FC Barcelona: So wurde Lionel Messi zum besten Freistoßschützen der Welt

Von Ignasi Oliva Gispert
Lionel Messi erzielte im CL-Hinspiel gegen den FC Liverpool ein Freistoßtor.
© getty

Lionel Messi war nicht immer ein begnadeter Freistoßschütze. Auf dem Weg dorthin brauchte es viel harte Arbeit - und ein wenig Hilfe einer Legende. Trifft er im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Liverpool erneut (Di., 21 Uhr live auf DAZN)?

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An einem Tag im Sommer 2005 herrschte hektische Betriebsamkeit auf dem Gelände der legendären Nachwuchsakademie La Masia, die einen Steinwurf vom Camp Nou in Barcelona entfernt liegt. Ein Kamerateam war zu Gast und machte Aufnahmen von der Arbeit in der berühmten Talentschmiede, dem ganzen Stolz der Blaugrana. Unter den Videos, die gedreht wurden, waren auch kurze Clips einiger Nachwuchsstars. "Erinnert Euch an meinen Namen", sollten die Talente jeweils in die Kamera sagen und anschließend einen Freistoß im Tor versenken.

Eine Aufgabe, die einige Youngster mit viel Selbstvertrauen angingen, andere waren deutlich schüchterner. Unter den Teenagern war auch ein junger Argentinier namens Lionel Messi. Er hatte damals bereits sein Debüt für die Profis gegeben, durfte aber dennoch bei den Spots mitwirken.

Roger Giribet gehörte in der Jugend zu den Mannschaftskameraden des heutigen Superstars und erinnert sich bei SPOX und Goal noch ganz genau daran, wie die Dreharbeiten abliefen: "Alle Spieler brauchten mindestens zwei oder drei Versuche. Außer Messi. Er war der einzige, der auf Anhieb traf und innerhalb von 30 Sekunden war er fertig. Auch die Kameraleute waren beeindruckt."

Damals deutete Messi also mit einem wunderschönen Schuss in den Winkel bereits an, über welch großes Talent er am ruhenden Ball verfügt. Eine Fähigkeit, die ihn mittlerweile zum besten Freistoßschützen der Welt gemacht hat: In den vergangenen gut zehn Jahren gelangen ihm 31 Freistoßtore, Cristiano Ronaldo steht bei 20 und Miralem Pjanic bei 16. Ironischerweise war daran im Sommer 2005 noch nicht zu denken, weil La Pulga kaum an seiner Technik am ruhenden Ball feilte und nicht einmal in seiner Jugendmannschaft die Freistöße treten durfte.

Ex-Mitspieler Giribet führt aus: "Bis zu jenem Auftritt hatte er in La Masia kaum Freistöße geschossen. Victor Vazquez, der das wirklich gut konnte, und Linksfuß Juanjo Clausi traten meistens an, Messi so gut wie nie."

Überhaupt genoss diese Disziplin keine Priorität in der Jugendarbeit der Katalanen. In Barcelona ging es um Spielformen, um Technik und um Übersicht. Nicht darum, die Spieler in stundenlangen Sessions im Schlenzen zu drillen.

Lionel Messi: In La Masia wurden selten Freistöße trainiert

Der ehemalige La-Masia-Chef Albert Benaiges bestätigt diesen Ansatz bei SPOX und Goal: "Wir haben das nicht trainiert. Wir hatten mal die eine oder andere Übung mit einer Freistoßmauer und wir haben dann ein paar Ratschläge gegeben. Aber es gehörte definitiv nicht zu den Bereichen, an denen besonders hart gearbeitet wurde."

Laut Giribet wollten er, Messi und einige andere Sonderschichten nach dem Training einlegen und an der Schusstechnik feilen. Dies ging aber nur, "wenn wir noch auf den Platz durften".

Einige nützliche Tipps erhielten sie dann aber doch. Und zwar vom ehemaligen Barcelona-B-Trainer Guillermo Hoyos, der heute bei Universidad de Chile arbeitet. "Ich glaube er war es, der uns erklärte, wie man den Ball richtig hinlegen muss", sagt Giribet: "Sein Rat war, den Ball mit dem Ventil nach unten zu legen, damit er sich im Flug einfacher wieder senkte."

Messi saugte die Tipps auf wie ein Schwamm. Trotzdem trat er zu Beginn seiner atemberaubenden Profikarriere nicht als Freistoßgott in Erscheinung. Vielmehr waren seine Fortschritte das Ergebnis harter Arbeit - und von Ratschlägen Diego Maradonas.

Diego Maradona gab Lionel Messi Tipps bei der Albiceleste

Die beiden Albiceleste-Legenden hatten im Februar 2009 ein Aha-Erlebnis. Maradona war damals argentinischer Nationaltrainer und Messi sein Starspieler. Bei einer Trainingseinheit im Stade Velodrome von Marseille trat Messi Freistoß um Freistoß, keiner fand den Weg ins Ziel. Das Barca-Ass war zunehmend frustriert, ehe sich Maradona seiner annahm.

Maradonas Assistenztrainer Fernando Signorini verriet bei La Nacion , wie es damals genau ablief: "Ich sah, wie Maradona zu ihm ging. Er fasste ihm an die Schulter und sagte: 'Kleiner Leo, kleiner Leo, komm mal zu mir. Lass es uns noch einmal probieren.' Sie waren wie ein Lehrer und sein Schüler."

Er ergänzte: "Maradona erklärte ihm: 'Du musst den Ball so hinlegen und wenn Du ihn dann triffst, darfst Du Deinen Fuß nicht so schnell zurückziehen. Der Ball hat sonst keine Ahnung, was Du von ihm möchtest.' Dann streichelte er die Kugel mit seinem linken Fuß genau in den Knick und an Messis Gesicht ließ sich pure Bewunderung ablesen."

Messis Traumfreistoß im Hinspiel gegen Liverpool ein neuerlicher Höhepunkt

In der Folge arbeitete Messi noch härter an seiner Freistoßtechnik und die Erfolge stellten sich immer mehr ein. Der neuerliche Höhepunkt war der traumhafte Freistoßtreffer im Hinspiel gegen Liverpool letzten Mittwoch (3:0), der unhaltbar für Reds-Keeper Alisson in den Maschen einschlug .

Messis Fähigkeiten versetzen nicht nur die Fans ins Staunen, sondern auch alte Weggefährten wie Albert Benaiges: "Im Vergleich zu früher tritt er seine Freistöße heute anders und das haben wir ihm nicht in La Masia beigebracht. Es ist eher ein Teil seiner Fähigkeiten, an dem er selbst gearbeitet hat. Und seine Erfahrung hat ihm dabei sicherlich geholfen."

Damals, im Sommer 2005, waren die Menschen noch positiv überrascht, als Messi den Freistoß vor der Kamera auf Anhieb versenkte. Heute grenzen seine Heldentaten an Normalität.

Die Top-Torjäger des FC Barcelona in der Champions League

SpielerT
Lionel Messi12
Philippe Coutinho3
Ousmane Dembele3
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