United watscht Leverkusen böse ab

Mit seinem erst zweiten Ballkontakt bereitete Rooney die United-Führung durch Valencia vor
© getty

Bayer Leverkusen hat das Heimspiel am 5. Spieltag der Champions-League-Gruppe A gegen Manchester United mit 0:5 (0:2) verloren. Damit hat es die Werkself nicht mehr in der eigenen Hand, sich für das Achtelfinale zu qualifizieren.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 29.412 Zuschauern in der BayArena gingen die Red Devils durch Antonio Valencia in Führung (22.), nur acht Minuten später unterlief Leverkusens Innenverteidiger Emir Spahic ein Eigentor zum 0:2. Jonathan Evans besorgte im zweiten Abschnitt die endgültige Entscheidung zugunsten Uniteds. Chris Smalling erzielte das vierte Tor der Gäste (77.), Nani besorgte den Endstand (88.).

Für Leverkusen setzte es damit die erste Heimniederlage nach mehr als acht Monaten und die höchste in der Königsklasse.

Durch den Sieg von Schachtjor Donezk gegen Real Sociedad ist Leverkusen nun auf den dritten Platz in der Gruppe A abgerutscht und hat vor dem abschließenden Spiel bei den Spaniern einen Punkt Rückstand auf Donezk.

Verlieren die Ukrainer in Manchester und Bayer verliert nicht bei Sociedad, dann steht die Elf von Sami Hyypiä im Achtelfinale - weil sie den direkten Vergleich gegen Schachtjor gewann (0:0 und 4:0).

Reaktionen:

Sami Hyypiä (Trainer Bayer Leverkusen): "Das war eine Lehrstunde für uns. United hat von unseren Fehlern profitiert. Ich hoffe, dass so ein Spiel gut ist für die Zukunft und wir daraus lernen. Bis zum zweiten Tor war das Spiel nicht so schlecht. Dann haben wir den Glauben verloren, dass es etwas wird."

Rudi Völler (Sportchef Bayer Leverkusen): "Mir fehlen selten die Worte, aber das ist ein ganz bitterer Abend. Wir müssen die Mannschaft jetzt wieder aufbauen. Die Spieler sind geknickt, damit haben wir nicht gerechnet. Wir haben aber noch eine Chance."

Stefan Kießling: "Wenn man fünf Tore kriegt, kann man nicht viel sagen. Wir wollten es spielerisch lösen, was zunächst auch gut gelungen ist. Dass man sich so abschießen lässt, darf nicbt passieren. Jetzt müssen wir im letzten Spiel unser Ding erfüllen und schauen, was dabei rauskommt."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Leverkusen muss auf Sam (Muskelfaserriss) verzichten. Reinartz, der sechs Wochen lang nicht gespielt hat, rutscht ins Team. Castro nimmt die Sam-Position auf dem rechten Flügel ein. Zudem verdrängt Spahic Wollscheid auf die Bank.

United kann Fellaini (Gelb-Rot), Carrick (Sprunggelenksverletzung), Vidic (Gehirnerschütterung) und van Persie (Adduktorenprobleme) nicht einsetzen. Stattdessen laufen Ex-Dortmunder Kagawa sowie der bald 40-jährige Giggs auf, auch Jones ist wieder auf der Doppelsechs dabei. Nani bestreitet sein erstes internationales Spiel in dieser Saison.

16.: Über Evra und Giggs, die nicht angegriffen werden, kommt der Ball zu Nani. Der Portugiese schlenzt die Kugel links im Strafraum in Richtung langes Eck - drüber.

19.: Eckball Leverkusen von rechts. Am kurzen Pfosten geht Spahic dem Ball entgegen, köpft aber mittig über den Kasten.

21.: Kießling setzt zum Dribbling an und wackelt Ferdinand aus, geht Richtung Tor, wird aber im letzten Moment von Jones abgegrätscht.

22., 0:1, Valencia: Reinartz verliert die Kugel im Vorwärtsgang an Kagawa. United kontert dann über Giggs und Rooney, der links am Strafraum mit seinem erst zweiten (!) Ballkontakt den von rechts einlaufenden Valencia wunderschön bedient. Der drückt den Ball dann aus kurzer Distanz ins Tor.

30., 0:2, Spahic (Eigentor): Reinartz foult Kagawa. Rooney - mit seinem siebten Ballkontakt - bringt den Freistoß von halblinks auf den Elfmeterpunkt. Im Getümmel mit Smalling rutscht der Ball über Spahics Scheitel und von dort rechts oben ins Tor.

59.: Übler Pass von Spahic im Aufbau, direkt in die Füße von Nani. Der spielt Doppelpass mit Rooney und zieht links am Strafraum mit links ab - flach rechts daneben.

60.: Eckball Leverkusen von rechts. Diesmal ist es Reinartz am kurzen Pfosten, dessen Kopfballversuch vom Rücken eines Manchester-Spielers an den rechten Außenpfosten springt.

63.: Rooney tunnelt Rolfes und schießt dann zentral aus 20 Metern aufs Tor. Der Ball fliegt nur knapp am linken Pfosten vorbei.

65., 0:3, Evans: Eckball Giggs von rechts. Valencia köpft am kurzen Pfosten direkt auf Rooney, der blank steht und direkt schießt. Leno wehrt ab, Evans staubt ab.

77., 0:4, Smalling: Kagawa lupft rechts am Strafraum den Ball schön zu Rooney hindurch. Leno kommt heraus, Rooney legt den Ball quer, so dass Smalling die Kugel nur noch ins leere Tor drücken muss.

79.: Nach einem Eckball von rechts wehrt Bayer den Ball direkt zu Jones ab. Der hält sofort quer in der Luft liegend drauf. Den Aufsetzer kratzt Leno aus dem Winkel.

84.: Schneller Angriff der Gäste durch das Zentrum, an dessen Ende der eingewechselte Anderson frei vor Leno auftaucht. Der Torhüter wehrt den Ball zur Seite ab.

88., 0:5, Nani: Der eingewechselte Kohr verliert den Ball an Giggs, der sofort zu Nani weiterleitet. Leno kommt aus dem Kasten, doch der Portugiese lupft den Ball von links im Strafraum gekonnt ins Tor. Sein erster Treffer nach neun Monaten.

Fazit: Hochverdienter Sieg für Manchester gegen ein desolates Leverkusen, das einmal mehr zu viel Respekt vor einem "großen" Gegner zeigte und sich am Ende unwürdig auseinander nehmen ließ.

Der Star des Spiels: Manchesters Offensivabteilung war richtig gut drauf, für die Highlights sorgte dabei meist Wayne Rooney. Bereitete die ersten vier Tore des Abends vor und ist somit an sieben der neun Tore direkt beteiligt gewesen, die Manchester in beiden Spielen gegen Bayer schoss. Sehr spielfreudig und mit dem Ball am Fuß fast fehlerlos.

Der Flop des Spiels: Stefan Reinartz stand nach einer Fersenverletzung erstmals seit dem 18. Oktober wieder auf dem Feld und erlebte eine äußerst unglückliche Rückkehr. Leitete den Konter zum 0:1 ein, als er einen Ball unsinnig mit der Hacke weiterleiten wollte und damit den Ball im Vorwärtsgang verlor. Ebenfalls unnötig sein Foul an Kagawa, das zum Freistoß vor dem 0:2 führte. Nie richtig drin im Spiel, zu wenig aggressiv und zu weit weg von den Gegenspielern. Auch schwach: Spahic.

Der Schiedsrichter: Svein Oddvar Moen. Der Norweger lag mit seinem Gespann bei allen wichtigen Szenen richtig. Besonders gut funktionierten die Abseitsentscheidungen. Tolle Leistung in einer fairen Partie.

Das fiel auf:

  • Ganz schwache Leistung von Bayer. Die Werkself schien vom offensiven Verteidigungsspiel der Gäste überrascht. Manchester schob mit dem Mittelfeld früh drauf, Kagawa war erster Störspieler. Auch Giggs löste sich bei tiefem Ballbesitz von Bayer früh, die Passwege waren so effektiv zugestellt.
  • Damit zwangen die Red Devils Leverkusens Abwehr zu vielen langen Bällen, die in eigenem Ballbesitz mündeten. Auch mit Ball am Fuß rückte United zügig sowie geschlossen auf und bewies eine gute Raumaufteilung.
  • Leverkusen hatte wie schon im Hinspiel beim Offensivvortrag zu viel Respekt vor den Gästen. Dem Mittelfeld mangelte es an Anspielstationen, Tempo und Kreativität. Nur wenn Kießling einmal einen langen Schlag schnell verarbeiten konnte, wurde es für United brenzlig. Diese Umschaltbewegungen gerieten jedoch oft zu eindimensional, im vorderen Drittel traf Bayer zu viele falsche Entscheidungen beim Passspiel.
  • Nach der Pause presste Leverkusen phasenweise tiefer in der gegnerischen Hälfte. Wurde dann einmal ein Ball gewonnen, stockte das Umschaltspiel, weil sich die Spieler zu spät vom Ball trennten. Überhaupt wurde das letzte Drittel von Bayer schlecht besetzt, die Außenverteidiger rückten kaum einmal dynamisch nach.

Leverkusen - Manchester United: Die Statistik zum Spiel