Mohamed Camara von RB Salzburg im Interview: "Die Leute nennen mich oft N'Golo Kante"

Von Marc Mechenoua
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Mohamed Camara gehört mit seinen 21 Jahren schon zu den Leistungsträgern bei RB Salzburg. Mit seinem Klub muss er am Dienstag in Lille zum wichtigen Spiel in der Champions League antreten - und könnte dort mit einer weiteren starken Leistung weiter auf sich aufmerksam machen.

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Im exklusiven Interview mit SPOX und GOAL spricht er über die Ausgangslage in der Königsklasse, sein Vorbild und sein soziales Engagement.

Herr Camara, Salzburg kann schon am Dienstag in Lille den ersten Achtelfinal-Einzug der Klub-Geschichte in der Champions League perfekt machen. Sorgt das für besonderen Druck?

Mohamed Camara: Nein, es gibt keinen zusätzlichen Druck. Das ist sogar eher noch eine zusätzliche Motivation für uns. Wir haben die Möglichkeit, Vereingeschichte zu schreiben. Ich persönlich setze mich auch nicht unter Druck, für mich gibt es keinen Unterschied zwischen einem Spiel in der Champions League und einem Liga-Spiel. Ich kämpfe und will jedes Spiel gewinnen - ganz egal, wer der Gegner ist.

In Ihrem Team sind nur drei Spieler über 30, der Rest ist 23 und jünger. Was zeichnet Salzburg als Ort für die Entwicklung von Talenten aus?

Camara: Das ist wirklich ein junges Team, mit der Ausnahme der drei Spieler. Die Philosophie hier ist es, jungen Spieler auf einem hohen Niveau, auch in der Champions League, eine Chance zu geben. Für sie ist es der perfekte Klub. Die Infrastruktur hier ist auch perfekt: die Plätze, das Material. Außerdem gibt es Leute, die sich um uns kümmern, besonders Mustapha Mesloub (der Integrationsbeauftragte des Vereins, Anm. d. Red). Er ist immer zur Stelle, um uns zu helfen. Wenn er merkt, dass es bei jemandem in die falsche Richtung läuft, ruft er uns an und gibt uns Tipps.

In Salzburg spielen Sie auf derselben Position wie zwei andere Spieler aus Mali zuvor auch, Diadie Samassekou und Amadou Haidara. Wie kann es sein, dass es bei Salzburg immer wieder Talente aus Mali gibt?

Camara: Es stimmt schon, Mali ist in Salzburg schon gut vertreten. Wir sind mutige Spieler, mental stark und darüber hinaus auch seriöse Arbeiter.

Sie haben als Innenverteidiger begonnen. Wann ging es für Sie ins Mittelfeld - und warum?

Camara: In der Jugend habe ich auf verschiedenen Positionen gespielt, um vielseitiger zu werden. In der Jugendnationalmannschaft hatten wir Probleme in der Zentrale und da habe ich dem Coach gesagt 'Ich kann auch in der Mitte spielen'. Wir haben das Spiel gewonnen, ich war gut und habe mich dann entschieden, weiterhin zentral zu spielen. Als ich dann zum Verein zurückgekehrt bin, war ich kein Abwehrspieler mehr.

Sie haben in der Fußballschule von Jean-Marc Guillou (Ex-Nationalspieler Frankreichs, Anm. d. Red.) gespielt, sind dort aber erst sehr spät hingegangen. Warum?

Camara: Ich habe dort ein Probetraining gemacht. Aber ich musste dann dort schnell weg und zu meiner Schwester, die sehr krank war und inzwischen gestorben ist. Die Leute von der Fußballschule haben mich überall gesucht und wollten mir sagen, dass ich genommen worden bin, aber sie konnten mich einfach nicht finden. Als ich schließlich zurückgekommen bin, war es dann zu spät. Ich habe geweint und geweint, denn das wäre der perfekte Ort gewesen, um mir den Traum vom Profifußball zu erfüllen. Danach habe in der Reserve von AS Real Bamako gekickt. Eines Tages haben wir gegen die Fußballschule ein Spiel gehabt - und sie haben mich danach zu einem weiteren Training eingeladen und schließlich doch noch genommen.

Sie gelten neben dem Platz als ruhiger Mensch. Andererseits reden Sie auf dem Platz sehr viel. Sind das zwei verschiedene Persönlichkeiten?

Camara: Fußball ist einfach meine Leidenschaft - und ich will nicht verlieren. Auf dem Platz würde ich mich als mutig beschreiben. Ich bin dafür verantwortlich, das Team zu führen, also muss ich auch meine Mitspieler anfeuern. Das liegt mir auch. Neben dem Platz bin ich ruhig, das stimmt schon.

Mohamed Camara spielt seit 2019 für Red Bull Salzburg.
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Mohamed Camara spielt seit 2019 für Red Bull Salzburg.

Wer war der Spieler, den Sie früher bewundert haben, wer war Ihr Vorbild?

Camara: Zum einen Steven Gerrard. Ich habe nicht allzu viele Spiele von ihm gesehen, aber ich mag seine Spielweise, seine Hingabe, seine Persönlichkeit. Zum anderen N'Golo Kante. Die Leute nennen mich auch oft N'Golo Kante, denn wir haben dieselbe Spielweise. Er ist ein Spieler mit drei Lungen, die habe ich auch. Kurz gesagt: Er ist mein Idol.

Vor einigen Monaten gab es in Deutschland die Flut-Katastrophe. Sie haben sofort für die Opfer gespendet, obwohl Sie gar keine persönliche Verbindung zu dem Land haben. Warum haben Sie das gemacht?

Camara: Ich bin ein gläubiger Muslim. Meine Religion lehrt uns, dass man Menschen in Not immer helfen soll, ganz egal, welche Religion sie haben oder woher sie kommen. Wenn ich die Möglichkeit habe, jemandem zu helfen, dann mache ich das. Wenn ich morgen noch einmal gebraucht werde, dann bin ich da und helfe wieder. In Mali mache ich das genauso. Ich rede da nicht viel drüber, aber wir haben zum Beispiel dabei geholfen, dass sich Leute Solarzellen auf dem Dach installiert haben, sodass sie abends nicht im Dunkeln sitzen müssen.