Grandiose Bayern schaffen das Wunder

Von Für SPOX in Turin: Florian Bogner
Hans-Jörg Butt (m.) erzielte per Elfmeter das 1:1 gegen Juventus Turin
© Imago

Der FC Bayern München hat am 6. Spieltag der Champions League das "Endspiel" in Turin mit 4:1 (1:1) gewonnen und zieht nach einer bärenstarken Leistung verdient ins Achtelfinale ein.

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Im Stadio Olimpico in Turin glich Torhüter Jörg Butt die frühe Führung von Juve durch David Trezeguet (19.) durch einen Foulelfmeter in der 30. Minute aus. Nach der Pause sorgten Ivica Olic (52.), Mario Gomez (83.) und Anatoli Tymoschtschuk (90.) für den vierten Sieg des FC Bayern auf italienischem Boden.

So diskutierten die mySPOX-User während der Partie

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Juve muss auf Abwehrchef Chiellini verzichten, auch Sissoko fällt kurzfristig aus. Buffons Knie hält. Ferrara im 4-3-1-2, Diego mit allen Freiheiten.

Van Gaal schickt dieselbe Elf ins Rennen, die zuletzt dreimal gewann. Heißt: Ein 4-4-2 mit Doppelsechs, Robben sitzt als Joker auf der Bank. Ribery und Toni nicht im Kader.

5.: Konter Bayern. Lahm legt glänzend zurück auf Schweinsteiger. Und was macht der? Bolzt die Kugel von der Strafraumgrenze 100 Meter über den Kasten.

11.: Klasse Flanke van Bommel von halbrechts. Kopfball Olic aus acht Metern an den rechten Pfosten! Da wäre Buffon nicht mehr rangekommen...

19., 1:0, Trezeguet: Auch wenn's weh tut, ein klasse Tor! Dummer Ballverlust von Demichelis in der eigenen Hälfte an Diego. Der Ball kommt zu Marchiso. Der schlägt die butterweiche Flanke in den 16er. Trezeguet entwischt Schweinsteiger und drischt die Pille aus 15 Metern volley in die Maschen.

23.: Flanke Pranjic von links. Olic springt höher als Cannavaro und Legrottaglie, sein Kopfball geht knapp drüber.

29.: Elfmeter für die Bayern! Caceres holt Olic von den Beinen. Kann man geben.

30., 1:1, Butt: Der Keeper kommt nach vorne, verlädt Buffon und schiebt unten links ein. Unfassbar! Sein3. CL-Tor gegen Juventus.

32.: Die nächste Bayern-Chance. Kopfball Gomez aus fünf Metern - einen Meter drüber.

Halbzeit-Fazit: Juve in der Defensive unterirdisch, aber Bayern schlägt zu wenig Kapital daraus. Das 1:0 kam aus dem Nichts, Bayern sonst klar dominant. 40:60 Ballbesitz, 2:12 (!) Torschüsse, 0:7 Ecken.

52., 1:2, Olic: Flanke van Bommel von links. Van Buyten kommt völlig frei zum Kopfball. Buffon pariert, lässt den Ball aber albern nach vorne klatschen. Da steht Olic und der Kroate haut das Ding aus kurzer Distanz ins kurze Eck.

66.: Was für eine Chance für Juve! Caceres setzt sich gegen Badstuber durch und spielt den scharfen Ball auf Trezeguet. Der drischt die Pille aus sechs Metern drüber. Meine Herren!

83., 1:3, Gomez: Ecke Badstuber von links, Kopfball van Buyten. Buffon ist dran, doch die Pille fliegt Gomez vor die Füße. Der drückt den Ball über die Linie. Das muss es gewesen sein!

90., 1:4, Tymoschtschuk: Jetzt darf jeder mal! Müller legt ab auf Tymo, der nimmt aus 16 Metern Maß und der Ball zappelt im Netz.

Fazit: Die Bayern stehen nach einer überragenden Leistung völlig verdient im Achtelfinale. Juventus konnte den Bayern nie das Wasser reichen.

Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger. Klar, Olic bereitete das 1:1 vor und machte das 2:1 selbst, doch bester Bayern-Spieler war Schweini, der jedes noch so kleine Loch im Bayern-Mittelfeld zulief, damit unglaublich viele Meter machte, viele wichtige Zweikämpfe gewann und sich dennoch immer wieder in die Offensive einschaltete und die meisten Torschüsse bei Bayern abgab.

Die Gurke des Spiels: Felipe Melo. Der Brasilianer gewann auf der Sechs kaum einen Zweikampf, spielte haarsträubende Fehlpässe in der Vorwärtsbewegung und kam Schweinsteiger defensiv kaum hinterher. Weil Melo seinen Laden nicht zusammen hielt, klaffte vor der Juve-Abwehr immer wieder ein Riesenloch, in das die Bayern-Spieler ungehindert stoßen konnten. Neben Melo enttäuschten auch die ebenfalls ausgewechselten Del Piero und Diego auf ganzer Linie.

Die Pfeife des Spiels: Massimo Busacca. Schlechter Start für das Schweizer Trio, das den freistehenden Gomez gleicht zu Beginn im Abseits sah (2.) und damit falsch lag. Die Elfmeterentscheidung für Bayern war vertretbar, auch ansonsten war der Schweizer umsichtig, stand aber bestimmt nicht unter dem Verdacht, ein Heimschiedsrichter zu sein.

Die Lehren des Spiels: Der Sieg der Bayern war kein Wunder von Turin, es war eine Demonstration. Schon in der ersten Halbzeit dominierten die Gäste das Mittelfeld nach Belieben. Schweinsteiger fand neben der Absicherung von Diego (zusammen mit van Bommel) viel Zeit für offensive Akzente und konnte immer wieder in den Raum zwischen Abwehr und defensivem Juve-Mittelfeld durchstarten, weil Melo und Co. viel zu hoch standen und keinen Zugriff bekamen. Ferraras Maßnahme, seine beiden Außenverteidiger zudem sehr hoch an den Außenlinien spielen zu lassen, um Überzahl zu bekommen, fruchtete nicht.

In der zweiten Halbzeit wollte der Juve-Coach das beheben, indem er Poulsen für den blassen Del Piero brachte und auf 4-3-2-1 umstellte. Diego kam nun mehr über links, Camoranesi rückte rechts weiter vor, Poulsen assistierte an Melos rechter Seite. Das hatte allerdings nur zur Folge, dass sich Lahm jetzt öfter mit nach vorne einschaltete und Diego defensiv band. Der Brasilianer wurde schließlich entnervt ausgewechselt, mit Amauri ging Ferrara wieder auf ein 4-3-1-2.

Auf Bayern Seite überragte an diesem Abend vor allem das zentrale Mittelfeld, das kaum Ballverluste produzierte, immer wieder direkt den Weg nach vorne suchte und dort in Olic einen unermüdlichen Rackerer fand, der alle vier Juve-Verteidiger gleichermaßen aufrieb. So konnte sich van Gaal den Luxus erlauben, den nach eigenen Angaben fitten Robben erst in der 73. Minute zu bringen.

Aus Sicht der Italiener muss man sagen, dass es Juve nach den Leistungen zuletzt in Bordeaux (0:2) und nun gegen Bayern einfach nicht verdient hatte, ins Achtelfinale einzuziehen. Die Bayern indes brauchen in dieser Verfassung - sollte sie öfter abrufbar sein - nur wenige Gegner fürchten.

Juventus Turin - Bayern München: Daten zum Spiel