Ein Statement für den Trainer

Von Daniel Börlein
Leverkusens Spieler feierten den zweiten Treffer zusammen mit Trainer Robin Dutt
© Getty

Nach einer indiskutablen ersten Halbzeit dreht Bayer Leverkusen gegen den FC Valencia das Spiel und hat nun gute Chancen aufs Achtelfinale. Für Coach Robin Dutt war der Sieg besonders wichtig - weil sich auch die Spieler zu ihrem Trainer bekannten. Neben Dutt gab es noch einen anderen großen Gewinner.

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Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen): "Die Mannschaft hat ab der 35. Minute eine Höchstleistung gebracht. In der ersten halben Stunde war das nicht sehr schön anzusehen. Dann haben wir das Heft in die Hand genommen, das war in der zweiten Halbzeit ein richtiger Sturmlauf. Ich habe sie in den letzten Wochen immer in Schutz genommen und bin froh, dass sie es heute zurückgezahlt hat. Die Mannschaft will einfach, das hat sie wieder gezeigt. Wir haben gegen eine internationale Top-Mannschaft ein Spiel gedreht, das sollte uns einen weiteren Schub geben."

Michael Ballack (Bayer Leverkusen) über Robin Dutt:

"Er ist der Hauptverantwortliche, der die Mannschaft führt, sie einstellt und der natürlich die Marschrichtung vorgibt. Und er lebt das vor. Man hat heute gesehen, wie er, gerade nach dem Rückstand, die Mannschaft minütlich nach vorne gepeitscht hat, auch in der Kabine. Aber man hat gespürt, dass wir noch nicht gefestigt sind wie eine Mannschaft wie Valencia, die schon Champions-League-Erfahrung hat. Das hat uns beeindruckt, darf es aber nicht. Wir sind eine gute Mannschaft, der Trainer ist gut, wir brauchen Erfolgserlebnisse und Selbstvertrauen."

 

 

Eure Bayer-Noten: Leno mit der 1 vor dem Komma - Ballack, Schürrle, Sam stark

Nachbetrachtung:

Den Arm nach oben gestreckt, die Faust geballt - so machte sich Robin Dutt in Superman-Manier in der 56. Minute jubelnd und im Sprint auf den Weg durch die BayArena. Unmittelbar zuvor hatte Sidney Sam das 2:1 für Leverkusen erzielt und das Spiel damit auf den Kopf gestellt.

Eine Halbzeit lang war Valencia die klar überlegene Mannschaft, spielte teilweise Katz und Maus mit Bayer und hätte deutlich höher als 1:0 führen müssen. Doch innerhalb von 190 Sekunden drehte Leverkusen durch die Tore von Andre Schürrle und Sam die Partie und darf sich damit nach drei Spieltagen und sechs Punkten berechtigte Hoffnungen aufs Achtelfinale machen.

Nach der ersten Halbzeit durfte man damit nicht rechnen. Und weil Leverkusen auch in den letzten Wochen alles andere als überzeugte, war der Sieg vor allem für Dutt wichtig. Der Bayer-Coach stand vor der Partie mächtig unter Druck, und lange tat seine Mannschaft gegen Valencia auch nichts dafür, ihn aus der Schusslinie zu nehmen.

Dutt selbst dagegen war von Beginn an voll bei der Sache, stand in Halbzeit eins wild gestikulierend an der Seitenlinie, gab lautstark Anweisungen und war ständig in seiner Coaching Zone unterwegs. Und in der Pause fand der 46-Jährige offenbar die richtigen Worte an sein Team. Denn nach dem Seitenwechsel traten Ballack und Co. wie ausgewechselt auf.

Anders als zuletzt immer wieder kolportiert, scheint Dutt seine Mannschaft also doch noch zu erreichen. Und dass Spieler und Trainer sehr wohl miteinander können, wurde nach beiden Treffern deutlich, als Schürrle an die Seitenlinie eilte, um mit Dutt abzuklatschen und Sam sogar über den halben Platz sprintete, um seinen Coach um den Hals zu fallen.

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"Ich verstehe mich gut mit ihm. Er hat's verdient", gab der Siegtorschütze nach der Partie auch gleich noch ein verbales Statement pro Dutt ab. Und Keeper Bernd Leno schickte hinterher: "Der Trainer hat viel abgekriegt von der Presse. Da hat man gesehen, dass die Mannschaft voll hinter ihm steht."

Leverkusens Trainer gab die Komplimente artig an seine Spieler zurück. Die Mannschaft habe nach holprigen ersten 30 Minuten stark reagiert und eine große Leistung gezeigt, lobte Dutt.

Seine persönliche Situation mochte der Bayer-Coach nicht thematisieren. Die Erleichterung war ihm dennoch deutlich anzumerken. "Ich habe die Mannschaft immer in Schutz genommen. Ich bin froh, dass sie es heute zurückgezahlt hat", sagte Dutt.

Neben Leverkusens Coach gab es an diesem Abend noch einen weiteren großen Gewinner: Manuel Friedrich. Der 32-Jährige wurde zur Pause für den völlig überforderten Stefan Reinartz eingewechselt und gab der Bayer-Abwehr spürbar Stabilität und Sicherheit.

Bislang hatte Friedrich in dieser Saison gerade mal sieben Minuten gespielt und war in der Innenverteidigung nur noch die Nummer vier. Mit der Leistung gegen Valencia meldete er sich eindrucksvoll zurück - und darf sich nun durchaus Hoffnungen machen, dass er künftig wieder deutlich häufiger ran darf.

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