Schwarzes Jahr für Italiens Fußball

SID
Ausgeschieden: Clarence Seedorf musste in Madrid eine bittere Niederlage hinnehmen
© getty

Mit dem AC Mailand schied der letzte italienische Klub aus der Champions League aus. Ein Armutszeugnis für das Land des viermaligen Weltmeisters. Die Medien schießen sich vor allem auf Trainer Clarence Seedorf ein.

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Nach der 1:4-Pleite bei Atlético Madrid und dem Aus in der Champions League musste der AC Mailand Hohn und Spott über sich ergehen lassen. "Milan, überrollt und aus Europa ausgeschlossen. Der Klub durchlebt eines der schwärzesten Jahre seiner Geschichte", schrieb die "Gazzetta dello Sport" nach der Blamage im Estadio Vicente Calderón.

"Der AC Milan ist ein Team ohne Ressourcen. Sie haben wenig Qualität und eine schlechte Organisation", wetterte die Corriere dello Sport über die Rossoneri, die sich bereits im Hinspiel beim 0:1 in San Siro bis auf die Knochen blamiert hatten.

Europas siebenmaliger Landesmeister-Champion steht vor einer Saison ohne Titel - und das Viertelfinale der Königsklasse findet ohne italienische Klubs statt. Das war letztmals vor fünf Jahren der Fall gewesen.

Presse attackiert Seedorf

Vor allem an Trainer Clarence Seedorf und Stürmer-Star Mario Balotelli entzündete sich in der Heimat die Kritik. Im Vergleich zu ihren spanischen Pendants aus Madrid hätten diese äußerst schlecht ausgesehen. "Zwischen Balotelli und Diego Costa gibt es keinen Vergleich, auch nicht zwischen Simeone, einem echten Trainer, und Seedorf, einem von Berlusconi erfundenen Coach", schrieb die Corriere dello Sport.

Vor allem an Seedorf scheiden sich die Geister. Der 37 Jahre alte Neu-Trainer und Ex-Profi hatte erst im Januar den erfolglosen Massimiliano Allegri abgelöst. "Die Pleite wirft einen düsteren Schatten auf Seedorfs Trainer-Karriere", meinte die Gazzetta dello Sport und fragte nach: "Er behauptet, dass er Milan für die Zukunft rüstet. Doch wird diese Zukunft jemals kommen?"

Den starken Madrilenen konnten die Mailänder nur kurz Paroli bieten. Als Brasiliens alternder Offensivstar Kaká (27.) die Führung von Torjäger Diego Costa (3.) ausgeglichen hatte, keimte ein wenig Hoffnung auf. Doch spätestens mit dem 2:1 durch Arda Turan (40.) war die Gegenwehr dahin. "Der Treffer hat uns das Genick gebrochen", sagte Seedorf, der noch zwei weitere Gegentreffer durch Raul Garcia (71.) und erneut Diego Costa (8.) mitansehen musste.

In der Serie A weit zurück

Auch in der Meisterschaft hatten die Rossoneri, immerhin 18-maliger Champion, zuvor auf ganzer Linie enttäuscht. Seit Monaten gibt es in der Serie A von Milan nur noch Fußball-Schmalkost zu sehen, der Klub rutschte auf den elften Tabellenplatz ab. Mit neun Punkten Rückstand ist der Sprung auf die internationalen Plätze und somit die Teilnahme am Europapokal in weite Ferne gerückt.

Seedorf bittet um Geduld

Seedorf selbst bat um Geduld. Der 86-malige niederländische Nationalspieler, der zweimal mit Milan (2003 und 2007) die Champions League gewann, wies auf die prekäre Lage, in der er die Mannschaft Anfang des Jahres übernommen hatte. "Der Start in dieser Saison war schlecht, und wir müssen viele Löcher stopfen", sagte der langjährige Mittelfeld-Stratege und fügte an: "Wir haben in der Liga noch elf Spiele und wollen die Meisterschaft mit Würde zu Ende bringen."

Weniger Geduld bringt offenbar Seedorfs Ziehvater Silvio Berlusconi auf, der laut italienischer Medien nun doch Klubanteile verkaufen will. Angeblich verhandelt Italiens ehemaliger Regierungschef bald mit arabischen Investoren. Zuvor hatte bereits das Gerücht die Runde gemacht, der 77-Jährige habe eine amerikanische Agentur mit der Suche nach potenziellen Käufern beauftragt.

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