Rummenigge: UEFA denkt über Änderungen in Champions League nach

SID
Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
© getty

Football als Fußball-Vorbild: Die UEFA plant die Reform der Champions League - und folgt dabei dem Beispiel der NFL.

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Der FC Bayern blickt gerne über den großen Teich. "Kaiser" Franz Beckenbauer oder "Bomber" Gerd Müller zog es einst in die dortige "Operettenliga" NASL, Uli Hoeneß lief in San Francisco mit leuchtenden Augen durch den Fanshop der 49ers und revolutionierte nach diesem Vorbild den Fanartikel-Verkauf. Heute unterhält der deutsche Branchenprimus längst ein Büro in New York sowie eine Partnerschaft mit dem FC Dallas, schaut allerdings noch immer neidvoll auf den American Football.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge spricht sich jetzt erneut für eine Reform der Champions League ab 2024 aus - "ein bisschen nach dem Vorbild des Super Bowls in Amerika". Dorthin und auf die Play-offs der NFL blickt Winter für Winter eine wachsende Zahl an meist jungen Sportfans, auch aus Deutschland. Was sie lockt? Taktik und Körperlichkeit des Spiels, einerseits. Vor allem aber unvorhersehbare Ergebnisse und das "Alles oder nichts".

Wie beim Finalturnier der Fußball-Königsklasse im vergangenen August, an dessen Ende sich die Bayern die Triple-Krone aufsetzten. "Das Turnier in Lissabon war wahrscheinlich der größte Thrill, den die Champions League je erlebt hat", sagte Rummenigge jetzt. "Wie eine Bombe" habe der Modus eingeschlagen, hatte der gut vernetzte Funktionär auch schon geäußert. Und deshalb denkt die UEFA bei ihrer Reform nun verstärkt an Lissabon - und die USA.

Dort wird in den Play-offs binnen eines Monats über Helden und Deppen entschieden, in je nur einem Spiel. Die UEFA plant laut Rummenigge zumindest ab dem Halbfinale eine "Week of Football" als "große Attraktion" zum Saisonschluss: "Du spielst in einem K.o.-System - the winner takes it all. Und der Verlierer, der ja sonst noch eine zweite Chance in einem Rückspiel gehabt hätte, ist draußen." Maximaler Nervenkitzel - und maximale Aufmerksamkeit, also mehr Geld.

NFL als Vorbild für den Fußball

Auch UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte derartige Gedankenspiele nach anfänglichem Zögern zuletzt positiv bewertet. Die NFL als Vorbild für den Fußball brachte DFB-Direktor Oliver Bierhoff schon vor drei Jahren ins Gespräch, um "Glaubwürdigkeit zurückgewinnen sowie Begehrlichkeiten neu wecken" zu können. Sein Ansatz: Verknappung. In der NFL gebe es nur 17 reguläre Saisonspiele, "das heißt: Qualität schlägt Quantität".

Dass die UEFA freiwillig die Anzahl der Spiele reduziert, ist aber nicht zu erwarten. Am liebsten hätte sie wohl wie 2020 dauerhaft ein "Final 8". Doch dieses Format lässt sich kaum im engen Kalender verankern.

In besagter "Fußball-Woche" fiele zwar eine Halbfinal-Begegnung weg. Zugleich wird aber über eine Ausweitung der Gruppenphase diskutiert - auch, um dem ewigen Schreckensszenario einer eigenen "Superliga" der Spitzenklubs entgegenzuwirken. Deshalb sollen die 32 Teams in der Königsklasse der Zukunft in einer gemeinsamen Liga je zehn Gruppenspiele absolvieren (bislang sechs). Das bedeutet: Netto wären es drei Spiele mehr.

Auch Rummenigge sieht den größeren Reformbedarf bei der Vorrunde. Weil die Topklubs dort immer weniger Mühe haben, "fängt es an, ein bisschen langweilig zu werden". Und Langeweile - für diese Erkenntnis braucht es keine USA-Reise - ist Kassengift.

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