Knappe Niederlage für Bayer in Rom

Bayern und Lazio lieferten sich ein Duell auf Augennhöhe
© getty

Im Playoff-Hinspiel der Champions League hat Lazio Rom gegen Bayer Leverkusen mit 1:0 (0:0) gewonnen und die Werkself vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch ordentlich unter Druck gesetzt.

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Vor 32.000 Zuschauern im Estadio Olimpico sorgte der eingewechselte Balde Diao Keita für den einzigen Treffer an diesem Abend (77.).

Lazio feierte somit im elften Spiel gegen ein deutsches Team den sechsten Sieg (bei zwei Niederlagen und drei Remis).

Während des Spiels kam es zu rassistischen Zwischenfällen auf der Tribüne. Im Lazio-Block waren lautstarke Affenlaute zu vernehmen, wenn Jonathan Tah, Karim Bellarabi oder Wendell am Ball waren. Schiedsrichter Jonas Eriksson drohte daraufhin frühzeitig mit einem Spielabbruch. Der Stadionsprecher forderte auf Geheiß des schwedischen Unparteiischen die Lazio-Fans im Olympiastadion auf, sich gegenüber den dunkelhäutigen Spielern aufseiten der Gäste fair und anständig zu verhalten.

Am kommenden Mittwoch erwartet Leverkusen die Römer in der heimischen BayArena zum Rückspiel.

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Die Reaktionen:

Roger Schmidt (Trainer Bayer Leverkusen): "Ich glaube, dass wir hier ein gutes Spiel gemacht haben. Wir waren über weite Strecken des Spiels die dominiernde Mannschaft. Ich bin für das Rückspiel ganz zuversichtlich und glaube fest daran, dass wir auch diese Saison wieder Champions Leauge spielen."

Bernd Leno (Bayer Leverkusen): "Wir haben ein gutes Spiel gemacht, die Niederlage war wirklich unnötig. Zu Hause sind wir eine Macht."

Stefan Kießling (Bayer Leverkusen): "Das Ergebnis passt nicht. Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht und einen sehr hohen Aufwand betrieben. Wir glauben aber fest daran, dass wir es im Rückspiel noch schaffen."

Miroslav Klose (Lazio Rom): "Ich hoffe, dass es nur eine Verhärtung im Oberschenkel ist, habe aber kein gutes Gefühl. Der Drops ist noch nicht gelutscht. Gut ist, dass uns im Rückspiel ein Unentschieden reicht."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bayer-Coach Schmidt schickt exakt die selbe Elf auf den Rasen, die am Wochenende 1899 Hoffenheim mit 2:1 besiegte. Matchwinner Brandt bleibt ebenso zunächst auf der Bank wie Neuzugang Aranguiz. Der angeschlagene Bender (Rücken) ist doch rechtzeitig fit geworden.

Die Gastgeber müssen ihren Keeper ersetzen. Marchetti muss aufgrund einer Rippenverletzung passen, für ihn hütet Berisha den Kasten. Klose beginnt ganz vorne, unterstützt von Candreva und Anderson. Auf der Sechs startet Lazio mit WM-Finalist Biglia.

23.: Erste Chance für Leverkusen. Bellarabi hat die Seite mit Son gewechselt und kommt nun über links. Dort vernascht er Basta mit einer einfachen Körpertäuschung, zieht in den Strafraum und schließt ab. Allerdings zischt sein Geschoss knapp über die Latte.

26.: Wow! Was für ein Geschoss von Bender, der aus gut 25 Metern einfach mal abzieht und die Kugel an den linken Pfosten jagt.

27.: Im Gegenzug der Konter von Lazio. Klose bekommt das Leder von Anderson wunderbar im Strafraum serviert, umkurvt Leno, aber der Winkel wird zu spitz und der WM-Rekordtorschütze tritt nur den linken Pfosten. Den Nachschuss haut Biglia in die Wolken.

45.: Was ist denn Calhanoglu für ein Schlitzohr? Der Spielmacher fängt einen Pass von Lulic in der eigenen Hälfte ab und sieht gleich, dass Berisha zu weit vor seinem Kasten steht. Der Türke zieht aus gut 60 Metern ab, triff aber von der rechten Seite nur das Außennetz. Berischa wäre nicht mehr ran gekommen.

46.: Klose bleibt angeschlagen in der Kabine, für ihn kommt Keita. Auch Bayer wechselt. Mehmedi kommt für den entäuschenden Son.

60.: Wendell bekommt den Fuß 18 Meter vor dem Lazio Kasten ins Gesicht. Calhanoglu aber haut den Freistoß zu zentral auf den Kasten, Berisha reist die Fäuste nach oben und pariert.

63.: Nach einem Einwurf dreht sich Keita blitzschnell um den etwas steif wirkenden Tah. Der Stürmer ist bereits im Strafraum und hebt das Leder am herauseilenden Leno vorbei, aber auch neben das Tor.

66.: Freistoß von Calhanoglu aus gut 35 Metern. Der Türke versucht es direkt und Berisha muss eingreifen. Der Keeper lenkt das Leder mit seinem langen Arm am Pfosten vorbei zur Ecke.

69.: Bellarabi geht auf der rechten Seite mit viel Tempo an seinen Gegenspieler vorbei und legt die Kugel in den Rücken der Abwehr. Dort zieht Calhanoglu ab und schießt dabei Kießling an die Wade von wo aus der Ball ins Tor geht. Allerdings steht Kießling hauchdünn - aber wirklich hauchdünn im Abseits! Ganz, ganz enge Entscheidung.

72.: Glanztat von Leno. Anderson setzt sich gut über die linke Seite durch und legt den Ball von der Grundlinie in die Mitte. Dort rauscht Keita in die Kugel, doch Leno pariert mit einem glänzenden Reflex.

77., 1:0, Keita: Tah muss nach einem Fehler von Papadopoulos an der Mittellinie ins Laufduell mit Keita und zieht dabei den Kürzeren. Der Senegelase lässt Leno im Abschluss keine Chance, vom linken Innenpfosten springt der Ball ins Tor.

90.+2: Anderson zieht von rechts in die Mitte und schließt aus 16 Metern ab. Den Flachschuss hat Leno im Nachfassen.

Fazit: Lazio war in der ersten, Bayer in der zweiten Halbzeit besser. Allerdings nutzten die Gastgeber eine ihrer Chancen und siegten somit nicht unverdient.

Star des Spiels: Baldo Diao Keita. Kam in der Halbzeit für Klose und brachte Tah und Papadopoulos ordentlich ins Schwitzen. War quirlig, sehr umtriebig und von den beiden Kanten in Leverkusens Innenverteidigung kaum zu fassen. Erzielte auch den Siegtreffer.

Flop des Spiels: Kyriakos Papadopoulos. Hatte immer wieder seine Aussetzer. Folgenschwer war der in der 77. Minute, als ihm der Ball unter dem Fuß durchrutschte, Tah so ins Laufduell zwang und Bayer den Gegentreffer kassierte. Seine körperliche Präsenz war durchaus beeindruckend, allerdings waren seine fußballerischen Defizite an diesem Tag mehr als offensichtlich.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Gelb gegen Kießling und Wendell im ersten Durchgang waren absolut vertretbar, der Karton gegen Leno (31.) aber reichlich übertrieben. Ließ Wendell kurz vor der Pause auf dem Platz, als er das Foul des Brasilianers an Anderson nicht mit der zweiten Gelben ahndete. Lag nach der Pause wieder falsch, als er Mauricios übertriebenes Einsteigen gegen Bellarabi nicht mit Rot bestrafte. Beim Abseitstreffer von Calhanoglu in der 70. Minute lag er mit seinem Gespann allerdings richtig. Hätte auch Papadopoulos in der 83. Minute vom Platz stellen können, als er Keita als letzter Mann zu Boden riss.

Das fiel auf:

  • Insgesamt eine sehr zerfahrene Partie mit vielen Ballverlusten, aber auch viel Tempo. Beide Teams machten das Spielfeld sehr eng, wodurch gepflegte Passkombinationen kaum zu sehen waren. Bayer wirkte dabei noch etwas nervöser, als Paradebeispiel diente dabei Papadopoulos' Fehlpass in der 20. Minuten als er völlig unbedrängt den Ball ins Aus spielte.
  • Lazio agierte meist mit weiten Bällen aus der Verteidigung heraus, womit Leverkusens Pressingmaschine ins Leere lief. Auch die Werkself versuchte es mit ähnlichen Mitteln, weil auch die Römer früh pressten. Allerdings war Lazio bei den zweiten Bällen aggressiver und dadurch besser im Spiel.
  • Wenn Leverkusen es einmal spielerisch versuchte, wurde der Ballführende in der gegnerischen Hälfte meist gedoppelt. Wenn es mal gefährlich wurde, dann durch Einzelaktionen (Bellarabi) oder aus der Distanz (Bender, Calhanoglu).
  • Nach gut einer Stunde war die Werkself das bessere Team, weil im Mittelfeld durch Bender und Kramer die entscheidenden Zweikämpfe gewonnen wurden und man im Mittelfeld dadurch die Oberhand gewann. Lazio kam gar nicht mehr ins Spiel und konnte sich kaum noch befreien. Als Bayer drauf und dran war den Führungstreffer zu erzielen, patzte Papadopoulos.
  • Bayer versuchte am Ende alles und brachte mit Brandt und Kruse weitere Offensivspieler, doch die Italiener waren letztlich zu clever und so wurde es nicht mehr gefährlich.

Lazio Rom - Bayer Leverkusen: Die Statistik zum Spiel