Bayern schießen Barcelona aus der Arena

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Thomas Müller bringt Bayern München in der 25. Minute per Kopf in Führung gegen Barcelona
© getty

Der FC Bayern München steht mit mehr als einem Bein im Finale der Champions League. Im Halbfinal-Hinspiel bezwangen die Bayern den FC Barcelona mit 4:0 (1:0). Thomas Müller, Mario Gomez und Arjen Robben schossen die Tore für die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes. Das Rückspiel findet am 1. Mai im Estadio Camp Nou in Barcelona statt.

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Vor 68.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena war Barca in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Nach der Pause drehten die Münchner auf und fahren mit einem beinahe irrwitzigen Vorsprung nach Barcelona. Barcas Superstar Lionel Messi enttäuschte. Im Rückspiel müssen die Katalanen auf Jordi Alba verzichten, der seine dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb sah.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern): "Ich denke, das wir im gesamtem Jahr außergewöhnlichen Fußball spielen. Wir haben ein super Teamwork auf dem Platz aber auch außerhalb. Die Spieler verstehen sich überragend. Besonders gegen den FC Barcelona musst du ein Konzept und einen Plan haben. Zudem waren wir läuferisch und kämpferisch 1A, das macht letztlich unsere Stärke und Klasse aus. Wir sollten heute den Sieg genießen, mehr aber auch nicht."

Jordi Roura (Co-Trainer Barcelona): "Bayern war sehr stark, sie sind ein sehr physisches Team. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht so schlecht gespielt. Aber nach dem frühen Gegentor in Halbzeit zwei wurde es sehr schwierig."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Bayern wie angenommen mit Gomez für den gesperrten Mandzukic im Angriff. In der Innenverteidigung entscheidet sich Heynckes für Boateng anstelle von van Buyten.

Barca spielt mit Bartra neben Pique in der Innenverteidigung. Sanchez bekommt auf dem linken Flügel den Vorzug vor Villa. Messi ist wie erwartet fit genug, um von Anfang an zu spielen.

2.: Robben schickt Martinez in den Strafraum. Der legt per Hacke zurück auf Robben. Und der schießt ganz schwach auf Valdes. In der Mitte wäre Gomez völlig frei gewesen.

15.: Lahm schießt aus 17 Metern, Pique legt die Arme an, springt aber mit dem Ellenbogen in den Ball. Kassai gibt nicht Elfmeter, sondern Ecke.

25., 1:0, Müller: Eine Robben-Ecke von rechts wird geklärt, aber die Bayern bekommen den zweiten Ball. Robben flankt mit rechts in die Mitte, Dante stützt sich leicht auf, legt per Kopf am Fünfer ab für Müller, der den Ball am langen Pfosten aus vier Metern einköpft.

29.: Pedro flankt von rechts flach vor das Tor. Messi steht am langen Pfosten einschussbereit, Dante spitzelt in höchster Not den Ball zur Ecke.

49., 2:0, Gomez: Ecke für Bayern von rechts. Robben schlägt den Ball an den zweiten Pfosten. Müller köpft in die Mitte. Gomez steht völlig frei und haut den Ball aus drei Metern ins Tor. Allerdings stand Gomez im Abseits.

73., 3:0, Robben: Bayern kontert links über Ribery. Der treibt den Ball 50, 60 Meter nach vorne. Pass auf Schweinsteiger in die Mitte. Der legt weiter nach rechts auf Robben. Der täuscht den Zug in die Mitte an, geht rechts an Alba vorbei und schlenzt den Ball flach in die lange Ecke. Trotzdem: Irregulärer Treffer, denn Müller blockt Alba völlig übertrieben aus dem Weg.

82., 4:0, Müller: Wieder Konter über Ribery auf links. Alaba läuft im Rücken des Franzosen durch und bekommt den Pass. Ball flach in die Mitte, wo Müller abstaubt.

Fazit: Bayern 4, Barca 0. Nach Problemen in der ersten Halbzeit spielten sich die Bayern nach der Pause in einen Rausch und sind dem dritten Champions-League-Finale innerhalb von vier Jahren verdammt nah.

Der Star des Spiels: Arjen Robben hätte schon nach zwei Minuten das 1:0 machen müssen, zögerte zu lange, beziehungsweise hätte lieber abspielen sollen. Robben fand danach immer besser ins Spiel, war offensiv Bayerns auffälligster und bester Spieler: Erst indirekt an den ersten beiden Toren beteiligt, als er die Flanke vor dem 1:0 und die Ecke vor dem 2:0 brachte. Danach ein Tor der Marke Extraklasse zum 3:0.

Der Flop des Spiels: Alexis Sanchez machte gegen Lahm keinen Stich. Barcas Linksaußen gewann nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte die wenigsten Ballkontakte aller Feldspieler der Gäste. Holte sich zudem kurz vor Schluss nach einem Foul an Robben Gelb ab.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai verweigerte dem FC Bayern in der 15. Minute einen Elfmeter, als Piques Arme den Schuss von Lahm aufhielten. Die Gelben Karten für Gomez und Bartra für ähnliche Fouls auf Höhe der Mittellinie waren überzogen. Zudem bei drei Bayern-Toren nicht auf der Höhe. Dante stützte sich vor dem 1:0 auf, Gomez stand beim 2:0 im Abseits und Müller blockte Alba vor dem 3:0 eindeutig weg. Hätte Alba für seinen Ballwurf ins Gesicht von Robben Rot statt Gelb zeigen müssen. Ganz schwache Leistung des Ungarn.

Kommentar: Der Götze-Transfer aus Bayern-Sicht

Die Trainer:

Jupp Heynckes vertraute diesmal auf Boateng und wurde nicht enttäuscht. Boateng zeigte, dass er im Aufbauspiel der bessere Passspieler gegenüber van Buyten ist und spielte ohne Fehler. Früh bemängelte Heynckes die abwartende Haltung seiner Mannschaft und forderte mit deutlichen Handbewegungen seine Spieler auf, weiter nach vorne zu verschieben. Brachte Gustavo nach 65 Minuten für Gomez und stellte Müller in den Sturm.

Tito Vilanova hatte mit der Aufstellung von Sanchez kein glückliches Händchen. Bartra machte einen soliden Eindruck, spielte aber im vertikalen Aufbau zwei, drei Fehlpässe. Der Wechsel Villa für Pedro brachte nichts ein.

Die Reaktionen der Fußball-Welt: Der Götze-Ticker

Das fiel auf:

  • Nach der ersten dicken Chance von Robben übernahm Barca das Kommando. Xavi holte sich, flankiert von Busquets, die Bälle aus der Viererkette ab, während sich Iniesta bereits auf der Halbposition anbot. Alba und Sanchez auf links und Alves und Pedro auf rechts liefen in Position.
  • Die Bayern hatten sichtlichen Respekt und zogen sich zu weit in die eigene Hälfte zurück. Schweinsteiger versuchte im Infight mit Xavi Barcas Leitungen zu kappen, was aber nicht ausreichend gelang. Barcelona hatte bereits nach wenigen Minuten doppelt so viele Ballkontakte wie die Bayern.
  • Barca machte bei Ballbesitz der Bayern mit drei, vier Spielern extremen Druck auf die Abwehrspieler und provozierten so eine Reihe schneller Ballverluste, weil insbesondere Dante oft nur der hastige lange Ball übrig blieb.
  • Die Bayern fanden über enormen Einsatz ins Spiel. Mit viel Kampf versuchten sie ihre spielerische Unterlegenheit wettzumachen. Ribery half teilweise als zweiter Linksverteidiger gegen Alves aus. Mit dieser Spielweise zwangen die Münchner auch Barca zu Ballverlusten im Zentrum, worauf sie dann schnell umschalteten. Kamen die Bayern in die Nähe von Barcas Strafraum, ging's schnörkellos: Schuss aus der zweiten Reihe oder die Flanke vors Tor. So erklären sich die 8:3 Ecken zur Pause.
  • Lionel Messi konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken. Den ersten Ballkontakt hatte der Argentinier nach 6:19 Minuten, sein Aktionsradius blieb die gesamten 90 Minuten überschaubar. Messi fehlte die Antrittsschnelligkeit, von 19 Zweikämpfen gewann er nur 7.
  • In der zweiten Halbzeit bekamen die Bayern deutlich mehr Zugriff. Martinez und Schweinsteiger standen Xavi und Iniesta permanent auf den Füßen, die ganze Mannschaft stand defensiv kompakter. Und nach dem Ballgewinn ging schon wie vor der Pause die Post ab. Barca offenbarte dabei einige Schwächen in der Rückwärtsbewegung.
  • Was die Bayern in der zweiten Halbzeit ablieferten, war schlichtweg Weltklasse. Fehlerfrei spielten sie Barca an die Wand, ließen nur eine Halbchance durch Busquets zu und machten überragende Tore zum 3:0 und 4:0.

FC Bayern München - FC Barcelona: Daten zum Spiel