Und Europa lacht sich schlapp...

Von Florian Bogner
Mats Hummels (l.) und Marcel Schmelzer landeten in Piräus auf dem harten Boden der Tatsachen
© Getty

Unnötig, unverständlich, ernüchternd: Borussia Dortmund reagiert auf die 1:3-Niederlage bei Olympiakos Piräus mit blankem Entsetzen. Dabei ist die Rechnung denkbar einfach: viele Fehler = keine Punkte.

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Reaktionen:

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): "Das ist sehr ernüchternd. Die Gegentore waren völlig unnötig. Das war zu wenig an Konzentration in den entscheidenden Momenten. Es sind noch neun Punkte im Topf. Wir müssen das nächste Heimspiel gewinnen, das wird kein Zuckerschlecken. Rein von der Punktekonstellation ist noch was drin in der Gruppe."

Mats Hummels (Borussia Dortmund): "Ich muss mich wirklich zusammenreißen - es ist für mich nicht verständlich, wie man hier 1:3 verlieren kann. Wir werden in der Champions League selten auf jemanden treffen, der so leicht zu besiegen gewesen wäre."

Neven Subotic (Borussia Dortmund): "Wir haben heute drei Riesenpunkte verschenkt, sind jetzt Letzter. Um überhaupt ne Chance zu haben, müssen wir alle drei Spiele gewinnen. Das ist nicht unmöglich, aber nahezu. Wir werden einfach alles geben und müssen uns dann damit zufrieden geben dieses Jahr."

Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund): "Natürlich fehlt der Mannschaft auf dieser Ebene ein wenig Reife, aber wir dachten, dass der Reifeprozess schneller vonstatten geht."

Eure BVB-Noten: Alle schlecht, Schmelzer und Gündogan katastrophal

Nachbetrachtung:

Das 1:1 gegen den FC Arsenal schrieb der BVB fehlender Kaltschnäuzigkeit zu. Das 0:3 bei Olympique Marseille erklärte Trainer Jürgen Klopp mit mangelnder Erfahrung. Das peinliche 1:3 bei Olympiakos Piräus legte nun aber vollends offen, dass ein Team mit der Fehlerquote der Dortmunder schlichtweg nichts in der Champions League verloren hat.

Sicher - der Kader der Dortmunder ist "grün" hinter den Ohren, das war allen Beteiligten bewusst. Zudem wird Klopps Team in dieser Saison arg von Verletzungen gebeutelt - in Piräus saß beispielsweise gar kein Angreifer auf der Bank.

Das vorhandene Personal - gespickt mit Meister-Spielern - hätte aber reichen müssen, um in Piräus zu bestehen. De facto hat der BVB aber eine schwache Leistung (Marseille) nochmals unterboten.

Grund eins: Außer Mats Hummels, Lukasz Piszczek und Neven Subotic lieferte kein Borusse eine positive Zweikampfbilanz ab. Grund zwei: Bis auf Piszczek, der allerdings überhaupt nicht in Erscheinung trat, waren diesmal gleich alle Defensivspieler an den Gegentoren durch individuelle Fehler beteiligt.

Olympiakos musste nicht mal seine Bestleistung zeigen, um den deutschen Meister zu beherrschen. Den Hausherren reichten eine Handvoll vernünftige Angriffe und ein paar Standardsituationen, um Dortmund drei Tore einzuschenken. BVB-Keeper Roman Weidenfeller hielt in der ganzen Partie nur einen einzigen Ball (Kopfball Modesto, 62.).

Die Offensive der Dortmunder bewies derweil wieder, dass sie sich gegen einen tief stehenden Gegner bei Rückstand unglaublich schwer tut und kreierte im zweiten Durchgang trotz 57 Prozent Ballbesitz nur eine einzige Torchance. Mario Götze bleibt in Ansätzen der einzige Lichtblick der Offensive, alle anderen nehmen sich zu viele Auszeiten.

Shinji Kagawa - diesmal wieder im Zentrum aufgeboten - gab im ersten Durchgang zwar fünf Torschüsse ab, übersah dabei aber teilweise besser postierte Mitspieler und tauchte nach dem Seitenwechsel vollends ab. Ein Bewerbungsschreiben für weitere Startelfeinsätze war das nicht, was ebenso für Ilkay Gündogan und Marcel Schmelzer galt.

Gündogan zeigte einmal mehr, dass er die großen Fußstapfen, die Nuri Sahin hinterließ, derzeit noch nicht füllen kann. Der Jung-Nationalspieler lief viele Wege im Mittelfeld umsonst, wurde wenig ins Spiel eingebunden und fand auch nicht recht in die Zweikämpfe. Moritz Leitner wurde am Ende für ihn ins kalte Wasser geworfen und zeigte zumindest in Ansätzen sein Talent.

Schmelzer erlebte dagegen nach der x-ten Verletzungspause ein echtes Waterloo. Der Linksverteidiger wirkte alles andere als fit, ließ sich von Kevin Mirallas und Jose Holebas mehrfach herspielen und verlor noch dazu die entscheidenden Kopfballduelle beim ersten und dritten Gegentor. Mit Chris Löwe steht auch hier ein junges Talent hinten an.

Der ärgste Hund liegt beim BVB aber auf internationalem Parkett weiter in der Innenverteidigung begraben: Mats Hummels und Neven Subotic waren bislang in jedem der drei Spiele für hanebüchende Schnitzer gut.

Auffällig zudem, wie oft die Innenverteidiger auf nassem Geläuf ausrutschen, wenn es beim Gegner schnell geht. Gut möglich, dass zumindest Subotic demnächst um seinen Stammplatz bangen muss - Felipe Santana lauert auf seine Chance.

Hatte Klopp bisher stets eine passende Antwort bzw. Analyse parat, rang der Trainer in Piräus erstmals erschrocken nach Worten. "Entweder wir stellen unsere Fehler ab, oder wir punkten in der Champions League nicht", lautete seine simple Rechnung.

Das erklärte Ziel - um den Einzug in die K.o.-Phase mitzuspielen - ist durch die zweite Niederlage jedenfalls in weite Ferne gerückt. Vielmehr muss Dortmund im Rückspiel schon mit zwei Toren gewinnen, um wenigstens die Griechen im direkten Vergleich hinter sich zu lassen.

Dann stehen aber immer noch ein schweres Auswärtsspiel in London und das Rückspiel gegen Marseille auf dem Programm. Kurzum: Das Überwintern im internationalen Geschäft ist für die Dortmunder ernsthaft in Gefahr. Und das ist eine herbe Enttäuschung.

Olympiakos Piräus - Borusia Dortmund: Daten und Fakten zum Spiel