FC Bayern vs. FC Salzburg - Torhüter Philipp Köhn im Interview: "Wir können Bayern mehr als nur ärgern"

Von Johannes Ohr
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Vor einem Jahr hat Philipp Köhn noch in der 2. Liga in der Schweiz gespielt, jetzt ist er beim FC Salzburg die Nummer 1. Im Interview mit SPOX und GOAL spricht der 23-jährige Torhüter über seinen rasanten Aufstieg und eine Gartenparty mit Manuel Neuer.

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Außerdem äußert sich Köhn vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League in München (21 Uhr im LIVETICKER) zu seiner Zukunft und der Entscheidung gegen den DFB.

Herr Köhn, Salzburg hatte Bayern im Hinspiel am Rande einer Niederlage, kassierte kurz vor Schluss aber doch noch den Ausgleich. Hand aufs Herz: Was überwog? Stolz über die Leistung oder Enttäuschung über die knapp verpasste Sensation?

Philipp Köhn: Schon der Stolz. Weil wir wirklich lange gut verteidigt und auch versucht haben, unsere Akzente zu setzen. Wir hatten ja sogar noch die Chance auf das 2:0, die wir leider verpasst haben. Man muss natürlich sagen, dass die Bayern auch ihre Chancen hatten, wo ich mich dann auch ein paar Mal auszeichnen konnte, was mich extrem gefreut hat. Ein bisschen Enttäuschung war schon da, aber der Stolz über die Leistung überwiegt.

Welche Lehren ziehen Sie aus dem Hinspiel?

Köhn: Wir haben gesehen, dass wir Bayern mehr als nur ärgern können. Wir versuchen so in das Spiel zu gehen wie im Hinspiel auch.

Im Februar 2021 spielten Sie noch für den FC Wil in der 2. Liga der Schweiz. Rund 12 Monate später stehen Sie sich im Champions-League-Achtelfinale plötzlich dem FC Bayern gegenüber. Müssen Sie sich manchmal zwicken?

Köhn: Das ist wirklich krass und macht natürlich extrem Spaß - auch die Arbeit mit der Truppe und die Tatsache, dass wir uns erstmals für das Achtelfinale qualifiziert haben. Wenn man die ganze Saison betrachtet, ist meine Entwicklung echt rasant gewesen. Aber eigentlich war ja das genau die Idee dahinter, dass ich mir in Wil Spielpraxis hole und gestärkt zurückkomme. Klar kann man sagen, dass das Niveau vielleicht etwas niedriger war. Aber für mich als Torwart war das in allen Belangen extrem wichtig, auf und neben dem Platz. Es war mein Ziel, nach meiner Rückkehr auch in Salzburg zu spielen. Dass es dann so rasant ging und wir uns auch als Mannschaft so stark entwickeln, ist natürlich schon sehr cool.

Philipp Köhn hielt Salzburg im Hinspiel gegen Bayern mit starken Paraden im Spiel.
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Philipp Köhn hielt Salzburg im Hinspiel gegen Bayern mit starken Paraden im Spiel.

Sie sind im Ruhrgebiet in Dinslaken aufgewachsen. Gibt es etwas, das sie aus der Heimat vermissen?

Köhn: Nein, nicht speziell. Klar wird das Ruhrgebiet immer meine Heimat bleiben, aber ich bin jetzt schon eine Weile weg und fühle mich von allen Stationen bisher in Salzburg am wohlsten. Die Rahmenbedingungen sind super, meine Freundin und der Hund sind hier, meine Familie kommt oft zu Besuch. Aktuell vermisse ich nichts.

Sie haben erst in Duisburg, dann auf Schalke gespielt. Wie haben Sie den Abstieg des Vereins erlebt?

Köhn: Klar verfolgt man das. In Duisburg war ich in der U8 und U9, auf Schalke dann fünf Jahre. Dem Verein ist man so ein Stück weit mehr verbunden. Schalke ist ein extrem großer, cooler Verein. Der Abstieg ist natürlich schade. Ich hoffe, dass sie wieder aufsteigen.

Können Sie sich vorstellen, irgendwann zu Schalke zurückzukehren?

Köhn (lacht): Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. In dem Verein passiert gerade sehr viel, bei mir aktuell ja auch. Ich lebe derzeit nur den Moment. Es geht Schlag auf Schlag, dazu haben wir das Highlight-Spiel in München. Da freuen wir uns darauf.

Über Stuttgart und Leipzig wechselten Sie nach Salzburg. Dort waren Sie anfangs nur die Nummer 2. Wie sind Sie damit umgegangen?

Köhn: Natürlich war der Stammplatz mein Ziel. Aber es war nicht von Beginn an klar, dass ich hier spiele. Ich kam ohne viel Spielpraxis aus Leipzig, musste mich erst beweisen und im Verein ankommen. Ich habe versucht, mich reinzukämpfen - über den Kooperationsklub in Liefering, bin über die Leihe in Wil auch raus aus der Komfortzone. Es gehört Glück dazu und du brauchst als Torwart auch Geduld. Es kann ja immer nur einer spielen. Ich denke, das habe ich gut gemeistert.

Sie haben Ihren Vertrag in Salzburg bis 2025 verlängert. Gab es auch Angebote aus Deutschland?

Köhn: Nein, ein Angebot aus Deutschland gab es noch nicht. Es konnte aber auch keiner voraussehen, dass es mit meiner Entwicklung jetzt so schnell vorangeht. Für mich war es extrem schön, dass wir es hinbekommen haben, bis 2025 zu verlängern. Ich fühle mich wie gesagt wohl und mir macht es Spaß, als Nummer 1 jedes Wochenende im Tor zu stehen. Ich schaue gar nicht, welche Angebote reinflattern, sondern will einfach nur weiter Gas geben und meine Leistung bringen.

Viele Salzburger Spieler wechseln nach England oder Leipzig. Sehen wir Sie irgendwann mal als Nachfolger von Peter Gulacsi in der Bundesliga?

Köhn: Was die Zukunft bringt, weiß ich nicht. Ein paar Spieler sind gewechselt, aber ich glaube, das war vereinsunabhängig.

Ihr Vater ist Deutscher, Ihre Mutter Schweizerin. Bis zur U18 haben Sie für Deutschland gespielt, danach wechselten Sie zum Schweizer Verband. Warum?

Köhn: Ich hatte jahrelang Kontakt mit Patrick Foletti, dem Torwarttrainer der Schweizer Nationalmannschaft. Letztendlich hat sich die Schweiz sehr um mich bemüht. Das Interesse war da, dass ich auch wirklich spiele. Ich war jetzt bei der A-Nationalmannschaft dabei. Auch das ist ein Grund, warum es mit meiner Entwicklung so rasant vorangeht.

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