Unfassbar! Dortmund schlägt Real Madrid

Von Für SPOX in Dortmund: Stefan Rommel
Sieg! Dortmund bleibt gegen Real Madrid auch im dritten Heimspiel der Geschichte ungeschlagen
© Getty

Borussia Dortmund hat einen großen Schritt Richtung K.o.-Runde gemacht. Der BVB besiegte am 3. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase Real Madrid mit 2:1 (1:1).
 

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 65.829 Zuschauern in Dortmund erzielten Robert Lewandowski (36.) und Marcel Schmelzer (64.) die Tore für den BVB. Cristiano Ronaldo erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für Real Madrid (38.).

Durch den Sieg ist Dortmund mit sieben Punkten neuer Tabellenführer in Gruppe D. Real Madrid, bei dem sich Sami Khedira früh in der Partie eine Muskelverletzung zugezogen hatte, rutscht auf Rang zwei ab.

Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Dortmund): "Sollte irgendwann jemand anfangen, am Charakter dieser Mannschaft zu zweifeln, würde er sofort meinen Respekt verlieren. Die Jungs verlangen sich immer alles ab. Wir machen zwar viele Dinge falsch, aber wollen tun wir immer."

...über die Leistung von Schmelzer: "Um es auch einmal im Fernsehen zu sagen: Was Marcel Schmelzer heute gespielt hat, ist von einem anderen Stern. Glückwunsch an Deutschland, so einen Linksverteidiger zu haben."

Marcel Schmelzer (Dortmund): "Es ist ein wahnsinnig schöner Tag. Es ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, wenn man zuhause mit Borussia Dortmund Real Madrid schlägt. Dann auch noch das Siegtor zu machen - ich denke, ich werde heute nicht schlafen können."

...über die Bedeutung des Sieges: "Mit dem Sieg haben wir den Kritikern zeigen können, dass wir auf europäischer Ebene nicht nur mithalten, sondern auch Mannschaften wie Real Madrid schlagen können. Das ist für uns heute schon eine kleine Genugtuung."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dem BVB fehlt Kuba verletzt. Gündogan ist noch nicht wieder fit für 90 Minuten und sitzt zunächst auf der Bank. Trainer Klopp stellt Kehl neben Bender auf die Doppel-Sechs, Großkreutz nach Wochen des Bankdrückens mal wieder auf dem linken Flügel. Schmelzer ist auch wieder fit und füllt links hinten die Viererkette auf.

Real fehlen in Arbeloa und Marcelo beide Außenverteidiger. Mourinho bringt deshalb wieder Varane in der Innenverteidigung und wie schon zuletzt in der Liga Essien links in der Viererkette. Ramos verteidigt rechts. Khedira ist nach seiner Verletzung zurück und verdrängt Modric aus der Startelf. Di Maria fängt für Kaka an.

18.: Khedira liegt verletzt am Boden, offenbar eine Muskelverletzung. Für den Deutschen geht's nicht weiter, Modric kommt.

27.: Schneller Ballgewinn Kehl. Auf Großkreutz, der weiter zu Götze. Rückpass auf Kehl, der aus 23 Metern mit links abzieht. Casillas ist im linken Eck und pariert.

36., 1:0, Lewandowski: Ganz böser Fehlpass von Pepe im Spielaufbau aus der Abwehr heraus. Kehl reagiert rechtzeitig und passt sofort steil zu Lewandowski. Der nimmt die Kugel mit und schiebt allein vor Casillas rechts unten ein.

38., 1:1, Ronaldo: Özil im Mittelfeld mit zu viel Zeit und Platz. Langer Ball auf Ronaldo. Bender läuft hinterher, Subotic dreht sich falsch rum und ist aus dem Spiel. Weidenfeller kommt unnötig riskant raus und wird von Ronaldo aus 15 Metern überlupft.

50.: Starker Angriff über rechts. Piszczek hinterläuft Bender, bekommt den Ball. Rückpass an den Sechzehner. Götze nimmt den schwächeren linken Fuß und zieht aus 13 Metern ab. Casillas rettet stark. Kurz danach faustet Casillas einen Reus-Freistoß aus dem kurzen Eck.

55.: Hummels lässt sich von Benzema aus der Abwehr ziehen. Der Franzose legt die Kugel knapp vor der Mittellinie wunderbar in den Lauf von Di Maria. Schmelzer kommt nicht hinterher, der Argentinier verfehlt mit seinem Linksschuss das Tor nur um wenige Zentimeter.

64., 2:1, Schmelzer: Götze zündet rechts am Strafraumeck den Turbo und geht zur Grundlinie. Seine Flanke landet direkt bei Casillas, der den Ball aber nur halbherzig in die Mitte faustet. Aus dem Hintergrund kommt Schmelzer und schießt mit links ins rechte untere Eck.

82.: Reus bekommt den Ball rechts im Strafraum und geht sofort hinein. Xabi Alonso ist im Zweikampf da und bringt den Dortmunder zu Fall. Das sieht eher nach Elfmeter aus. Kassai lässt weiterlaufen.

Fazit: Verdienter BVB-Sieg gegen ein insgesamt schwaches Real.

Der Star des Spiels: Sebastian Kehl dirigierte seine Mannschaft perfekt. Der Routinier räumte im Mittelfeld zusammen mit dem ebenfalls starken Bender ab, was abzuräumen war. Schob im Pressing geschickt mit nach und eroberte so viele Bälle in der gegnerischen Hälfte. Dazu stark im Zweikampf. Sehr starkes Spiel vom Kapitän.

Der Flop des Spiels: Karim Benzema hatte vor allen Dingen in Subotic einen durchaus wackeligen Gegenspieler. Der Franzose konnte sich aber in keiner einzigen Szene einmal entscheidend durchsetzen. Benzema bewegte sich ohne Ball zu wenig, war so schlecht in Madrids Spiel eingebunden. Bei den hohen Bällen hatte er gegen Subotic und Hummels im Luftkampf kaum eine Chance. Nach 74 Minuten war Schluss für den Franzosen.

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai legte manchmal eine etwas zu kleinliche Linie an den Tag, pfiff einige harte, aber faire Tacklings ab. Große Fehler unterliefen dem Ungarn und seinen Assistenten aber nicht. Einzig Alonsos Einsteigen gegen Reus im Strafraum war grenzwertig. Bei den persönlichen Strafen mit dem richtigen Maß.

Die Trainer:

Jürgen Klopp stellte wie nicht anders zu erwarten wieder auf das bewährte 4-2-3-1 um, das missglückte Experiment mit der Dreierkette im Derby ist wieder Geschichte. Die Entscheidung, den laufstarken Großkreutz vor Schmelzer zu stellen, machte sich im Pressing bemerkbar, offensiv fehlte Großkreutz oft das nötige Tempo in seinen Aktionen. Gündogan für den völlig ausgelaugten Bender zu bringen, war richtig.

Jose Mourinho wagte keine Experimente. Mou musste nach knapp einer Viertelstunde immer wieder eingreifen, schnappte sich erst Alonso, dann Pepe. Reals Aufbauspiel wurde dadurch aber kaum besser. Seine Wechsel waren stimmig, hatten aber nicht den erwünschten Effekt.

Das fiel auf:

  • Borussia Dortmund war anders als zuletzt in der Liga schnell drin im Spiel und forcierte ein phasenweise brutales Pressing tief in der gegnerischen Hälfte. Nach zehn Minuten zeigte sich Real beeindruckt und gab das Heft mehr und mehr aus der Hand. Weil den Gästen phasenweise nichts anderes mehr einfiel als mehr oder weniger unkontrollierte weite Bälle.
  • Real Madrid fand deshalb nach einem kontrolliert vorgetragenen Angriff nie den Abschluss. Gefährlich wurde es immer dann, wenn sich der BVB schwere individuelle Fehler leistete (Reus, Hummels, Subotic, Bender). Ansonsten hatten die Weißen erhebliche Mühe mit dem Spielvortrag.
  • Dabei gingen die Gäste aufmerksam und couragiert in die Partie. Offenbar hatte Madrid aus Dortmunds Spiel in Manchester die notwendigen Lehren gezogen und nahm den Gegner nicht auf die leichte Schulter.
  • Der BVB ließ Essien als Anspielstation im Aufbau offen, um den Ghanaer auf der für ihn immer noch etwas ungewohnten Position links in der Viererkette dann schnell anzulaufen.
  • Der frühe Ausfall Khediras änderte kaum etwas an der Statik in Madrids Spiel. Modric musste seinen Part auf Mourinhos Geheiß allerdings sehr defensiv orientiert interpretieren, schaltete sich kaum mit in den Angriff ein. Auch nach dem neuerlichen Rückstand in Halbzeit zwei wurde Modric nur dezent offensiv.
  • Real investierte insgesamt zu wenig, zeigte nicht die Laufbereitschaft und den Willen, über die Schmerzgrenze hinauszugehen, wie es der BVB tat. Als Mannschaft enttäuschten die Gäste vor allen Dingen in der Offensive, wo sich Madrid fast ausschließlich auf seine individuelle Klasse verlassen hatte. Da fehlte den Königlichen aber die Entschlossenheit und der letzte Punch.

 

Dortmund - Madrid: Daten und Fakten