Real spaziert ins Duell mit Barcelona

Von Thomas Gaber / Marcus Erberich
Mesut Özil (M.) hatte gegen Tottenham mit Huddlestone (l.) und Corluka einen schweren Stand
© Getty

Die Champions League hat ihr Traum-Halbfinale: Real Madrid trifft auf den FC Barcelona. Real gewann das Rückspiel bei Tottenham Hotspur durch ein Tor von Cristiano Ronaldo (49.) mit 1:0 (0:0). Das Hinspiel hatten die Königlichen mit 4:0 gewonnen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Schongang erreichte Real das erste Halbfinale der Königsklasse seit 2003. Damals war Juventus Turin Endstation. Im ersten Halbfinale gegen Barca am 27. April wird allerdings Ricardo Carvalho wegen einer Gelb-Sperre fehlen.

Reaktionen:

Jose Mourinho (Trainer Real Madrid): "Ich will jedes Spiel gewinnen und deshalb war es wichtig, auch das Rückspiel zu gewinnen. Wir haben ja nichts zu verschenken. Barcelona spielt oft genial, sie gewinnen aber auch Spiele, wenn sie schlecht spielen. Ich erwarte vier heiße Begegnungen."

Sami Khedira (Real Madrid): "Für uns ist es genau eine große Herausforderung, vier Mal gegen Barcelona zu spielen. Genau das, was wir wollten. Wir haben - abgesehen von der Liga - die Chance, Titel zu gewinnen. Und die wollen wir jetzt auch holen. Entsprechend werden wir jetzt in die Spiele gehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Spurs-Coach Redknapp hält an seinem 4-4-1-1 fest. Für den gesperrten Crouch spielt Pawlutschenko einzige Spitze. Defoe muss draußen bleiben. Für Sandro spielt Huddlestone im defensiven Mittelfeld.

Real-Trainer Mourinho geht ein hohes Risiko ein. Mit Carvalho, Ramos und Albiol sind drei Abwehrspieler der Startelf gelb-vorbelastet, hinzu kommt Cristiano Ronaldo. Pepe fehlt gelb-gesperrt. Di Maria sitzt auf der Bank, für ihn spielt Marcelo im linken Mittelfeld.

27.: Lennon wird lang angespielt und legt von der Grundlinie schlau zurück, Pawlutschenko steht am Elferpunkt blank, Rücklage, weit drüber!

31.: Langer Einwurf Bale, Ramos springt unterm Ball durch, Huddlestone nimmt den Ball am Fünfer an, legt sich in Carvalho, dreht sich und schießt - Außennetz.

39., Gelb für Carvalho: Der Portugiese kommt gegen Huddlestone zu spät. Klares Foul, klare Gelbe Karte. Damit fehlt Carvalho im ersten Halbfinale gegen Barca.

45.: Pawlutschenko versucht es mal mit einem Linksschuss aus 25 Metern. Flach, aber nicht scharf, Casillas hält den Ball ohne Mühe fest.

49., 0:1, C. Ronaldo: Cristiano Ronaldo zieht aus 35 Metern einfach mal ab. Genau auf Gomes. Der muss die Kugel nur fangen, doch der Ball flutscht ihm durch die Hände und fällt hinter ihm ins Tor.

57.: Pawlutschenko köpft nach einem soften Lob von van der Vaart aus acht Metern ungestört aufs Tor - knapp drüber.

63.: Defoe zieht aus knapp 25 Metern mit rechts ab. Casillas taucht ab und lenkt den Ball gerade noch so um den linken Pfosten.

66.: Kaka schlenzt den Ball 20 Metern, zentrale Position, mit rechts aufs rechte Eck. Gomes passt diesmal auf und klärt zur Ecke.

78.: Marcelo versucht es mal frech. Aus genau 17 Metern chippt er den Ball über Gomes, der ein Stück vor seinem Kasten steht. Der Ball landet aber auf dem Tor.

Fazit: Real wurde auch im Rückspiel kaum gefordert und konnte Kräfte schonen für die vier Clasicos gegen Barca. Tottenham war den Königlichen nie gewachsen.

Der Star des Spiels: Xabi Alonso. Der Weltmeister zeigte einmal mehr, wie wichtig er für das Spiel der Königlichen ist. Alonso lief viele Löcher zu, half mitunter als dritter Innenverteidiger aus und ließ Modric nicht von der Leine. Bezeichnend war eine Szene in der 60. Minute: Alonso wurde von Huddlestone unabsichtlich im Gesicht getroffen, blutete am Mund, schüttelte sich kurz und eroberte den Ball mit einem sauberen Tackling gegen Bale.

Der Flop des Spiels: Gomes. Der Spurs-Keeper hatte überhaupt nichts zu tun, sorgte bei C. Ronaldos Tor aber für die ultimative Slapstick-Aktion des Abends. Tottenham hätte auch mit einem vernünftigen Torhüter das Halbfinale nicht erreicht, aber Gomes nahm dem Spiel endgültig jegliche Spannung.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli. Der Italiener pfiff angenehm großzügig und lag bei kritischen Entscheidungen richtig. Pawlutschenko flog in der ersten Halbzeit nach Zweikämpfen mit Alonso zwei Mal durch den Strafraum, Rizzoli ließ zurecht weiterspielen.

Analyse: Real ließ von Beginn an keinen Zweifel aufkommen, welche Mannschaft ins Halbfinale einziehen wird. Madrid legte einen furiosen Start hin und machte sich mit sauberen Passspiel in der Spurs-Hälfte breit.

Tottenham brauchte zehn Minuten, um in die Zweikämpfe und ins Spiel zu finden. Real nahm das Tempo raus und beschränkte sich darauf, die Spurs vom eigenen Tor wegzuhalten. Tottenham versuchte es über die Flügel, wo Bale und Lennon gute Szenen hatten.

Dem Spiel der Spurs fehlte es aber wie so oft an Kreativität. Im Mittelfeld war Modric beim starken Alonso in guten Händen, van der Vaart war nahezu unsichtbar. Real hatte bis auf wenige Ausnahmen das Spiel fest im Griff.

Redknapp brachte nach dem 0:1 Defoe für Lennon und stellte auf 4-4-2 um. Außer ein paar Distanzschüssen brachten die Spurs aber weiterhin nichts zustande.

Real wurde von den Spurs in beiden Spielen kaum gefordert. Im Halbfinale wartet Barca in den Clasicos drei und vier binnen 18 Tagen. Real kam in den letzten Wochen immer besser in Fahrt und ist bereit, wenn die Preise in dieser Saison vergeben werden.

Tottenham - Real: Daten zum Spiel