Champions League - ZDF-Reporter Nils Kaben über Kroos-Interview: "Sind nun mal keine Fans"

Von Stefan Petri
Toni Kroos gewann mit Real Madrid am Samstag das Champions-League-Finale.
© getty

Real-Madrid-Star Toni Kroos hatte nach dem gewonnenen Champions-League-Finale gegen den FC Liverpool (1:0) für Aufsehen gesorgt, als er ein Interview mit ZDF-Reporter Nils Kaben vorzeitig abbrach und dessen Fragen scharf kritisierte. Nun hat sich Kaben selbst zu Wort gemeldet.

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"Du hattest jetzt 90 Minuten Zeit, dir vernünftige Fragen zu überlegen. Und jetzt stellst du mir zwei solche Scheiß-Fragen. Das finde ich Wahnsinn", hatte Kroos geschimpft und Kaben auf dem Rasen stehen lassen, nachdem dieser ihn mehrfach auf die Überlegenheit der Reds (23:3 Torschüsse) angesprochen hatte.

Kaben kritisierte im Spiegel-Interview das Verhalten des deutschen Weltmeisters von 2014: "Mit meinen Kollegen und Kolleginnen sind wir ganz deutlich zu dem Schluss gekommen, dass man sich als Spieler so nicht benehmen sollte. Da hätte ich mich als Journalist schon schwer danebenbenehmen müssen, damit der Interviewgast einfach geht."

Kroos hätte auf die Frage anders reagieren und etwa "als Vorlage dafür nutzen können, darauf hinzuweisen, dass Real sich schon durch den ganzen Wettbewerb immer in schwierigen Situationen gerettet hatte", betonte Kaben: "Wenn man zum Beispiel in einem solchen Moment private Fragen stellt, die dort nicht hingehören. Dann kann man sagen: Ich glaube, du spinnst! Aber eine sachliche Frage zum Spielverlauf so ins Persönliche zu kippen, geht nicht."

Kroos selbst hatte am Sonntag zum Vorfall gesagt: "Ich fordere nicht mehr Respekt. Ich habe nach einem gewonnenen Champions-League-Finale nur eher positiv angelegte Fragen erwartet." Kaben erklärte seinerseits jedoch: "Wir und auch die allermeisten anderen Medienhäuser sind nun mal keine Fans. Wir sind die Begleiter der Teams."

ZDF-Reporter Kaben über Kroos: "Kann besser formulieren"

Der 54-Jährige gab allerdings zu: "Die Frage kann ich besser formulieren. Ganz klar." Dennoch erwarte er von seinem Interviewpartner mehr Respekt. Und von 90 Minuten zum Vorbereiten der Fragen könne ohnehin keine Rede sein: "Was auch kaum jemand weiß: Ich als Reporter habe die ganze Zeit mit der Organisation zu tun, dass Kroos überhaupt zum Gespräch kommt, dass die Kamera frei ist, dass der Ü-Wagen informiert ist. Das ist mein Job. Die Fragen an die Spieler überlege ich mir erst in den letzten Minuten vor dem Interview."

Probleme bei weiteren Aufeinandertreffen mit Kroos erwartet Kaben allerdings nicht: "Ich glaube, dass Toni Kroos und ich drei Sätze darüber wechseln werden, wenn wir uns das nächste Mal begegnen. Und dann ist auch wieder gut." Sein Fazit: "Bestenfalls ist es ein Missverständnis unter viel Adrenalin gewesen."

Kroos dürfte sich in seinem "Einfach mal Luppen"-Podcast, der am Mittwoch erscheint, voraussichtlich noch einmal zum Interview äußern. Er und Bruder Felix Kroos hatten auf Twitter am Montag über den Vorfall gescherzt.

 

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