Super-Bayern entzaubern das Camp Nou

Von Stefan Rommel / Andreas Lehner
Arjen Robben (M.) entschied das Halbfinale gegen Barca mit seinem Tor endgültig
© getty

Der FC Bayern München steht im Finale der Champions League und trifft am 25. Mai im ersten rein deutschen Endspiel der Geschichte auf Borussia Dortmund. Der deutsche Meister sicherte sich durch einen 3:0(0:0)-Sieg beim FC Barcelona den Einzug ins Endspiel in London. Das Hinspiel hatten die Bayern bereits mit 4:0 gewonnen.

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Vor 96.636 Zuschauern im Camp Nou erzielten Arjen Robben (48.), Gerard Pique per Eigentor (72.) und Thomas Müller (76.) die Treffer für den FCB. Bei Barca saß Leo Messi wegen einer Oberschenkelverletzung die kompletten 90 Minuten nur auf der Bank.

Einzelkritik: Schweinsteiger wie ein Boss

Für die Bayern ist es der dritte Finaleinzug in den letzten vier Jahren. Barca scheiterte nach 2012 zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale und hat zum ersten Mal überhaupt in der K.o.-Phase der Königsklasse beide Spiele einer Runde verloren.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern): "Ich denke, dass wir in dieser Saison eine Mannschaft sind, die großen Zusammenhalt hat. Wir arbeiten überragend zusammen. Wir haben alle großen Hunger auf Erfolg, sind Deutscher Meister, stehen jetzt im Champions League Endspiel. Beide Spiele haben gezeigt, dass wir auf ganz hohem Niveau Fußball spielen können. Es gibt Elemente, die selten zu sehen sind, taktisch, in der Spielorganisation, der Raumaufteilung und wenn notwendig auch mit Hochgeschwindigkeitsfußball. Man merkt, dass wir reifer geworden und ein Team sind."

Matthias Sammer (FC Bayern Sportvorstand): "Der FC Bayern steht zum dritten Mal nach 2010 und 2012 im Finale, das ist schon eine starke Qualität. Wir müssen jetzt auch den Titel holen, das ist ganz klar."

Alle Stimmen zum Spiel im Überblick

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Barca überraschend ohne Messi, den muskuläre Probleme zunächst auf die Bank zwingen. Dazu fehlen in Busquets und Alba zwei weitere eminent wichtige Spieler. Für Busquets spielt Song im defensiven Mittelfeld, Adriano ersetzt Alba, Messi wird durch Villa ersetzt. Der junge Bartra spielt erneut neben Pique in der Defensivzentrale.

Die Bayern ohne Dante, der wegen einer Erkältung nicht ganz fit ist. Van Buyten rückt dafür ins Team. Gomez muss auf die Bank, weil Mandzukic seine Sperre abgesessen hat. Ansonsten keine Veränderungen bei den Bayern im Vergleich zum Hinspiel.

24.: Pedro nimmt sich ein Herz und zieht aus fast dreißig Metern zentraler Position ab. Neuer lenkt den Ball über die Latte.

27.: Flanke Alves von rechts. In der Mitte legt Fabregas auf Xavi ab. Volleyschuss mit links aus sechs Metern - knapp drüber.

48., 0:1, Robben: Schöner Diagonalball von Alaba auf Robben. Der wie in besten Tagen: Zieht von rechts zur Mitte, vorbei an Adriano. Schlenzer ins lange Eck. Valdes noch leicht dran, aber letztlich ohne Chance.

72., 0:2, Pique (Eigentor): Überragender Pass von Gustavo in die Tiefe auf Ribery. Dessen scharfe Hereingabe will Pique vor Robben klären. Der Ball fliegt vom Knie des Innenverteidigers in den rechten Winkel.

76., 0:3, Müller: Ribery zündet links den Turbo und überläuft Adriano. Weiche Flanke an den zweiten Pfosten. Da setzt sich Müller in der Luft durch und köpft den Ball aus drei Metern ins Netz.

81.: Ecke Fabregas. Der junge Bartra setzt sich gegen Müller und Tymoschtschuk durch und köpft ganz knapp links am Tor vorbei.

Fazit: Völlig verdienter Sieg der Bayern, die wie eine Maschine spielten und Barca nicht den Hauch einer Chance ließen.

Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger bestimmte die Partie bis zu seiner Auswechslung mit einer beängstigenden Dominanz. Wählte immer die richtige Entscheidung, verhielt sich klug im Zweikampf, war absolut zuverlässig am Ball, variierte das Tempo im richtigen Moment. Schlicht Weltklasse.

Der Flop des Spiels: Andres Iniesta wirkte wie im Hinspiel uninspiriert, leistete sich ungewohnte technische Fehler und war überhaupt kein Faktor in der Offensive der Katalanen. Nach 65 Minuten war die Partie für Iniesta dann auch beendet.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina hatte gleich nach fünf Minuten eine heikle Situation zu bewerten, als Alves den Ball kontrolliert zu Valdes spielte und dieser die Hände zu Hilfe nahm. Skomina gab keinen indirekten Freistoß - eher eine Fehlentscheidung. Danach war der Slowene in einem allerdings auch leicht zu leitenden Spiel jederzeit Herr der Lage. Lag auch bei den persönlichen Strafen richtig.

Die Trainer:

Tito Vilanova reagierte auf Messis Gesundheitszustand und setzte seinen Star zunächst auf die Bank. Ließ Messi auch nach der Pause auf der Bank, wechselte stattdessen mit Sanchez (für Xavi) einen dritten nominellen Angreifer ein.

Jupp Heynckes ebenso wie Vilanova konsequent, indem er auf Dante verzichtete, der sich nicht bei einhundert Prozent fühlte. Heynckes ließ keinen seiner vorbelasteten Stammspieler freiwillig auf der Bank. Wechselte auch nach Robbens entscheidendem Tor erst nach 66 Minuten den ersten seiner gefährdeten Spieler aus, kurz danach den zweiten und den dritten (Schweinsteiger, Martinez, Lahm).

Das fiel auf:

  • Die Bayern in der Anfangsphase unheimlich dominant, hatten sogar mehr Ballbesitz als Barca. Da stimmte alles: Raumaufteilung, Verschieben, Passspiel. Die Gäste waren voll fokussiert, mit dem richtigen Maß an Aggressivität und Abgeklärtheit.
  • Barca 20 Minuten lang enttäuschend: Mit vielen technischen Fehlern, ohne die nötige Tiefe im Spiel. Pedro und Villa agierten fast ausschließlich auf einer Höhe, den Mittelfeldspielern fehlte es an Anspieloptionen für ein längeres Zuspiel. So wurde immer wieder mit vielen kurzen Pässen hantiert, die die Bayern problemlos unterbinden konnten.
  • Die Gäste kontrollierten wie im Hinspiel das Zentrum und drängten Barcelona immer auf die Flügel. Konnten sich die Katalanen da ausnahmsweise mal durchspielen, wählten sie immer wieder eine hohe Flanke als finalen Pass - angesichts der körperlichen Unterlegenheit ihrer Angreifer gegenüber van Buyten und Boateng ein kaum nachvollziehbares Mittel.
  • Bayern Mitte der ersten Halbzeit aber auch unsauber im Passspiel, spielten einige Kontergelegenheiten nicht gut aus. Das sollte sich auch bis zum Abpfiff nicht mehr ändern. Mit etwas mehr Genauigkeit wäre sogar noch mehr drin gewesen.
  • Spätestens mit Robbens Treffer war das Halbfinale entschieden. Der Rest war Auslaufen auf hohem Niveau. Barca wollte sich noch einigermaßen ordentlich aus dem Wettbewerb verabschieden, die Bayern waren in erster Linie darauf bedacht, sich keine Sperren oder Verletzungen mehr einzuhandeln. Auch eine eigenartige Konstellation für ein Halbfinal-Rückspiel in der Königsklasse.

FC Barcelona - FC Bayern München: Fakten zum Spiel