Keine Zeit für Schampus

Mario Mandzukic (r.) erzielte den Siegtreffer in Pilsen
© getty

Der FC Bayern stellt den nächsten Rekord auf und zieht vorzeitig ins Achtelfinale ein. Das Team ist aber weiter auf der Suche nach sich selbst und der Trainer probiert fleißig weiter. Das schlägt auf die Stimmung.

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So richtig jubeln wollte Mario Mandzukic nicht. Der Kroate hatte gerade das erste und am Ende auch entscheidende Tor für den FC Bayern bei Viktoria Pilsen erzielt. Mal wieder per Kopf. Aber der Kroate hat es sich irgendwie zur Gewohnheit gemacht, genervt drein zu blicken, wenn er ein Jokertor gemacht hat, weil das ja bedeutet, dass er nicht von Beginn an auf dem Platz stand.

Auch nach dem Schlusspfiff musste man schon genau hinschauen, um wahre Freude bei den Bayern zu erkennen. Business as usual, eine beschwerliche Pflichterfüllung, mehr war es nicht, das 1:0 beim tschechischen Meister Viktoria Pilsen, der sich im Vergleich zum Hinspiel verbessert zeigte.

Rekorde im Vorbeigehen

Es sind diese Spiele, in denen Spitzenteams nur selten glänzen können und auch nur selten wollen. Hinfahren, gewinnen, Punkte mitnehmen und wieder heim. So in etwa macht das eine europäische Top-Mannschaft mit Gegnern wie Pilsen. Die Bayern kennen das und auch Pep Guardiola hat solche Spiele mit dem FC Barcelona zur Genüge erlebt.

Da hilft auch kein neuer Rekord. Neun Spiele haben die Bayern in der Champions League in Folge gewonnen. Die letzte erfolglose Partie war das Rückspiel im Achtelfinale gegen den FC Arsenal am 13. März 2013. Nur der FC Barcelona hat zwischen dem 18. September 2002 und dem 18. Februar 2003 eine solche Serie hingelegt.

Außerdem war es der fünfte Auswärtssieg der Münchner in der Königsklasse am Stück - das bedeutet immerhin Vereinsrekord.

Gedrückte Stimmung

Aber nach der historischen Saison 2012/13, als die Bayern Rekorde aufstellten im Rekorde brechen, werden neue Bestmarken fast nur noch im Vorbeigehen registriert. Der Rekord ist schön für uns, aber wir hätten uns eine bessere Leistung gewünscht", sagte Torhüter Manuel Neuer.

Viel entscheidender ist die Frage nach der Art und Weise wie der FC Bayern seine Spiele gewinnt. Und da hinken die Münchner in letzter Zeit den eigenen Ansprüchen hinterher. "Wir sitzen jetzt nicht in der Kabine und machen eine Flasche Schampus aus. Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht, im Spielaufbau zu viele leichte Bälle verloren. Auch die Chancenverwertung war nicht optimal", erklärte Thomas Müller.

Die Bayern sind meilenweit davon entfernt, in eine Krise zu rutschen. Aber die Stimmung rund um den Klub war schon mal besser.

Guardiola hatte das Spiel ja auch ein bisschen interessant gemacht, weil er nach dem 2:1 in Hoffenheim davon sprach, er müsse sein Konzept ändern. Sportvorstand Matthias Sammer relativierte die Dimension der Eingriffe vor der Partie noch einmal. Es gehe nur um Nuancen, um kleinere Stellschrauben, an denen gedreht werden müsse. Er hoffe, dass man gewisse Details im Spiel schon erkennen könne.

Besserung oder gar neue Elemente waren nicht in Sicht. Die Bayern spielten unkonzentriert und leisteten sich viele Fehler im Passspiel, die Pilsen einige gute Konter ermöglichten. Erst in der zweiten Hälfte wurde es besser, wobei die Zielstrebigkeit im Abschluss fehlte. "Was wir schnell in den Griff bekommen müssen, ist unsere Anfangsphase", sagte Kapitän Philipp Lahm. "Vielleicht denken wir teilweise, dass es zu einfach ist. Das darf uns nicht passieren."

Guardiolas Prozess braucht Zeit

Es ist natürlich so, dass durch die Verpflichtung von Pep Guardiola vor der Saison Wünsche und Hoffnungen aufkamen, die in der Realität kaum zu erfüllen sind. Die beste Mannschaft und der beste Trainer der Welt, diese Symbiose versprach auch Traumfußball.

Doch selbst die Super-Bayern müssen manchmal auf profane Mittel zurückgreifen, um Spiele zu gewinnen. Das Gute daran: sie können auch den Arbeitssieg.

Der Prozess, in dem die Mannschaft und Guardiola stecken, braucht seine Zeit. Der Trainer hat schon mehrfach gesagt, dass die Spieler seine Ideen vielleicht erst im nächsten Jahr komplett umsetzen könnten und auch Sportvorstand Matthias Sammer hat zu Saisonbeginn darauf hingewiesen, dass Jupp Heynckes in seiner ersten Spielzeit nichts gewonnen hat.

Gradmesser kommen erst noch

Es ist jetzt nicht die Zeit für den von Müller angesprochenen Schampus und auch nicht für Champagner-Fußball. Der Herbst war noch nie die beste Jahreszeit der Münchner. Auch wenn fantastische Auftritte wie bei Manchester City, Schalke 04 oder Bayer Leverkusen zeigen, wozu die Bayern auch unter Guardiola fähig sind.

Es ist auch eine schöne Sicherheit für die Bayern zu wissen, dass sie besser spielen können und wahrscheinlich auch bald wieder werden. Die Pflichtaufgaben haben sie gemeistert, die wichtigen Spiele kommen erst noch und die Titel werden sowieso erst nächstes Jahr vergeben. Und darauf kommt es in München schließlich besonders an.

Viktoria Pilsen - FC Bayern: Daten zum Spiel

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