Stuttgart siegt bei den Glasgow Rangers

Von Stefan Rommel / Jochen Tittmar
Zdravko Kuzmanovic (l., neben Cacau) machte mit dem 0:2 schon früh den Sack zu
© Getty

Der VfB Stuttgart hat am 5. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase endlich den ersten Sieg gelandet und darf damit weiter vom Einzug ins Achtelfinale träumen.

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Nach zehn Pflichtspielen in Folge ohne Sieg gewann der VfB bei den Glasgow Rangers völlig verdient mit 2:0 (1:0) und ist damit in der Gruppe G mit nun sechs Punkten Dritter hinter dem FC Sevilla (10 Punkte) und Unirea Urziceni (8 Punkte).

Die Stuttgarter Tore vor 45.000 Zuschauern im Ibrox-Park erzielten Sebastian Rudy (16.) und Zdravko Kuzmanovic (59.).

Die Rumänen siegten gegen Sevilla mit 1:0. Dem VfB hilft damit in zwei Wochen gegen Urziceni nur ein Heimsieg zum Weiterkommen. Den dritten Platz und damit das Erreichen der Europa League hat der VfB bereits sicher.

"Es ist doch schön zu wissen, dass wir mindestens in der Europa League dabei sind", freute sich Trainer Markus Babbel: "Jetzt haben wir ein Endspiel in Stuttgart und ich hoffe, dass wir mit dem Publikum im Rücken das Unmögliche möglich machen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Rangers mit etwas offensiverer Ausrichtung und zwei Stürmern. Neben Torjäger Boyd darf Miller ran.

Stuttgart im ebenfalls ungewohnten 4-2-3-1 und mit zwei Veränderungen im Vergleich zum Hertha-Spiel: Hitzlsperger und Marica sind raus. Osorio verteidigt auf rechts, Träsch dafür auf der Doppel-Sechs. Pogrebnjak als einzige Spitze im Team.

7.: Boka geht links die Linie entlang und zieht in die Mitte. Dort passt er zu Cacau, der sich um Weir dreht und direkt abschließt. McGregor wehrt den Ball zur Ecke ab.

16., 0:1, Rudy: Hleb spielt am linken Strafraumeck mit Cacau Doppelpass. Der Weißrusse spielt nach innen, wo Pogrebnjak noch verpasst, aber Rudy die Kugel im halb verwaisten Tor unterbringt.

30.: Cacau wird auf links von Kuzmanovic angespielt. Der zieht nach innen und schießt - nur knapp am rechten Pfosten vorbei.

33.: Erste gute Gelegenheit für die Hausherren. Boyd schließt aus der Drehung aus 19 Metern ab. Sein Schuss geht flach am linken Pfosten vorbei.

37.: Lehmann versucht einen abgefangenen Ball schnell zu machen. Pogrebnjak verliert die Kugel aber sofort, so dass die Rangers von rechts in die Mitte flanken. Dort steht Boyd ziemlich frei, köpft aber über das Tor.

Halbzeit-Fazit: Verdiente Führung für den VfB, der die ersten 20 Minuten deutlich bestimmte, im letzten Abschnitt aber wieder etwas fahrlässig wurde.

59., 0:2, Kuzmanovic: Guter Angriff über rechts. Rudy flankt butterweich an den Fünfer. Pogrebnjak verpasst, aber Kuzmanovic ist da und versenkt das Ding per Kopf ins linke Eck.

61.: Rudy rennt auf rechts Davis davon und passt nach innen zu Cacau. Der fackelt nicht lange und hält drauf. McGregor klatscht die Kugel direkt vor die Füße von Pogrebnjak, der aber aus sieben Metern kläglich am Keeper scheitert.

78.: Hleb setzt sich im Strafraum gegen Wilson durch und passt nach innen. Dort dreht sich Pogrebnyak um die eigene Achse und hämmert die Kugel mit links an den rechten Pfosten.

87.: Schieber legt sich den Ball mit dem Kopf vor, zieht an seinem Gegenspieler vorbei und scheitert an McGregor.

Fazit: Völlig verdienter Sieg des VfB gegen insgesamt erschreckend schwache Rangers.

Der Star des Spiels: Cacau profitierte von der Systemumstellung und nutzte seine Freiheiten in der zweiten Angriffswelle voll aus. Der Nationalspieler ließ sich dank seiner immensen Laufbereitschaft immer wieder geschickt in den freien Raum fallen und kurbelte von dort das Stuttgarter Spiel an. Aus der zweiten Reihe konnte er zudem immer wieder seine zweite große Stärke zur Geltung bringen: seinen satten Torabschluss.

Die Gurke des Spiels: Kenny Miller war eigentlich als Unterstützung für Boyd gedacht. Aber von Unterstützung war absolut gar nichts zu sehen. Miller hatte keine einzige vernünftige Szene und fiel nur einmal auf, als er beherzt ins Abseits lief. Ganz schwache Vorstellung.

Die Pfeife des Spiels: Roberto Rosetti aus Italien, der derzeit wohl beste Referee der Welt, hatte trotz einiger rauer Attacken vor allem der Schotten die Partie jederzeit im Griff. Kuzmanovic' Tor (18., Abseits Delpierre) abzuerkennen, war korrekt.

Die Lehren des Spiels: Der VfB Stuttgart kann tatsächlich noch gewinnen! Das ist die vermutlich wichtigste Erkenntnis des Abends. Außerdem: Endlich konnte der VfB über fast komplette 90 Minuten die Konzentration hochhalten. Und nicht zu vergessen: Coach Markus Babbel kann zumindest vorübergehend durchatmen.

Der Schachzug Babbels, Cacau den Innenverteidigern zu entziehen und damit mehr Bewegung und Zielstrebigkeit in die Angriffe zu bekommen, hat sich hundertprozentig ausgezahlt. Besonders gegen Ende, als die Rangers aufsteckten, spielte und kombinierte sich der VfB einiges an Frust der letzten Wochen von der Seele und hätte durchaus mit zwei, drei Toren höher gewinnen können.

Sebastian Rudy dürfte sich nach seinem zweiten sehr gelungenen Auftritt in Folge langsam aber sicher seinen Platz im rechten Mittelfeld erspielt haben, auch von Alex Hleb geht immer mehr Gefahr aus - auch wenn der Weißrusse immer noch gehörig Luft nach oben hat.

Für die Rangers mit ihrer immerwährenden Defensivtaktik war diesmal nichts zu holen. Aus der Dreierkette wurde bei Stuttgarter Ballbesitz tief in der eigenen Hälfte eine Fünferkette, wodurch der VfB oft gezwungen war, es aus der zweiten Reihe zu versuchen. Das klappte ganz gut - ansonsten aber rein gar nichts.

Insgesamt lieferte der schottische Meister mit nur zwei Punkten und drei Heimniederlagen aus drei Spielen eine ganz schwache CL-Saison ab.

Glasgow - Stuttgart: Daten zum Spiel