Kommentar zur Klatsche des FC Schalke 04 gegen Manchester City: Keine Argumente mehr für Tedesco

Von Martin Volkmar
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© getty

Man kann gegen Manchester City verlieren - aber nicht so, wie es der FC Schalke 04 beim 0:7 im Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals tat. Trainer Domenico Tedesco vermittelt nicht den Eindruck, als könne er den Absturz aufhalten. Ein Kommentar von SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar.

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Fast genau zwei Jahre ist es her, dass Domenico Tedesco seinen ersten Job im Profibereich antrat. Am 8. März 2017 wurde der damals 31-Jährige als Chefcoach von Erzgebirge Aue vorgestellt und rettete den Klub binnen weniger Wochen vor dem Zweitliga-Abstieg.

Der Jahrgangsbeste des DFB-Trainerlehrgangs stieg wenige Monate später in die Bundesliga auf und führte Schalke 04 in seiner ersten Saison zur Vizemeisterschaft. Dass auch viel Spielglück dabei war und häufig wenig ansehnlicher, fast nur gegen den Ball orientierter Ergebnis-Fußball gezeigt wurde, spielte für den schnell zu euphorisierenden Schalker Anhang nicht die größte Rolle.

Ein knappes Jahr später ist der einstige Zauberlehrling Tedesco entzaubert. Nach einer Horror-Spielzeit stehen die Königsblauen so schlecht da wie seit Ewigkeiten nicht mehr und drohen sogar erstmals nach 31 Jahren wieder in die 2. Liga abzusteigen.

Schalke 04 fehlt es auch an Charakter

Eine Niederlage bei Champions-League-Favorit Manchester City sollte im Normalfall zwar kein zusätzliches Argument für eine Trennung vom Trainer sein - doch das 0:7-Debakel und vor allem der einer Arbeitsverweigerung gleichkommende Auftritt seines Teams lieferten genau das: Argumente gegen Tedesco.

Dabei liegt die Schalker Misere sicherlich nicht nur am Deutsch-Italiener. Die Gründe sind vielfältig. Offensichtlich fehlt es der für Millionensummen zusammengekauften Mannschaft an Qualität für Top-Fußball, aber es fehlt auch gleich mehreren Spielern an Charakter - wie zahlreiche, nicht nur öffentliche Vorfälle der letzten Wochen belegen.

Deshalb hatte der Vorschlag der Heimatzeitung WAZ auch einen gewissen Charme, lieber wie beim 1. FC Nürnberg vor rund 35 Jahren die Mannschaft auszuwechseln anstelle des Trainers. Realistisch ist so ein Neuanfang mit eigenen Talenten angesichts der hohen Erwartungshaltung auf Schalke allerdings nicht. Zumal es seit Jahren nicht gelingt, Eigengewächse und Identifikationsfiguren langfristig zu halten.

Und hier kommt Tedesco wieder ins Spiel, der die Mannschaft mehr oder weniger nach seinen Vorstellungen umbauen durfte und dabei Führungsspieler wie Benedikt Höwedes oder Naldo gehen ließ und zuletzt auch Kapitän Ralf Fährmann rasierte.

Tedesco scheint kein Mittel gegen den Absturz zu haben

Diejenigen, die für Tedesco aber die Kohlen aus dem Feuer holen sollten, sind nahezu komplett gescheitert. Exemplarisch dafür stehen die drei Neuzugänge Sebastian Rudy, Mark Uth und Omar Mascarell, die allesamt weit von ihrer Top-Form entfernt sind.

Glaubt man Insidern, so hat Tedesco inzwischen ohnehin mindestens die Hälfte der Mannschaft gegen sich aufgebracht. Und auch sonst gibt es kaum Hoffnung auf Besserung. Zuletzt verlor S04 fünfmal in Folge und kassierte dabei desaströse 21 Gegentreffer. Hält die Tendenz an, dürften zumindest die vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz bald verbraucht sein.

Der verantwortliche Mann für die Krise macht derweil seit Wochen nicht den Eindruck, als habe er ein Mittel gegen den Absturz. Auch wenn ein Trainerwechsel keine Garantie für die Wende ist, spricht spätestens nach dem desaströsen 0:7 nichts mehr für Tedesco.

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