Manchester United? Her damit!

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Thomas Gaber
Ins Achtelfinale gezaubert: Franck Ribery schoss die Bayern zum Sieg gegen Villarreal
© Getty

Der FC Bayern München dominiert seine Hammergruppe und scheut sich nicht vor weiteren großen Namen. Und es gibt ein Problem weniger: Arjen Robben ist wieder glücklich.

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Franck Ribery absolvierte am Dienstagabend beim 3:1 des FC Bayern München gegen den FC Villarreal zwei Turnübungen, die nicht gerade alltäglich sind im Fußball.

Sein spektakulärer - leider nicht von einem Torerfolg gekrönter - Seitfallzieher in der zweiten Halbzeit ging noch als branchenübliches, wenn auch seltenes Accessoire durch, nicht aber seine Liegestützeinlage nach dem Treffer zum 1:0 (3.).

"Ich habe vor dem Spiel zu meinem Bruder gesagt, dass ich drei Liegestützen für ihn machen werde, wenn ich ein Tor schieße", begründete der Franzose seinen Exkurs ins Bodenturnen.

Sollte der FC Bayern am 19. Mai 2012 den Champions-League-Pokal gewinnen, will Ribery ein Turn-Tandem bilden mit "Sky"-Experte Matthias Sammer. Der hatte "70, 80 Liegestützen" angekündigt für den Fall, dass die Bayern den Titel holen.

"Dann machen wir gemeinsam Liegestützen. Keine Ahnung, wie viele ich machen kann, aber ich glaube mehr als Mister Sammer", sagte Ribery.

Heynckes: "Souveräner Durchmarsch"

Ernsthaft an den Titel mag beim FC Bayern noch niemand denken. Teil I der Mission Finale im eigenen Stadion wurde aber schon mal mit Bravour absolviert. Bereits vor dem letzten Gruppenspiel bei Manchester City am 7. Dezember sind die Bayern als Erster der Gruppe A für das Achtelfinale qualifiziert.

"Wir haben in der schwersten Gruppe einen souveränen Durchmarsch geschafft", sagte Trainer Jupp Heynckes nach dem vierten Sieg im fünften Spiel. Sportdirektor Christian Nerlinger bezeichnete das Auftreten der Mannschaft in der Königsklasse schlicht als "fantastisch" und liegt damit nicht weit entfernt von der Wahrheit.

Die Bayern waren in allen fünf Spielen überlegen gegen Mannschaften aus den stärksten Ligen Europas. Dreimal gingen sie in de ersten sieben Minuten in Führung und erzielten neun ihrer elf Tore vor der Pause.

"Wenn man in dieser Gruppe 13 von möglichen 15 Punkten holt und sich auch gegen Manchester City, das die beste Liga der Welt dominiert, durchsetzt, kann man schon sehr zufrieden sein. Das war eine ideale Vorrunde", sagte Toni Kroos zu SPOX.

Beeindruckende Statistiken

Auch wenn die Münchner gegen Villarreal in "einigen Phasen nicht ballsicher waren" (Kroos) und einen schwachen Gegner durch "Unkonzentriertheiten" (Heynckes) nach der Pause den Anschlusstreffer schenkten, war der Sieg nie gefährdet.

Und die Statistiken sind beeindruckend: Obwohl die Bayern 60 Prozent Ballbesitz hatten, liefen sie mit 115,4 km mehr als die Spanier (112,7 km). 91 Prozent der Pässe auf die Mitteldistanz kamen an - ein Wert, den sonst nur der FC Barcelona erreicht, aber irgendwie auch von der Passivität der Gäste zeugt.

"Wir wollten nach dem Dortmund-Spiel eine Reaktion zeigen, das ist uns gut gelungen. Wir haben die Fehler von Villarreal ausgenutzt", sagte Kroos. Der 21-Jährige kehrte auf die Zehner-Position zurück, was ihm sichtlich gut tat. Kroos bereitete beide Treffer von Ribery vor und war an acht Torschüssen beteiligt.

Breite Unterstützung für Robben

Auch Arjen Robben war deutlich aktiver als noch gegen den BVB. "Ich bin körperlich noch nicht top, aber es wird besser. Die letzten Prozente fehlen noch, aber ich habe ein gutes Gefühl. Es ist wichtig auf dem Platz zu stehen, um wieder den Rhythmus zu bekommen", so der Niederländer, der einfach nur froh ist, wieder Teil der Mannschaft zu sein. "Ich muss mich beim Verein und dem Trainer bedanken, dass sie mir das Vertrauen schenken. Es ist nicht normal, dass man nach so langer Verletzungspause gleich wieder von Beginn spielen kann."

Uli Hoeneß kann die Diskussion nach Robbens eher ernüchterndem Comeback gegen Dortmund ohnehin nicht nachvollziehen. "Es kann nicht sein, dass über einen Spieler, der auf seiner Position absolute Weltklasse ist, diskutiert wird, nur weil er nach langer Verletzungspause einmal nicht so gut gespielt hat. Das lassen wir uns als Klub nicht bieten. Es ist eine Frage der Zeit, bis Arjen wieder der alte ist", meinte der Präsident.

Heynckes geht das Risiko mit Robben bewusst ein: "Es ist wichtig, dass er spielt. Nur so kann er seine Leistungsfähigkeit verbessern. Er hat jetzt zwei Spiele gemacht ohne negative Reaktion. Das ist das wichtigste."

Müller (vorerst) nicht mehr erste Wahl

Weil Heynckes wieder voll auf Robben setzt und Kroos seine gute Form hält, war für Thomas Müller gegen Villarreal kein Platz in der Startelf - laut Heynckes aber kein dauerhafter Zustand. "Das war eine schöpferische Pause und natürliche Rotation. Thomas ist absoluter Stammspieler, ist aber als Einwechselspieler auch schnell von 0 auf 100."

In seinem 22-Minuten-Einsatz gegen Villarreal konnte sich Müller aber nicht empfehlen. Er spielte sechs Fehlpässe, Kroos in 94 Minuten Spielzeit nur derer neun.

Im letzten Gruppenspiel bei Manchester City wird Heynckes seine natürliche Rotation voraussichtlich auf mehreren Positionen einsetzen. Abschenken kommt aber für Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nicht in Frage: "Wir werden versuchen, dort zu gewinnen. Erstens gibt es Punkte für das Ranking, und zweitens geht es um die Siegprämie von 800.000 Euro."

Dicker Brocken droht im Achtelfinale

Möglicherweise müssen die Bayern im Februar 2012 gleich wieder nach Manchester: Ein möglicher Achtelfinalgegner heißt nämlich Manchester United, sollte das sich überhaupt gegen den FC Basel durchsetzen.

Die Red Devils können nach dem 2:2 gegen das punktgleiche Benfica und den damit verlorenen direkten Vergleich (Hinspiel in Lissabon 1:1) maximal noch Zweiter werden; es sei denn, Benfica patzt im letzten Spiel zuhause gegen das punktlose Galati, wovon eher nicht auszugehen ist.

Den selbstbewussten Bayern wär's egal. Kroos: "Wenn wir Manchester United kriegen, dann ist es eben so. Wir können gegen jede Mannschaft weiterkommen." Wenn nicht Manchester, dann ja vielleicht der AC Milan oder der FC Barcelona. Einer von beiden wird in der Gruppe H auf jeden Fall Zweiter. Bis zur gemeinsamen Turnübung von Ribery und Sammer ist es also noch ein weiter Weg.

Bayern München - Villarreal: Daten zum Spiel

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