Sieg gegen Chelsea! Leverkusen ist durch

Von Stefan Moser / Bastian Strobl
Früher Kollegen, jetzt Gegner: Michael Ballack (r.) und Didier Drogba (M.) schenkten sich nichts
© Getty

Bayer Leverkusen steht im Achtelfinale der Champions League! Die Mannschaft von Trainer Robin Dutt gewann am 5. Spieltag der Gruppenphase gegen den FC Chelsea mit 2:1 (0:0), übernimmt damit Platz eins in Gruppe E.

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Vor 30.200 Zuschauern in der Arena in Leverkusen brachte Didier Drogba (49.) den FC Chelsea zunächst in Führung. Den Ausgleich für Leverkusen erzielte Eren Derdiyok (73.) nur 90 Sekunden nach seiner Einwechslung. Den umjubelten Siegtreffer erzielte Manuel Friedrich in der letzten Spielminute mit seinem ersten Champions-League-Treffer.

Durch den 7:0-Sieg des FC Valencia im Komplementär-Spiel gegen Genk steht Bayer (9 Punkte) bereits sicher im Achtelfinale.

Am 6. Spieltag können zwar auch die Spanier und Chelsea mit einem Unentschieden noch auf 9 Punkte kommen. Den Dreier-Vergleich der betreffenden Teams, der dann zum Tragen käme, entscheidet aber Leverkusen für sich. Bayer holte in den vier Spielen gegen Valencia und Chelsea sechs Punkte, Valencia und Chelsea kämen bei einem Remis nur auf je fünf.

Mit einem Sieg am letzten Spieltag in Genk kann sich Bayer auch den Gruppensieg sichern.

Reaktionen:

Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen): "Die Jungs haben absolut verdient gewonnen und eine leidenschaftliche Leistung abgeliefert. Wie schon gegen Valencia haben wir zuhause einen Rückstand umgebogen. Das spricht für den Charakter und die Qualität der Mannschaft. In Genk werden wir versuchen, den ersten Platz zu behaupten."

Rudi Völler (Sportdirektor Bayer Leverkusen): "Wir freuen uns natürlich riesig. Alle Spieler haben heute riesig gekämpft und wir sind verdient im Achtelfinale. Der Trainer hat genau richtig gewechselt und alles auf eine Karte gesetzt. Dass wir bereits vor dem letzten Spieltag direkt qualifiziert sind, ist einfach unglaublich."

Michael Ballack (Bayer Leverkusen): "Mit dem Gegentor sind wir aufgewacht. Und dann hat man gesehen, was in der Mannschaft steckt. Wir müssen einfach an uns glauben, dann steckt so viel Potential in der Mannschaft."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim grippegeschwächten Schürrle reicht es immer noch nicht für 90 Minuten, für ihn beginnt erneut Castro. Auf der Doppelsechs kehrt Rolfes für Reinartz in die Leverkusener Startelf zurück.

Für Chelsea beginnt Sturridge im Angriff neben Mata und Drogba, Torres sitzt wieder draußen. Im Vergleich zur Niederlage gegen Liverpool rückt außerdem Meireles für Mikel ins defensive Mittelfeld, den verletzten Cole ersetzt Bosingwa links in der Viererkette.

33.: Latte! Ecke Castro von rechts: Ballack schraubt sich am Elfmeterpunkt hoch und setzt seinen Kopfball an den Querbalken! Den Nachschuss von Friedrich pfeift der Schiri ab: Hoher Fuß.

38.: Dicke Chance für Chelsea: Sturridge sieht Drogba starten und spielt genau zur richtigen Zeit in die Gasse. Alleine vor Leno umkurvt Drogba erst den Keeper, wird dabei aber nach außen abgedrängt. Abschluss in Rücklage - drüber.

42.: Drogba mit dem weiten Ball auf Sturridge. Der legt noch mal auf Mata ab. Aber dessen Volley-Schuss vom rechten Strafraumeck schnappt sich wieder Leno.

49., 0:1, Drogba: Sturridge lupft den Ball in den Strafraum auf Drogba, der sich einmal um Friedrich dreht und die Kugel dann aus elf Metern ins linke Eck schiebt.

59.: Doppelchance für Ballack. Erst probiert er es akrobatisch mit einem Fallrückzieher, dann aus fünf Meter nach einer Ecke mit Gewalt. Beide Male ist Cech zur Stelle - die zweite Parade ist Weltklasse.

64.: Wieder Sturridge: Nimmt Rolfes beim Konter locker ein paar Meter ab, dann lässt er auch noch Toprak stehen. Aber aus spitzem Winkel landet sein Flachschuss bei Leno.

73., 1:1, Derdiyok: Langer Ball von Castro aus der eigenen Hälfte auf Derdiyok. Dem rutscht der Ball unter der Sohle durch. Aber über rechts kommt Sam, der auf einmal alleine vor Cech steht. Statt zu schießen lupft er quer zu Derdiyok, der locker einköpft. 90 Sekunden nach seiner Einwechslung!

77.: Bender legt Drogba im Strafraum, aber die Pfeife bleibt stumm. Glück für Bayer. Es gab schon für weniger einen Elfer.

90., 2:1, Friedrich: Der Siegtreffer in letzter Minute! Wieder eine Ecke von Castro. Friedrich steigt in die Luft, gewinnt das Kopfduell gegen Alex und wuchtet den Ball in den Knick.

Fazit: Am Ende ein glücklicher, aber nicht unverdienter Sieg für Leverkusen. Chelsea ist nach wie vor weit von der Topform entfernt und wirkte selbst nach der Führung noch unsicher und wackelig. Bayer belohnt sich für seine Leidenschaft.

Der Star des Spiels: Michael Ballack. Dem Routinier gelang in seinem 100. Europacup-Spiel bei Weitem nicht alles. Aber: Er war der Chef im Mittelfeld, hatte mit Abstand die meisten Ballkontakte und übernahm in schwierigen Phasen die Verantwortung. Seine Doppelchance gab die Initialzündung für Leverkusens Aufholjagd.

Der Flop des Spiels: Juan Manuel Mata. Zwei Klassen schwächer als sein Pendant auf rechts, Daniel Sturridge. Hatte in 65 Minuten nur 25 Ballkontakte und gewann nur einen einzigen Zweikampf. Wirkte auch in Sachen Körpersprache ängstlich und verunsichert und wurde schließlich ausgewechselt

Der Schiedsrichter: Viktor Kassai. Der Ungar brachte mit einigen umstrittenen Szenen früh das Stadion gegen sich auf und verlor prompt die Ruhe. Versuchte sich dann, mit kleinlichen Gelben Karten wieder Autorität zu verschaffen. Lag in der 77. Minute auch falsch, als er das Foul an Drogba nicht ahndete. Eher unglücklicher Auftritt.

Analyse: Selbstbewusster Beginn der Leverkusener, die Chelsea schon früh attackierten und damit auch immer wieder Ballverluste im Aufbau der unsicheren Londoner provozierten.

Aus den klaren Feldvorteilen in der Anfangsviertelstunde entwickelte Bayer aber kaum gefährliche Szenen: Vor allem auf den Flügeln fehlten im letzten Drittel Durchsetzungsvermögen (Castro) oder Präzision (Sam). Die einzig echte Torchance resultierte entsprechend auch aus einem Eckball.

Ab Mitte der ersten Hälfte wurde Chelsea schließlich präsenter, hatte aber auch im neuen 4-2-3-1 große Probleme im Zentrum. Mereiles gewann kaum Zweikämpfe, Lampard kam erst gar nicht dazu, welche zu führen. Nur der ohnehin formstarke Sturridge drehte gegen Ende der ersten Hälfte auf, der 22-Jährige war auch an beiden guten Gelegenheiten beteiligt.

Unmittelbar nach dem Seitenwechsel aber änderten sich die Vorzeichen, die Führung für Chelsea öffnete naturgemäß die Partie. Leverkusen brachte Schürrle und Derdiyok ins Spiel, erhöhte Rhythmus und Risiko und kam verdient zum Ausgleich.

Das Spiel blieb auch in der Folge weiter intensiv. Chelsea merkte man auch in dieser Phase die fehlende Form deutlich an, vor allem im Mittelfeld fehlte es an Struktur und Souveränität. Allerdings: Auch Bayer wurde zunehmend hektisch und unpräzise. Der Siegtreffer nach einer Ecke fiel eher überraschend, aber nicht unverdient und machte den Achtelfinal-Einzug doch noch perfekt.

Bayer Leverkusen - FC Chelsea: Daten zum Spiel

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