Die Alternative Liste der Champions League - Finale: Grundtyp übergriffiger Klabautermann

Von David Kreisl
Alles im Griff: Antonio Mateu Lahoz.
© getty

Chelsea also, hm. Na gut, dann hätten wir das auch hinter uns. Schwelgt lieber in Erinnerungen und hört dabei Buckethead: Die Alternative Liste der Champions League - das Worst-Of 2020/21.

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Die Sieger der Saison: Bei ihrem ersten Date sollen sich Thomas Tuchel und Pep Guardioa in der Münchner Bar Schumanns beim Nachspielen taktischer Operationen dermaßen die Salz- und Pfefferstreuer um die Ohren gehauen haben, dass sich die Bedienungen nicht einmal mehr getraut hätten, Getränke zu bringen - so zumindest die Legende. Ein bisschen derartige Action hätte auch dem mit mäßiger Spannung erwarteten Finale zwischen Chelsea und City gutgetan, das mit wenigen Überraschungen aufwartete: Einen knappen Sieg gab's für die Blues, wie schon die letzten beiden Aufeinandertreffen zuvor. Und Timo Werner brauchte keine zehn Minuten, um einen Ball wenige Meter frei vor dem Tor in die falsche Richtung zu schießen. Obwohl der Stürmer, wie Sky-Kommentator Wolff-Christoph Fuss zu berichten wusste, beim Abschlusstraining die Kugeln noch dermaßen gut reingeschweißt hatte, dass sein Coach vorschlug: "Timo, morgen auch! Bitte." Naja, man kann auch nicht alles haben.

Sonst wurde viel geweint, im Spiel, nach dem Spiel, auf allen Seiten; ob bei den Londonern "am Ende vor Freude Blut gekotzt" wurde (wieder Fuss), können wir aber nicht bestätigen. Wohl aber, dass schon bei der Medaillenvergabe dermaßen viele Chelsea-Spieler am Pokal rumgeleckt haben, dass das schwerlich mit dem Hygienekonzept vereinbar war. Und die Lehren des Abends? 1. An Tuchel ist ein ansehnlicher Animateur verloren gegangen. 2. Referee Antonio Mateu Lahoz, vom Grundtyp eigentlich übergriffiger Klabautermann, wurde in ungewohnt unaufgeregter Manier seinem Bildungsauftrag gerecht und katapultierte einige sterbende Schwäne schnell wieder zurück ins Leben. Und 3.: Mit Fans ist dieses Spiel doch ein bisschen schöner ...

Die musikalische Darbietung der Saison: Und weil eben jenen Fans Halftime-, Pre-Game- und sonstige Schießmichtot-Shows immer besonders wichtig sind (an dieser Stelle sei an Helene Fischer im Pokal-Finale '17 oder Anastacia bei einer Bayern-Halbzeit-Meisterparty erinnert), hat die UEFA auch fürs Champions-League-Finale keine Kosten gescheut. Die erste Hoffnung, dass da tatsächlich Buckethead einen aufzwirbelt, hielt sich aber nicht lange. Dafür gab's einen stets bemühten Lookalike mit Marshmello, flankiert von Selena Gomez und Khalid Boulahrouz, aufwendig hinanimiert in einem Filmchen, dass die Welt so auch nicht unbedingt gebraucht hätte. Irgendwas mit Fortnite hatte das Ganze auch zu tun ... DIESE JUGEND VON HEUTE VERSTEHT DOCH NIEMAND MEHR!

Das Feedback-Gespräch der Saison: Lassen wir dieses öde Endspiel mit all seinen Grausamkeiten also mal beiseite und blicken zurück - da muss es doch auch was Schönes gegeben haben in einem dreiviertel Jahr Königsklasse? Ja, ein bisschen. Zum Beispiel diese Konversation (inhaltlich bestimmt nahe dran am Salz- und Pfefferabend im Schumanns), als sich der FC Barcelona von Paris Saint-Germain schwindlig spielen ließ:

Pique: "Lasst uns den Ball länger halten, verdammte Scheiße. Verdammte Hölle! Auf geht's, eine beschissene, längere Ballbesitzphase."

Griezmann: "Beruhig dich, Geri. Hör auf zu schreien."

Pique: "Verdammte Hölle, Grizzi. Verdammte Scheiße."

Griezmann: "Die F ... deiner Mutter!"

Pique: "Fick dich. Wir leiden. Wir werden an die Wand gespielt, und das seit fünf Minuten. Motherfucker, wir laufen hier wie die Verrückten rum."

Griezmann: "Ich laufe auch."

Das Foul der Saison: 125 Spiele - da wird natürlich auch angemessen getreten. Der Sehnenspreizer von Idrissa Gueye gegen Ilkay Gündogan aus dem Halbfinale hätte vermutlich die Auszeichnung als ekelhaftestes Foul verdient, aber natürlich darf man auch diese Aktion hier niemals, niemals, niemals vergessen. Wir sind auch Wochen später immer noch fassungslos.

Der Tweet der Saison: Manchester City zählt zu seinen größten Fans bekanntlich das Oasis-Brüderpaar Gallagher. Während sich Noel die Pleite seiner Skyblues sogar im Stadion gab, glänzt Bruder und Erzfeind Liam während Fußballspielen in der Regel eher an der Twitterklaviatur. Nach dem Endspiel herrschte dort zwar zunächst gespenstische Stille, nicht nur unsere Herzen hatte der Gute aber schon mit seinem Liveticker zum Halbfinale gegen PSG gewonnen.

Das Fundstück der Saison: Wo gerade schon fröhlich die Beleidigungen durch die Gegend fliegen: Unser persönliches Leben haben die Recherchen zur Achtelfinale-Liste Vol. III am meisten bereichert. Diese beförderten nämlich das Deutsche Schimpfwörterbuch - zum allgemeinen Nutzen gesammelt und alphabetisch geordnet von 1839 ans Tageslicht. Ein beinahe niemals endender Quell der Glückseligkeit, seit dessen Entdeckung quasi kein Morgenmeeting mehr vergeht, in dem niemand als Bratwurstmaul, Schlabbertasche oder Talglümmel geneckt wird. Auch Ausdrücke wie Brunzprophet oder Galeerenhure kommen in den meisten Fälle super an - einfach mal ausprobieren!

Der User-Kommentar der Saison: Natürlich gucken wir auch hier und da, was im Kommentarbereich unter den Listen so abgeht. Oftmals sind das ganz einfache Wahrheiten wie "Ich bin schon überzeugt, dass Spox diese Artikel als Vorwand nimmt, um besoffen seine Arbeit zu machen, damit es nicht auffällt" (DaniiDaca) oder "Ist das PEINLICH!!!" (Abdell12). Unser Lieblingskommentar geht aber an andertheker: "Krass, wie dieses kleine Hermelin das fette Kanninchen killt!!"

Das Tier der Saison: Womit wir schon beim Tier der Saison wären. "Er ist weiß, elegant und stolz darauf, bretonisch zu sein", steht auf der Vereinshomepage von Stade Rennes etwas dubios geschrieben. Der Text, der bei dem Anfang auch gut und gerne in eine andere Richtung hätte gehen können, widmet sich dann aber doch nur dem Klubmaskottchen: einem Hermelin. In den Kosmos dieser Tierchen sind wir eventuell etwas zu tief eingetaucht, Inzest und Tötungsdelikte an wehrlosen Kaninchen inklusive. Erminig, wie Rennes' hauseigenes Exemplar heißt, tauchte während der (zum Glück nicht sehr zahlreichen) Heimspiele der Franzosen nicht nur in etwas psychotischer Manier immer wieder aus dem Nichts auf der Tribüne des leeren Stadions aus, sondern ließ sich dort sogar für den eigenen Social-Media-Auftritt am Pissoir filmen.

Die beste Werbung unter einer AL der Saison: Zielgruppe, Bebilderung, Catchyness - hier stimmt einfach alles.

al-werbung
© SPOX

Der Exklusivmeldung der Saison: Eine große Meldung, ein großer TV-Moment - mit diesem Schmankerl der lieben Sky-Kollegen entlassen wir euch in die Champions-League-freie Zeit. Bis nächstes Jahr zur Super League! Oder so.

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