Blues und Reds lieferten sich an der Stamford Bridge vor 40.000 Zuschauern ein berauschendes Spiel. Dank des 3:1 Hinspiel-Erfolgs stehen die Londoner in der Runde der letzten Vier, wo sie auf den FC Barcelona treffen.
Liverpool durfte nach zwei schnellen Toren von Fabio Aurelio (19.) und Xabi Alonso (28./FE) von der Sensation träumen. Nach der Pause entwickelte sich ein verrücktes Spiel, in dem Chelsea durch ein kurioses Tor von Drogba und einen Freistoß von Alex ausglich (58.). Die restlichen Treffer erzielten Lampard (76., 88.) für Chelsea und Lucas (81.) und Drik Kuyt (83.) für Liverpool.
Beide Teams traten einen Tag vor dem 20. Jahrestag der Stadion-Katastrophe von Hillsborough, bei der 96 Fans des FC Liverpool ums Leben kamen, mit Trauerflor an.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Schwerer Schlag für Liverpool! Kapitän Steven Gerrard muss wegen Leistenproblemen passen. Dafür kehrt Mascherano im Vergleich zum Hinspiel zurück. Benayoun ersetzt Riera. Bei Chelsea beginnt Carvalho für den gelbgesperrten Terry.
10.: Kuyt spielt flach in die Spitze auf Benayoun. Der setzt mit einem Hackentrick am Strafraum Fernando Torres ein. Aber der Spanier verfehlt den linken Winkel aus 14 Metern knapp.
19., 0:1, Fabio Aurelio: Freistoß für Liverpool im rechten Halbfeld, knapp 40 Meter vor dem Tor. Fabio Aurelio erkennt, dass Cech mit einer Flanke rechnet und haut den Ball scharf ins kurze Eck. Klarer Fehler des Tschechen.
27.: Wieder Freistoß von Fabio Aurelio von rechts. Im Strafraum reißt Ivanovic Xabi Alonso nieder und Medina Cantalejo entscheidet zu Recht auf Strafstoß.
28., 0:2, Xabi Alonso: Der Spanier haut den Elfmeter Vollspann halbhoch in die linke Ecke. Cech springt auf die andere Seite.
51.,1:2, Drogba: Anelka setzt sich auf rechts gegen zwei Gegenspieler durch und flankt den Ball flach von rechts nach innen. Drogba kommt am Fünfereck noch mit der Fußspitze dran und Reina haut such die Kugel ins eigene Tor.
56.: War das knapp. Drogba setzt einen Freistoß aus 18 Metern wenige Zentimeter neben den rechten Pfosten.
58., 2:2, Alex: Der Brasilianer haut einen Freistoß aus 25 Metern mit dem rechten Außenspann rein. Keine Chance für Pepe Reina. Das war ein Kracher mit 117 km/h.
65.: Gelbe Karte für Cole für ein unnötiges Foul an der Mittellinie. Damit ist er im Halbfinale gesperrt.
67: Riesen-Chance für Ballack. Drogba geht rechts durch und legt den Ball quer. Der Deutsche kann aus 14 Metern unbedrängt abziehen, schiebt Reina den Ball aber flach in die Arme.
70.: Torres zieht aus 22 Metern aus der Drehung ab. Der Ball geht knapp Meter rechts vorbei. Den hätte Cech niemals bekommen.
76., 3:2, Lampard: Ballack mit einem klugen Pass auf Drogba. Der geht links durch und passt flach in die Mitte. Da steht Lampard ganz frei und kann aus sieben Metern einschieben.
81., 3:3, Lucas: Der Brasilianer zieht aus 23 Metern ab und Essien fälscht den Ball unhaltbar für Cech ins eigene Tor ab.
83., 3:4, Kuyt: Riera setzt sich links durch und flankt scharf in die Mitte. Kuyt steht frei und nickt ein.
88., 4:4, Lampard: Wieder Vorarbeit von Anelka von rechts. Dieses mal bedient er Lampard und der macht aus 16 Metern das Tor. Von der Latte springt der Ball über die Linie.
So lief das Spiel: Die Rollenverteilung vor dem Spiel war klar. Liverpool musste kommen und Chelsea konnte Kontern. Die Reds hielten ihren Teil der Bestimmung auch ein und übernahmen sofort das Kommando, allerdings ohne wirklich zwingend zu werden. Der Fehler von Cech brachte Liverpool die wichtige frühe Führung.
Die Reds wurden danach noch selbstbewusster und setzten sich in der gegnerischen Hälfte fest. Von Chelsea war offensiv überhaupt nichts zu sehen, die Bälle landeten viel zu früh beim Gegner. Eine weitere Standardsituation brachte den Reds den zweiten Treffer.
Nach der Halbzeit dauerte es keine 15 Minuten, bis Chelsea das Spiel gedreht hatte. Ein Fehler von Reina und ein Freistoß-Hammer von Alex brachten die Wende aus dem Nichts. Liverpool wirkte ein paar Minuten geschockt, biss sich dann aber noch mal in die Partie. Mit dem Treffer von Lampard schien das Spiel entschieden. Doch zwei schnelle Tore brachten die Spannung zurück. Aber Lamapard machte dann wirklich den Deckel drauf.
Der Star des Spiels: Guus Hiddink. Er hat den Erfolg an die Stamford Bridge zurückgebracht. War sich nicht zu eitel, einen Fehler in der Aufstellung frühzeitig zu korrigieren und so der Mannschaft einen neuen Impuls zu geben. Fand ganz offensichtlich in der Halbzeit die richtigen Worte.
Die Gurke des Spiels: Petr Cech und Pepe Reina. Beide gehören eigentlich zu den besten ihres Fachs. In diesem Spiel kosteten sie ihren Mitspielern, Trainern und Fans aber einige Nerven. Cech ließ durch seinen Patzer Liverpool nochmal an der Sensation schnuppern. Reina verhalf Chelsea mit seinem Fehlgriff zur Wende.
Die Lehren des Spiels: Beide Mannschaften sind längst nicht mehr die Ergebnismaschinen der vergangenen Jahre. Dafür machen sie in der Defensive viel zu viele Fehler. Offensiv sind beide aber durch ihre körperliche Stärke und Wucht nur extrem schwer zu verteidigen.
Im Gegensatz zur Scolari-Ära wirken die Blues wieder spritzig, aggressiv und zielstrebig. Auch wenn davon in der ersten Hälfte so gut wie gar nichts zu sehen war. Wer dem FC Liverpoool in einer Halbzeit vier Tore einschenken kann, ist auch wieder ein heißer Kandidat auf den Titel in der Königsklasse.
Im Halbfinale gegen den FC Barcelona müssen die Londoner aber ihre Defensive stabiler organisieren. Sonst droht den Blues im Camp Nou eine ähnliche Vorführung wie dem FC Bayern.
Für den FC Liverpool ist dagegen zum zweiten Mal in Folge der FC Chelsea die Endstation. Das Team von Rafa Benitez kassierte in zwei Spielen insgesamt sieben Tore. Ein Umstand, der den Perfektionisten aus Spanien zur Weißglut treiben dürfte.
Der Ausfall von Steven Gerrard war natürlich ein Nachteil, der entscheidende Faktor war dies in diesem Spiel aber nicht. Vielmehr zegite sich in beiden Partien, dass die individuelle Klasse beim Gegner insgesamt größer ist.
FC Chelsea - FC Liverpool: Daten und Fakten