Bayern feiert Kantersieg in Lissabon

Von Für SPOX in Lissabon: Florian Bogner
Franck Ribery brachte die Bayern mit dem 1:0 und dem 3:0 auf die Siegerstraße
© Getty

Der FC Bayern München hat das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Sporting Lissabon mit 5:0 (1:0) gewonnen und damit nach miserablen Bundesliga-Wochen in Europa ein großes Ausrufezeichen gesetzt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 35.163 Zuschauer im Estadio Jose Alvalade war Franck Ribery mit seinen Saisontoren zwei und drei der Matchwinner (42., 62./Elfmeter).

Das zwischenzeitliche 2:0 erzielte Miroslav Klose (57.), der damit sein Trefferkonto auf sechs schraubte und zu Lisandro Lopez vom FC Porto in der Torjägerliste aufschloss. Kurz vor Schluss setzte Luca Toni mit einem Doppelpack dem Ganzen die Krone auf (84., 90.).

Sporting war nur eine Halbzeit lang ein Prüfstein für die Klinsmann-Elf und brach im zweiten Durchgang völlig ein.

Für den FC Bayern war es der höchste Sieg in der Königsklasse seit dem 4:0 im Viertelfinal-Rückspiel 1998/99 beim 1. FC Kaiserlautern.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Klinsmann mit seiner Stammelf, heißt im Vergleich zu Köln: Lucio für van Buyten, Toni für Podolski im Team. Donovan nur auf der Tribüne. Sporting ohne die verletzten Veloso (Linksverteidiger) und Rui Patricio (Torwart).

12.: Lucio schenkt eine Ecke her. Rochemback bringt sie nach innen, dort fällt der Ball Polga vor die Füße. Der schließt blitzschnell ab und Lahm rettet für den geschlagenen Rensing auf der Linie. Glück für den FCB!

14.: Bester Spielzug der Bayern bisher: Klose legt an der Strafraumgrenze per Kopf auf Ribery ab. Der Franzose nimmt den Ball mit der Brust an und zieht direkt ab - knapp rechts am Tor vorbei.

35.: Wieder das selbe Problem: Sporting flankt von rechts außen in die Mitte, Demichelis legt mit dem Fuß für Moutinho ab und der ballert sofort aufs Tor. Der Ball geht deutlich daneben. Dennoch gute Chance.

42., 0:1, Ribery: Übler Fehlpass im Mittelfeld von Derlei, der den direkten Konter der Bayern einleitet. Ribery setzt sich gegen zwei Portugiesen durch, wimmelt Toni per Handbewegung ab und tunnelt dann Keeper Tiago.

56.: Sporting über rechts. Lucio kann die Flanke nur unzureichend klären. Moutinho bekommt den Ball auf den Fuß und schließt direkt ab - rechts am Tor vorbei.

57., 0:2, Klose: Oddo kann von der rechten Seite unbedrängt flanken. In der Mitte steigt Toni hoch, erwischt die Kugel aber nur leicht. Der Ball fliegt durch und landet auf Kloses Bein und von dort im Tor. Bei der Ballberührung von Toni stand Klose allerdings einen Tick im Abseits...

63., 0:3, Ribery: Der Franzose verwandelt einen Elfmeter sicher rechts unten. Zuvor war Philipp Lahm im Strafraum von Rochemback gefoult worden.

84., 0:4, Toni: Ribery ist links im Strafraum und macht seinen Gegenspieler nass. Die Flanke des Franzosen verwertet Toni in der Mitte per Kopf gegen die Laufrichtung des Torhüters. So einfach kann es gehen.

90., 0:5, Toni: Unglaublich wie die Portugiesen hier einbrechen. Links am Strafraumeck legt Klose kurz zurück auf Ribery. Der chippt den Ball nach innen, dort steht Toni. Mit seinem ersten Versuch scheitert er noch an Tiago, den zweiten schiebt er dann ins Tor.

So lief das Spiel: Sporting nahm zuerst das Heft in die Hand, wollte die Bayern über deren linke Abwehrseite knacken, was auch zwei-, dreimal gut gelang. Nach einer Ecke rettete Lahm auf der Linie. Erst nach 15 Minuten hatten die Gäste dem schnellen Spiel der Portugiesen was entgegen zu setzen, Angriffe wurden jedoch nicht vernünftig zu Ende gespielt. Mit der ersten echten Torchance gelang Bayern dann die Führung - Derleis Fehlpass und Riberys Extraklasse sei Dank.

Die zweite Hälfte begann wie die erste: mit Druck von Sporting. Bayern jedoch diesmal nicht so zögerlich, Klose verwertete die zweite Torchance nach Oddo-Flanke und Toni-Kopfball reaktionsschnell, allerdings einen Hauch im Abseits stehend. Der nächste gute Angriff, diesmal über links, führte gleich zum Elfmeter. Sporting war damit das Genick gebrochen, Bayern spielte sein Pensum locker runter.

Der Star des Spiels: Franck Ribery. Der Franzose zeigte nach fahrigen Bundesliga-Leistungen endlich wieder, was in ihm steckt. Bärenstark sein Antritt vor dem 0:1, beim Elfmeter übernahm er die Verantwortung und vollstrecke eiskalt. Es bleibt dabei: Einen Ribery in Top-Form können nur wenige aufhalten.

Die Gurke des Spiels: Leandro Romagnoli. Sollte eigentlich im zentralen Mittelfeld der Gastgeber das Spiel ankurbeln, bekam aber kein Bein auf den Boden. Wechselte zum Ende auf die linke Seite, die Sporting bis dahin entblößt hatte, gewann aber kaum einen Zweikampf. Eine glatte Sechs.

Die Lehren des Spiels: Ein wichtiger und eindrucksvoller Schritt in bessere Zeiten für den FC Bayern, auch wenn noch einige Mängel bleiben. Sporting-Coach Paulo Bento hatte es offenbar auf die linke Abwehrseite der Bayern abgesehen, denn die Portugiesen spielten fast jeden Angriff über ihre rechte Seite und praktisch ohne linken Mittelfeldspieler. Abel drückte von hinten mächtig und das Sporting-Mittelfeld verschob nach rechts - Ribery vermied jedoch seine Defensivaufgaben. Deshalb kam es auf links immer wieder zu Unterzahlsituationen, erst in der zweiten Halbzeit wurde das besser.

Klinsmann hatte zuvor mehr Defensivarbeit von allen gefordert, auch das klappte nur bedingt. Bei Ballverlust klaffte noch ein zu großer Abstand zwischen Sturm- und Abwehrreihe. Was gut funktionierte bei den Bayern, war das Umschalten von Defensive auf Offensive. Sporting lief den Bayern bereitwillig in Konter und entblößte durch das Einrücken von Izmailow die rechte Seite. Ein Umstand, den Oddo vor dem 0:2 zu nutzen wusste.

Die oft bemängelte Torchancenverwertung war an diesem Abend indes grandios: Aus vier Torschüssen machten die Bayern vier Tore; Ersatzkeeper Tiago brauchte seine Handschuhe eigentlich nur, um den Ball aus dem Netz zu holen. Kurzum: Das Viertelfinale dürfte auf jeden Fall mit dem FC Bayerns stattfinden.

Sporting - Bayern: Daten und Fakten