Arsenal zieht ins Halbfinale ein

Von Stefan Rommel
Mit gaaaaanz viel Gefühl erzielte Theo Walcott die Führung für Arsenal
© Getty

Der FC Arsenal steht nach 2006 zum zweiten Mal überhaupt im Halbfinale der Champions League. Die Gunners siegten nach dem 1:1 im Hinspiel beim FC Villarreal im heimischen Emirates Stadium gegen die Spanier mit 3:0 (1:0).

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Im Halbfinale kommt es damit zum Aufeinandertreffen mit Ligarivale Manchester United, das durch einen 1:0-Sieg beim FC Porto ebenfalls in die Vorschlussrunde einzog.

Die Treffer für die Mannschaft von Coach Arsene Wenger vor 80.000 Zuschauern in London erzielten Theo Walcott (10.), Emmanuel Adebayor (60.) und Robin van Persie (69./Foulelfmeter).

Villarreals Sebastian Eguren flog in der 68. Minute wegen Meckerns vom Platz. Insgesamt enttäuschten die Gäste auf ganzer Linie.

"Wir haben aus dem Hinspiel gelernt, als wir in der ersten Halbzeit gar nicht ins Laufen gekommen sind. Das haben wir heute viel besser gemacht. Wir haben die vielen Ausfälle sehr gut kompensiert und als Mannschaft einen super Job gemacht", sagte Cesc Fabregas nach dem Spiel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Arsenal mit der erwarteten Aufstellung, aber im 4-4-2 mit van Persie und Adebayor in der Spitze. Für den verletzten Almunia steht Fabianski im Tor und links hinten kommt Gibbs zu seinem ersten CL-Einsatz, weil Clichy und Gallas verletzt sind.

Villarreal fehlt Kapitän Senna wegen einer Oberschenkelverletzung, dafür beginnt Bruno im zentralen Mittelfeld. Cani (für Cazorla) und Fernandez sind wieder fit und beginnen.

5.: Erste gute Gelegenheit. Theo Walcott setzt sich rechts durch und flankt scharf in die Mitte. Adebayor verpasst um Zentimeter.

10., 1:0, Walcott: One-Touch-Football von Arsenal. Fabregas mit einem phänomenalen Hackentrick in den Lauf von Walcott. Der dringt rechts in den Strafraum ein und überlupft den Keeper. Traumtor.

29.: Van Persie haut einen Freistoß aus 20 Metern von rechts ins lange Eck. Lopez kann den Ball nicht festhalten. Adebayor setzt mit dem Kopf nach. Cani klärt den Ball Richtung eigenes Tor, aber Gonzalo rettet auf der Linie.

40.: Nächste dicke Chance für Arsenal. Freistoß-Flanke von links durch Fabregas. Alle Spanier schauen zu und Silvestre rutscht zehn Meter vor dem Tor haarscharf am Ball vorbei. Keeper Lopez klärt.

60., 2:0, Adebayor: Van Persie kommt 30 Meter vor dem Tor an den Ball. Gonzalo steht komplett falsch, im völlig leeren Raum. Pass auf den freien Adebayor, der aus zehn Metern ins rechte Eck schlenzt.

67.: Elfmeter für Arsenal: Fehlentscheidung von Schiri Stark! Godin mit der Grätsche im Sechzehner, spielt erst den Ball, dann den Gegner. Assistent Pickel deutet trotzdem sofort auf den Punkt. Stark glaubt ihm und liegt damit falsch.

68., Gelb-Rot gegen Eguren: Der Mittelfeldspieler meckert und fliegt vom Platz.

69., 3:0, van Persie: Der Niederländer drischt den Ball unhaltbar halbhoch ins rechte Eck.

So lief das Spiel: Arsenal hielt offenbar nichts vom großen Taktieren und spielte von Beginn an munter offensiv drauflos. Walcotts Führungstreffer war die logische Konsequenz und völlig verdient.

Villarreal wirkte zu Beginn des Spiels konfus und unkonzentriert, die Spanier brachten kaum Ruhe und Sicherheit ins eigene Spiel. Erst nach ca. 20 Minuten hatten die Gäste etwas mehr Spielanteile - allerdings blieben die vielen unnötigen Ballverluste ein ständiger Begleiter der Submarinos.

Arsenal blieb im ersten Durchgang das dominierende Team, versäumte es aber, die Führung weiter auszubauen.

Nach dem Wechsel traute sich Villarreal endlich mehr zu, konnte aber das Tor von Fabianski kaum einmal ernsthaft in Gefahr bringen. Arsenals Angriffe wirkten zielstrebiger, auch wenn die Gunners ihr Heil längst nicht mehr so oft in der Offensive suchten.

Nach Adebayors 2:0 reagierten die Gäste endlich personell - und kassierten nur Minuten später durch van Persies Elfmeter den Todesstoß.

Der Rest war aus Villarreals Sicht mit einem Spieler weniger auf dem Feld nur noch Schadensbegrenzung, die Gunners schaukelten das Spiel ganz locker nach Hause.

Der Star des Spiels: Theo Walcott beschäftigte die Abwehr der Gäste fast im Alleingang. Immer wieder toll von Nasri und Fabregas in Szene gesetzt, sprintete Walcott den Gelben fast nach Belieben davon, erzielte das wichtige 1:0 und holte den (unberechtigten) Elfmeter zum 3:0 raus. In der 77. Minute nahm ihn Wenger vom Feld und genehmigte dem 20-Jährigen den verdienten Sonderapplaus.

Die Gurke des Spiels: Villarreals Ersatz-Kapitän Gonzalo Rodriguez und Kollege Godin erwischten beide einen rabenschwarzen Abend - was ein ziemliches Übel für die Gäste war, da die beiden die Innenverteidigung bildeten.

Gonzalo spielte foul, wo es gar nicht nötig war und sah sich sogar berufen, am eigenen Fünfermeterraum ins Dribbling zu gehen. Beim 0:2 von Adebayor stand Gonzalo vier Meter vom Torschützen weg - und das am eigenen Strafraum.

Godin sah bei Fabregas' Pass in die Tiefe auf Walcott vor dem 1:0 hüftsteifer aus als Christian Lell gegen Leo Messi. Beim unberechtigten Elfmeter hatte Godin einfach Pech, dass Assistent Mike Pickel auf Strafstoß entschied.

Die Lehren des Spiels: Villarreal war das Höllentempo der Gunners einfach eine Spur zu hoch. Die Gäste fanden gegen Arsenals schnelle Kurzpasskombinationen und die ständigen Rochaden im Mittelfeld der Londoner kein Mittel, die ordnende Hand von Senna fehlte an allen Ecken und Enden.

Über die linke Seite der Spanier mit Europameister Capdevila lief fast jeder Gunners-Angriff - auch, weil ihn Fernandez gegen Walcott und den ständig nachrückenden Eboue oft alleine ließ.

Die Spanier waren ihrerseits von Beginn an zu defensiv eingestellt, vom 4-4-1-1 ließ sich Arsenal überhaupt nicht beeindrucken. Obwohl den Gunners insgesamt drei wichtige Abwehrspieler plus Stammkeeper Almunia fehlten.

Coach Pellegrini ließ die offensiven Ibagaza, Llorente und Nihat viel zu lange draußen schmoren. In der Schlussphase konnte Villarreal dann den Schalter nicht mehr umlegen.

Arsene Wengers young guns haben sich den Halbfinaleinzug durch eine beeindruckende Vorstellung mehr als verdient. Insgesamt gesehen gewann Arsenal drei von vier Halbzeiten gegen die Gäste - im Halbfinale gegen Manchester United dürften die Gunners keinesfalls chancenlos sein.

Arsenal - Villarreal