Ein Puzzle als klassische Lösung

Von Adrian Bohrdt
2014 geht es in Lissabon um den Pokal mit den berühmten großen Ohren
© getty

Er ist das Ziel aller europäischer Topteams, die großen Ohren sind sein Markenzeichen: Der Champions-League-Pokal wurde in den letzten knapp 50 Jahren mehrfach neu hergestellt und hätte eigentlich ganz anders aussehen sollen. Jürg Stadelmann, mitverantwortlich für den Entwurf, berichtet von seinen Ideen und dem Puzzle, aus dem der Pokal hervorging.

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"Mir schwebte ein moderner Entwurf vor", erinnert sich Stadelmann: "Eine Schale, die auf dem Rücken eines Fußballers getragen wird, der zum Fallrückzieher ansetzt. Doch der damalige UEFA-Generalsekretär Hans Bangerter strebte eine klassische Lösung an." Diese klassischere Lösung sollte sich letztlich aus einem Puzzle entwickeln. Doch der Reihe nach.

Von 1956 bis 1966 wurde für den Sieger des Europapokals der Landesmeister noch ein von der französischen Sportzeitung "L'Equipe" gestifteter silberner Cup vergeben, ähnlich dem späteren Pokal für den Europameister.

Real Madrid durfte diesen nach seinem sechsten Sieg behalten und so sollte eine neue Trophäe her.

Der Puzzle-Prozess

Nachdem Stadelmann den Zuschlag erhalten hatte, wurden ihm rund 10.000 Schweizer Franken (nach heutigem Wert etwa 6500 Euro) zur Verfügung gestellt.

Im Gespräch mit "uefa.com" berichtete er vom Design-Prozess: "Mein Vater Hans und ich gingen zum Büro von Herr Bangerter und legten den ganzen Boden mit Skizzen aus.

Er sagte etwas wie "die Bulgaren würden den unteren Teil lieben. Die Spanier würden dies mögen, aber die Italiener jenes und die Deutschen ein Teil von dem." Wir haben das Design wie ein Puzzle zusammengesetzt."

Celtic erhält den ersten Cup

So wurde der Cup "aus vielen verschiedenen Teilen zusammengestellt, aber mittlerweile gefällt es mir, und ich denke, jeder, der mit dem Fußball zu tun hat, mag es auch".

Als erstes Team durfte Celtic Glasgow das 73,5 Zentimeter große und 8,5 Kilogramm schwere Objekt der Begierde aus der Nähe betrachten: Die Schotten feierten in der Saison 1966/67 ihren ersten und einzigen Triumph in dem Wettbewerb.

Dabei hatte Celtic Glück, dass der Pokal zum Endspiel gegen Inter Mailand (2:1) im Stadion war, wie Stadelmann erzählte: "Ich weiß noch, dass er bis zum 28. März fertig sein musste, weil ich geheiratet habe und mit meiner Frau zu einem zehntägigen Bootsausflug nach Los Angeles aufbrechen wollte. Es hat 340 Stunden in Anspruch genommen, den Pokal fertig zu stellen. Ich habe den Feinschliff übernommen, ehe der Graveur, Fred Bänninger, letzte Hand angelegt hat. Rechtzeitig, wie ich zum Glück sagen darf."

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Stadelmanns Groll gegen die UEFA

Der aktuelle Pokal ist bereits der sechste seiner Art, da die Seriengewinner Real, Ajax Amsterdam, AC Milan, Bayern München und der FC Liverpool jeweils ein Original im Trophäenschrank haben. Die Nachbildungen, die ansonsten verteilt werden, waren bis 2005 um 10 Prozent kleiner, mittlerweile gibt es eine originalgetreue Kopie von der UEFA.

Insgesamt machte der Verband 2005 einen Schnitt. So wurde das nächste, aktuelle Original leicht abgeändert, die Henkel wurden stärker nach innen gekröpft, so dass der Cup schlanker wirkt.

Außerdem sind mittlerweile alle Titelgewinner eingraviert. "Nach dem Champions-League-Sieg des FC Liverpool 2005 beauftragte die UEFA einen anderen, möglicherweise billigeren, Hersteller", haderte Stadelmann.

Das hat der Schweizer der UEFA bis heute nicht verziehen: "Meine Enttäuschung und Verärgerung war nach fast 40-jähriger Zusammenarbeit natürlich sehr groß. Überdies bemerkte ich ästhetische Abweichungen: Die Henkel der derzeitigen Trophäe sind nicht sehr schön verarbeitet."

Den Madrider Kapitän, der den Henkelpott am 24. Mai in den Nachthimmel von Lissabon strecken wird, dürfte das freilich eher wenig kümmern.

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