Kommentar zum FC Barcelona: Ronald Koeman macht es sich zu einfach

Trainer Ronald Koeman hat mit Barca eine deftige 0:3-Klatsche gegen Bayern kassiert.
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Der FC Barcelona hinterlässt gegen den FC Bayern einen katastrophalen Eindruck. Trainer Ronald Koeman muss zwar in erster Linie das jahrelange Versagen auf Führungsebene ausbaden, ist an der sportlichen Situation jedoch nicht schuldlos. Ein Kommentar.

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Tiki-Taka mit Xavi und Iniesta, Kabinettstückchen dank Ronaldinho und Neymar, Traumtore von Messi und Suarez - von dem jahrelangen Spektakel, das es für die Zuschauer im Camp Nou zu bestaunen gab, ist nichts mehr übrig. Die Realität: Sicherheitspässe von Sergi Roberto und Halbfeldflanken auf Luuk de Jong. Kein Wunder, dass die Fans ihre Mannschaft bei der 0:3-Pleite gegen den FC Bayern spüren ließen, was sie von dieser Art Fußball halten.

Es hagelte Pfiffe und am Ende gar hämischen Applaus für jeden angekommenen Pass. Was sich in diesen 90 Minuten zeigte, war das Resultat jahrelanger Misswirtschaft und schlechter Entscheidungen auf sämtlichen Ebenen - insbesondere in Bezug auf Transfers und zu hoch angesetzte Spielergehälter, die letztlich mitverantwortlich waren für den Abschied von Messi.

Der neue alte Präsident Joan Laporta hat das Problem, dass sein Vorgänger Josep Bartomeu ihm einen Scherbenhaufen hinterlassen hat. Sein Versprechen, magische sportliche Momente zurück ins Camp Nou zu holen, steht an zweiter Stelle. Er muss den Klub wirtschaftlich stabilisieren - und das ist keine Aufgabe für die nächsten Monate, sondern für die nächsten Jahre.

Der Leidtragende: Trainer Koeman, dessen Hoffnungen in der Offensive fortan nicht mehr auf Messi beruhen, sondern auf Memphis Depay. Den Niederländer nach dem gründlich verpatzten Start in die neue Champions-League-Saison zu entlassen, wäre ungerecht, zumal ihm eine Vielzahl von Spielern verletzungsbedingt fehlen, die für das Barca der Zukunft wichtig werden können. Ousmane Dembele zum Beispiel, allen voran aber Ansu Fati.

Koeman lamentiert und übt keine Selbstkritik

Koeman ist allerdings nicht frei von Schuld und macht es sich mit seinen Argumentationen zum Teil zu einfach. Zwar mag es sein, dass der FC Bayern "im Moment die bessere Mannschaft" als Barca ist, wie er nach dem Spiel sagte. Allerdings erwischten die Münchner, gemessen an ihrem Potenzial, im Camp Nou nicht ihren allergrößten Glanztag und hatten zum Teil auch noch das intensive Bundesliga-Topspiel bei RB Leipzig in den Knochen.

Barca gab im eigenen Stadion trotzdem keinen einzigen Schuss auf das Tor von Manuel Neuer ab. Und Koeman lamentierte hinterher, seine Mannschaft werde im Moment von "physischen Problemen" heimgesucht - obwohl sie am Wochenende zuvor gar nicht im Einsatz gewesen war.

Kritik an dem ultradefensiven System mit drei Innenverteidigern, viel zu langsamen und teils angeschlagenen Außenbahnspielern (Sergi Roberto rechts, Jordi Alba links) sowie dem bereits erwähnt sehr leicht durschaubaren Offensivspiel? Fehlanzeige.

Es war im Übrigen auch Koemans Wunsch, sich nach dem Last-Minute-Abschied von Antoine Griezmann für eine Verpflichtung des früheren Gladbachers de Jong stark zu machen. Dass der 31-Jährige ein Upgrade für die dringend frischen Wind aus der eigenen Jugend benötigende Mannschaft darstellt, darf aber bereits nach dessen erstem Auftritt bezweifelt werden.

Primera Division: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Real Madrid413:6710
2.FC Valencia49:2710
3.Atlético Madrid47:4310
4.Real Sociedad46:429
5.Athletic Bilbao44:138
6.FC Sevilla35:147
7.FC Barcelona37:437
8.RCD Mallorca43:307
9.Betis Sevilla44:405
10.FC Elche42:205
11.CA Osasuna44:6-25
12.Rayo Vallecano Madrid45:504
13.FC Villarreal32:203
14.UD Levante45:6-13
15.Espanyol Barcelona41:3-22
16.FC Cádiz44:7-32
17.FC Granada42:7-52
18.Celta de Vigo43:8-51
19.FC Getafe41:5-40
20.Deportivo Alavés31:8-70
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