Starkes Milan trotzt Barcelona

Von Stefan Rommel / Tim Habicht
Milan und Kevin-Prince Boateng (l.) hatten Barcas Herz Xavi recht gut um Griff
© Getty

Der AC Milan hat Titelverteidiger FC Barcelona im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals ein 0:0 abgetrotzt und sich die Chance auf den Einzug ins Semifinale erhalten.

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Vor 80.000 Zuschauern in San Siro erkämpfte sich Mailand dank einer taktische starken Vorstellung das Remis redlich.

Reaktionen:

Clarence Seedorf (AC Milan): "Wir hätten in Führung gehen können, sollten aber auch so zufrieden sein mit unserer Leistung. Wenn wir nächste Woche in Barcelona noch besser kontern, haben wir eine Chance. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und hätten in Führung gehen können. Es war ein gutes Ergebnis. Wir müssen weniger zulasssen und besser kontern. Dann haben wir eine Chance in Barcelona."

Kevin-Princa Boateng (AC Milan): "Es hat viel Spaß gemacht, besonders für mich, weil ich zwei Monate raus war. Es war ein Riesenspiel. Wir haben allen Fans eine gute Show geboten. Ich denke, es ist wieder ein anderes Spiel, Barca spielt zuhause. Es wird nicht einfach. Aber wir können gegen Barca mithalten. Ich freue mich auf das kommende Spiel gegen Barca."

...zum möglichen Aufeinandertreffen von Jerome und KP im Finale: "Natürlich wäre es ein Traum gegen Jerome in München zu spielen. Glückwunsch an meinen Bruder! Ich hoffe, wir sehen uns in München beim Finale!"

Lionel Messi: "Es war ein hartes Match, das wir aber hätten gewinnen müssen. Wir haben unser Spiel gespielt, aber es war schwierig auf diesem Rasen und auch weil Milan eine starke Mannschaft ist. Es ist ein gefährliches Ergebnis. Beide Mannschaften können im Rückspiel treffen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Milan bietet jede Menge Erfahrung auf: Nesta in der Innenverteidigung, Seedorf im Mittelfeld, dazu Kapitän Ambrosini. Van Bommel fehlt wegen einer Gelb-Sperre.

Barca mit Sanchez im Sturmzentrum und ohne Fabregas. Mascherano in der Innenverteidigung, dafür Puyol links in der Viererkette.

3.: Boateng kriegt die Kugel zentral vor dem Strafraum abgelegt und zieht ab - gegen einen Spanier. Im zweiten Versuch landet der Ball hoch im Strafraum, Ibrahimovic legt per Kopf wunderbar auf Robinho ab. Der Brasilianer trifft aber freistehend aus fünf Metern das Leder nicht sauber - drüber.

10.: Messi setzt sich links im Strafraum durch und zieht aus spitzem Winkel rund 13 Meter vor dem Tor ab. Abbiati unsicher, lässt den Ball prallen. Alves schiebt das Ding in Bedrängnis links nebens Tor.

16.: Super Freistoßvariante Barca: Alves täuscht den Gewaltschuss an, legt aber an den Strafraum auf Busquets ab. Der direkt in den Strafraum auf Sanchez. Leichte Probleme bei der Ballannahme, trotzdem kommt er an Abbiati vorbei, fällt aber dann zu theatralisch über den Keeper. Kein Elfer.

20.: Ambrosini auf Seedorf, sieht nicht gefährlich aus, rund 40 Meter vor dem Tor. Dann der magische Pass in die minimale Gasse durch Barcas Innenverteidigung auf Ibrahimovic. Der ist alleine vor Valdez, bekommt aber aus elf Metern nur ein Schüsschen mit links hin. Valdez hält.

26.: Barca mit dem typischen Ballgeschiebe - und dann plötzlich mit der Geschwindigkeit. Xavi zieht 25 Meter vor dem Tor an, geht durch drei Verteidiger durch. Doppelpass auf engstem Raum mit Messi. Xavi schließt aus elf Metern aufs linke Eck ab, Abbiati diesmal stark.

77.: Spielverlagerung Alves auf Tello. Der bedient Messi. Volleyschuss aus 15 Metern, aber Ambrosini blockt zur Ecke. Die köpft Puyol haarscharf am langen Pfosten vorbei - wird dabei aber von Mesbah regelwidrig am Trikot gehalten.

88.: Messi kommt eher zufällig im Sechzehner an den Ball, schlenzt aufs lange Eck. Abbiati hält stark. Tello ist am Abpraller dran, aber Bonera blockt den Schuss einen Meter vor der Linie.

Fazit: Verdientes Remis für Milan, das konzentriert und geschickt verteidigte gegen ein Barca, das an diesem Tag ein wenig die Leichtigkeit fehlte.

Der Star des Spiels: Massimo Ambrosini wird im Mai 35 - gegen Barcas Tempokünstler war Milans Kapitän aber trotzdem die richtige Option als Abfangjäger vor der Abwehr. Ambrosini gewann einige sehr wichtige Zweikämpfe, lief die wenigen Löcher in Milans Defensive geschickt wieder zu. Dazu sicher am Ball. Starke Leistung von Ambrosini.

Der Flop des Spiels: Andres Iniesta hatte kaum Szenen, war bei Nocerino und Bonera in allerbesten Händen. Iniesta hatte keine Ideen, wirkte schlapp. Nach 65 Minuten war deshalb auch Schluss. Auch schwach: Milans Urby Emanuelson, der sich nach seiner Einwechslung einige leichtsinnige Ballverluste leistete.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson aus Schweden entschied bei Abbiatis Attacke gegen Sanchez nicht auf Elfmeter - knifflig, aber vertretbar. Auch ansonsten mit einer klaren Linie in einem insgesamt aber auch fairen Spiel. Übersah aber Mesbahs Halten gegen Puyol, das durchaus hätte Elfmeter geben können.

Analyse: Milan fünf Minuten lang mit der Überrumpelungstaktik, griff sehr früh an und kam gegen eine schlecht abgestimmte Innenverteidigung Barcelonas zu zwei dicken Chancen. Dann aber zeigte sich auf einem sehr schlechten Rasen die eigentliche Marschroute der Gastgeber: 40 Meter vor dem eigenen Tor zog sich das Mittelfeld im Zentrum zusammen und blieb eng mit der Viererkette verbunden.

Barca sollte so der Raum genommen werden, die beiden Flanken wurden vernachlässigt. So gut das Konzept aufging, kam Barcelona in der ersten halben Stunde doch einige Mal aus guter Position in die Abschlussaktion. Im Gegenzug schaltete Milan aber schnell um und brachte Barca seinerseits in Bedrängnis.

In den 15 Minuten vor der Pause beruhigte Milan das Spiel aber besser und gab Barca keine Gelegenheit mehr, das nötige Tempo aufzunehmen. Am Ende blieben der obligatorisch hohe Ballbesitz (66 Prozent) für Barca, aber kaum noch Torchancen.

Milan zog seine Viererkette und Mittelfeld in der zweiten Halbzeit sogar noch einen Tick auseinander, weil die Gastgeber so noch schneller umschalten konnten. Auch deshalb entwickelte sich ein offeneres Spiel. Da das Rückzugsverhalten von Milan aber weiter exzellent war, kam Barca über eine halbe Stunde lang zu keiner Torchance.

Die Gäste legten erst in den letzten zehn Minuten wieder ein wenig zu, als Milan eine Spur müder wurde. Richtig zwingend wurde Barca aber nur noch bei der Doppelchance kurz vor dem Ende.

AC Milan - FC Barcelona: Fakten zum Spiel

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