Gladbacher Debakel zum Debüt

Kevin Gameiro (r.) brachte den FC Sevilla in Führung
© getty

Die Champions-League-Premiere von Borussia Mönchengladbach ging gründlich daneben. Die Fohlen unterlagen am 1. Spieltag der Gruppenphase beim FC Sevilla mit 0:3 (0:0).

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Vor 40.000 Zuschauern im Ramon Sanchez Pizjuan trafen Kevin Gameiro (47.) und Ever Banega (66.) jeweils vom Elfmeterpunkt. Einen dritten Strafstoß schoss Gameiro an die Latte (50.).

Den Schlusspunkt setzte der eingewechselte Yevhen Konoplyanka in der 84. Minute.

Für die Borussia war es nach der Pleitenserie in der Bundesliga die fünfte Pflichtspielniederlage in Folge.

Die Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Gladbach): "Wir konnten mit dem 0:0 zur Halbzeit zufrieden sein. Den ersten Elfmeter habe ich nicht verstanden, das war keiner. Vitolo ist der beste Schauspieler der Welt, das wusste ich schon lange. Aber wir haben auch viele Fehler gemacht. Das Problem des Teams ist im Moment das Tempo, technisch und gedanklich."

Andre Hahn (Gladbach): "Es waren sehr schwierige 90 Minuten. Wir wussten, dass uns eine komplizierte Aufgabe erwartet und haben im ersten Durchgang eigentlich ganz gut verteidigt. Wir haben uns dann viel für die zweite Hälfte vorgenommen und in der Kabine angesprochen, dass wir im Strafraum aufpassen müssen, weil Sevilla ständig Elfmeter gefordert hat. Dass wir dann direkt nach der Pause zwei Strafstöße hintereinander hinnehmen mussten, ist natürlich bitter."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Sevilla muss den Torhüter wechseln: Anstelle des verletzten Beto steht Rico zwischen den Pfosten. Außerdem spielen nach dem 1:1 bei UD Levante heute Banega und Reyes anstelle von Kakuta (Rückenprobleme) und Llorente.

Bei Gladbach gibt es im Vergleich zum 0:3 gegen den HSV eine personelle Änderung: Für den verletzten Stranzl (Augenhöhlenbruch) steht Traore in der Startelf. Ansonsten baut Trainer Favre das System um. Im 4-4-1-1 rückt Jantschke zurück auf die Innenverteidiger-Position, das defensive Mittelfeld bilden Stindl und Nordtveit. Hahn kommt über die rechte Seite, Raffael unterstützt die einzige Spitze Hazard.

5.: Gameiro bringt den Ball im Zentrum zum neben ihm mitgelaufenen Vitolo. Der wird beim Eindringen in den Strafraum nicht gestört und zieht aus 13 Metern ab. Die Kugel knallt gegen den linken Pfosten und springt Reyes vor die Füße, der aus sechs Metern über den leeren Kasten bolzt!

6.: Freistoß Traore von halbrechts auf den langen Pfosten. Brouwers kommt mit dem Kopf an den Ball - haarscharf links vorbei.

30.: Korb verliert Reyes aus den Augen. Der flankt von links auf den kurzen Pfosten, Gameiro ist einen Schritt schneller als Jantschke, trifft aber nur das Außennetz.

43.: Gameiro zieht links im Sechzehner aus elf Metern ab, Sommer pariert den verdeckten Schuss stark mit der linken Hand.

47., 1:0, Gameiro (Elfmeter): Sommer ist am Fünfer vor Vitolo am Ball, trifft dabei auch den Gegner. Schiedsrichter Kralovec gibt Elfmeter - Fehlentscheidung.

49., Gameiro verschießt Elfmeter: Diesmal ist die Sache klar. Brouwers fährt gegen Vitolo den Fuß aus, doch Gameiro knallt die Kugel an die Unterkante der Latte.

66., 2:0, Banega (Elfmeter): Wieder unstrittig. Jantschke haut Gameiro aus den Socken, Banega läuft an und schießt den Ball flach unten links ins Netz.

82.: Sevila spielt mit Gladbach Katz und Maus. Reyes chippt den Ball von links in die Mitte, Immobile köpft aus fünf Metern aufs Tor - Sommer lenkt den Ball über die Latte.

84.,3:0, Konoplyanka: Jetzt auch noch Slapstick. Konoplyanka flankt von rechts, der Ball wird scharf und Sommer boxt das Ding von der Linie ins Tor.

Fazit: Völlig verdienter Sieg für Sevilla gegen eine schwache Borussia, die mit dem 0:3 noch gut bedient ist.

Der Star des Spiels: Kevin Gameiro. Sevillas einzige Spitze war nie in den Griff zu kriegen und an sieben Torschüssen von Sevilla beteiligt. Gewann starke 75 Prozent seiner Zweikämpfe und holte den dritten Elfmeter heraus. Hatte Pech bei seinem zweiten Schuss vom Punkt.

Der Flop des Spiels: Lars Stindl. Der Neuzugang aus Hannover kommt einfach nicht auf die Beine. Sein Zweikampfverhalten war indiskutabel (nur 25 Prozent gewonnene Duelle), zudem führte sein Ballverlust im Mittelfeld zum ersten Elfmeter. Als Anspielstation und Ballverteiler war Stindl ebenso wenig zu gebrauchen. Wurde nach 67 Minuten mit der Auswechslung erlöst.

Der Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien). Machte gleich einen großen Fehler, als er Korbs Einsteigen gegen Reyes nicht als Foul ahndete und Sevilla somit eines Elfmeters beraubte (8.). Machte den nächsten großen Fehler, als er kurz nach der Pause nach dem Zweikampf zwischen Sommer und Vitolo auf den Punkt zeigte.

Das fiel auf:

  • Gladbach zog sich von Beginn an weit zurück und verzichtete auf jegliches Pressing. Sevilla war dadurch gezwungen, das Spiel geduldig aufzubauen. Sobald die Spanier den Ball im letzten Drittel schnell machten, kamen sie auch zu guten Torchancen.
  • Während Gladbach zwei Viererketten aufbot, spielte Sevilla mit einer Dreierabwehrkette. Die etatmäßigen Außenverteidiger Tremoulinas und Coke spielten extrem offensiv, Krychowiak und N'Zonzi ließen sich aus dem defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverteidiger fallen.
  • Den Fohlen merkte man das fehlende Selbstvertrauen deutlich an. Wenn die Borussia mal die Chance hatte, einen Konter einzuleiten, wurde sofort das Tempo rausgenommen und der Sicherheitspass gespielt. In den Zweikämpfen agierten die Gäste zudem naiv und gedanklich zu langsam.
  • Die Maßnahme, Hahn auf die Außenbahn zu ziehen und mit Hazard nur eine Spitze aufzubieten, schlug fehl. Hahn hatte offensiv keine Szene und musste Rechtsverteidiger Korb immer wieder defensiv helfen.
  • Sevilla war vor allem in der ersten Halbzeit keineswegs furchteinflößend, die Gladbacher machten es den Gästen aber mit einfachen Ballverlusten und teilweise körperlosem Spiel einfach. In ihrer derzeitigen Verfassung hat die Borussia auf der großen Bühne wenig Aussicht auf Erfolge. Im Grunde war Gladbach völlig überfordert.

FC Sevilla - Borussia Mönchengladbach: Die Statistik zum Spiel

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