Wer ersetzt den Unersetzbaren?

Carlo Ancelotti und Diego Simeone führten ihre Mannschaften ins Finale
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Im Finale der Champions League treffen mit Atletico Madrid und Real Madrid zwei Mannschaften aufeinander (Sa., 20.45 Uhr im LIVE-TICKER), die grundverschiedene System spielen, aber doch ihre Parallelen aufweisen. SPOX wirft zusammen mit Benedikt Brust und Philipp Obloch von OPTA einen Blick auf die taktische Herangehensweise beider Finalisten.

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Wer ergreift die Initiative?

Atletico ist spanischer Meister, Atletico steht im Finale der Königsklasse - und dennoch haben die Rojiblancos eine außergewöhnliche Statistik aufzuweisen. Sowohl in La Liga als auch in der Champions League haben sie durchschnittlich weniger Ballbesitz als der Gegner (49 bzw. 46 Prozent laut OPTA). Auch in Sachen Passgenauigkeit sind sie weit entfernt von der internationalen Konferenz: Nur Austria Wien und Viktoria Pilzen brachten in der Königsklasse weniger Zuspiele an den Mann.

Die Königlichen treten da um einiges dominanter auf. Zwar ist der Wert in der Champions League mit 52 Prozent noch recht ausgeglichen, in der Liga haben die Madrilenen in 59 Prozent der Fälle den Ball. Auch im letzten Derbi madrileno in der Liga (2:2) waren Ronaldo und Co. die Mannschaft mit mehr Ballbesitz (63,8 zu 36,2 Prozent).

Doch obwohl es Atletico in der Regel schafft, denn Ballbesitz abzugeben (phasenweise sogar gegen den FC Chelsea), wenn sie es wollen, ist nicht zu erwarten, dass Real den Ball nehmen und gegen den konterstarken Stadtrivalen ins offene Messer laufen wird. Nicht zuletzt die Spiele im Halbfinale gegen Bayern haben gezeigt, dass Real unter Ancelotti auch das schnelle Umschalt- und Konterspiel in Perfektion beherrscht. 28,3 und 30,7 Prozent lauteten die Ballbesitzstatistiken in den Spielen gegen die Münchner - nach Toren stand es nach Hin- und Rückspiel 5:0.

Ein derart defensives Real wird Atletico nicht zulassen, zumal die Königlichen selbst wohl die Initiative ergreifen und sich mehr Spielanteile erarbeiten werden. Zwar fehlt den Königlichen mit Xabi Alonso der Fixpunkt und ein sehr ballsicherer Spieler im Mittelfeld, doch hat Real noch genügend Qualitäten, das Spiel trotzdem zu dominieren.

Denn Atletico hat sich bereits in den letzten Partien gegen Real relativ weit in die eigene Hälfte zurückgezogen. Zu gefährlich ist es, im Rücken des Mittelfeldes große Räume offen zu lassen bei pfeilschnellen Spielern wie Ronaldo, Bale und Di Maria - die bei einer tiefstehenden Defensive dadurch gleichzeitig ihrer großen Stärke im Eins-gegen-eins beraubt werden.

Die Colchoneros werden ihr Heil wohl in der kompakten Spielweise suchen und über schnelle Angriffe versuchen, in den Sechzehner der Königlichen zu kommen. Der Ausfall von Torjäger Diego Costa wäre bei dieser Spielweise doppelt bitter, da der spanische Nationalspieler ein brillanter Konterspieler ist und Atletico so um eine der gefährlichsten Waffen ärmer wäre.

Eine Gelegenheit für die Rojiblancos die Initiative zu ergreifen, wären kurze, gezielte Pressingwellen, wie im Spiel gegen Barcelona praktiziert (Seite 2: "Wie verteidigt Atletico?"). Vor allem gegen den nicht immer sattelfesten Alonso-Ersatz Illarramendi, den jungen Varane in der Innenverteidigung oder Sami Khedira nach seiner langen Verletzung könnte gezieltes Pressing ertragreich sein.

Seite 1: Wer ergreift die Initiative?

Seite 2: Wie verteidigt Atletico?

Seite 3: Wer holt sich die Flügel?

Seite 4: Welche Rolle spielen die Standards?

Seite 5: Wie ersetzt man Diego Costa?

Seite 6: Wie ersetzt man Karim Benzema?

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