Gegen Haifa: Das Glück kam von oben

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Florian Bogner
Glückwünsche nach dem Sieg gegen Haifa: Bayern-Trainer Louis van Gaal (r.) und Uli Hoeneß
© Getty

Der FC Bayern München bemüht beim 1:0-Sieg gegen Maccabi Haifa einfache Tugenden, ein Quäntchen Glück und Beistand aus Bordeaux und erhält ein Champions-League-Endspiel in Turin. Ein Schritt, mehr nicht, war der grundlegende Tenor nach dem Spiel. Mit dem Wort "Befreiungsschlag" ging man vorsichtig um.

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Manchmal braucht es einen Fingerzeig von oben. 54 Minuten waren im Spiel Bayern gegen Haifa gespielt und der Ball hoppelte gerade ebenso belanglos wie unbehelligt Richtung Torauslinie, als die Allianz Arena kollektiv den Blick nach oben richtete und auf Beistand hoffte.

In München ertönt immer ein "Pling!", wie von einer Triangel, wenn Zwischenergebnisse aus anderen Stadien bekanntgegeben werden. "Pling!", machte es also um 21.56 Uhr Ortszeit und 58.000 Augenpaare vernachlässigten das Geschehen auf dem Rasen für einen Augenblick und sahen sehnsüchtig hinauf, zur Anzeigetafel.

Bordeaux 1, Juventus 0, stand da. Und plötzlich lagen sich Männer und Frauen in den Armen und jubelten, als hätte ihr Team gerade einen Treffer erzielt, und nicht die Franzosen, 1330 Kilometer entfernt. Und während Jörg Butt sich aufmachte, den Ball zu holen, sahen auch die Spieler nach oben und verstanden das Getöse um sie herum als Zeichen der Hoffnung.

Plötzlich ergab das Spiel einen Sinn

Weil Bordeaux der alten Dame einen eingeschenkt hatte, ergab dieses ständige Anrennen gegen Haifa nun auch für sie wieder Sinn. Man war ja abhängig von diesen Franzosen gewesen, diesem Ergebnis über tausend Kilometer entfernt, und nun war es da, das positive Signal, und es gab dem Team von Louis van Gaal die Kontrolle zurück.

Man spürte förmlich, wie ein Ruck durch das Team ging, und als Ivica Olic acht Minuten später endlich, endlich das erste Heimtor der Bayern dieser Königsklassen-Saison abstaubte, war die Bayern-Rechnung aufgegangen: Sieg Bordeaux + Sieg Bayern = Endspiel in Turin.

Schweinis Dank an Bordeaux

"Wir haben es wieder in eigener Hand", jubelte Bastian Schweinsteiger nach Abpfiff und bedankte sich als erstes artig bei den Sportsmännern aus Bordeaux, die den Bayern erst ermöglicht hatten, weiter vom Achtelfinale zu träumen.

Und das eigene Spiel? Klar, das war nicht so berauschend gewesen, sagte Schweinsteiger, und Maccabi auch nicht gerade ein Großkaliber, "aber auch gegen die muss man erstmal gewinnen", sagte der Nationalspieler und sah dabei sehr zufrieden aus.

Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kam Mark van Bommel, dem der Fußballgott zuvor einen eher gebrauchten Tag angedreht hatte (SPOX-User-Note 5). "Heute war nur wichtig, dass wir gewinnen, auch ohne guten Fußball zu spielen", resümierte der Bayern-Kapitän.

Der Kampf gegen die Verunsicherung

Das Wie war allen Beteiligten schließlich egal gewesen. Bayern hatte mal wieder ein Ergebnis gebraucht und hatte eins bekommen. Ein Schritt, mehr nicht. Oder wie es Thomas Müller verbalisierte: "Wir müssen uns jetzt selbst aus der Scheiße rausziehen, dann geht's auch wieder aufwärts."

Treffend war auch seine Analyse, dass Bayern im Moment "sehr viel Kampf und Leidenschaft" braucht, um Spiele zu gewinnen. "Wir haben uns den Sieg durch Laufarbeit, Einsatz und immer wieder aufs Neue Anlaufen erarbeiten müssen, weil die Verunsicherung durch die schwere Zeit, die wir gerade durchmachen, noch in den Knochen steckt."

Van Gaal: "Eines unserer besten Spiele"

Ein Sieg der Arbeit also, nicht der spielerischen Dominanz. Ziemlich exklusiv hatte van Gaal da die Meinung, "dass es eines unserer besten Spiele war". Der Holländer hatte nach eigener Aussage ein "sehr gutes Spiel" gesehen, weil seine Mannschaft von Anfang bis Ende "die Ordnung gehalten" und, ach ja, "ein Tor geschossen" habe.

"Heute war nur eine Mannschaft auf dem Platz und das war Bayern München", schloss van Gaal seinen Vortrag auf der Pressekonferenz ab und ließ verblüffte Gesichter zurück. Ob er damit seine Mannschaft ein Stückchen besser, ein Stückchen größer reden wollte - wer weiß das schon so genau?

Beckenbauer: "Dann geht der Mist von vorne los"

Fakt ist: Durch das Ergebnis zieht erstmal Ruhe ein an der Säbener Straße, Uli Hoeneß' Krönung zum Präsidenten kann am Freitag auf der Jahreshauptversammlung im würdigen Rahmen stattfinden.Und dann beseelt die Bayern ja noch die Hoffnung, "dass unsere zwei Experten Robben und Ribery bald zurück sind und wir dadurch zusätzlich Motivation bekommen", wie Hoeneß sagte.

Ob das Ergebnis denn nun zum viel zitierten Befreiungsschlag taugte, wurde Schweinsteiger noch gefragt. "Vielleicht, ja", sagte er vorsichtig, "wir haben ja noch fünf Spiele vor der Winterpause. Wenn wir die gewinnen, dann sieht die Welt anders aus."

Oder eben auch nicht, wie Franz Beckenbauer mahnte. Der für Uli Hoeneß scheidende Präsident meinte nämlich in seiner ihm eigenen Kaiserlichkeit: "Wenn du am Sonntag in Hannover verlierst, dann geht der ganze Mist wieder von vorne los."

Analyse: Sieg gegen Haifa - Bayern hat sein Endspiel