließ er sich zurückfallen, forderte Bälle und leitete Angriffe ein.
  • Linksverteidiger Schmelzer agierte deutlich höher als sein Pendant auf rechts, Piszczek. Das führte dazu, dass Schmelzers nomineller Vordermann Schürrle oft etwas einrückte. So entstand eine leicht asymmetrische Formation. Einher mit Schmelzers Offensivdrang (der unter anderem das 1:2 durch Aubameyang, das Schmelzer vorbereitet, erst ermöglichte) ging aber auch eine gewisse defensive Nachlässigkeit. Beim Treffer zum 0:1 war Schmelzers Seite beispielsweise gänzlich unbewacht.
  • Real zeigte sich im Laufe des Spiels taktisch äußerst flexibel. Trainer Zidane ließ die Königlichen zu Beginn in ihrem gewohnten 4-3-3 agieren, stellte Mitte der ersten Halbzeit aber auf eine Art 4-4-2 um. Vazquez wechselte dafür vom linken Flügel ins rechte Mittelfeld, Ronaldo und Benzema bildeten die Doppelspitze.
  • Interessant war die Position von James, der über weite Strecken einen klassischen Spielmacher gab. Der Kolumbianer durfte sich frei bewegen und tauchte überall auf dem Platz auf. Abgesichert wurde er dabei von Modric und Casemiro.
  • Real agierte in den ersten Minuten abwartend, überließ dem BVB den Ball und versuchte sich mit Steilpässen. Diese Spielweise gaben die Königlichen aber bald auf und stellten in der Folge auf einen geduldigem Kombinationsfußball um. Da auch Dortmund mutig agierte, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch.

Real Madrid - Borussia Dortmund: Die Statistik zum Spiel