Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Von Thomas Gaber
Unterschiedliche Typen mit Gemeinsamkeiten: Jürgen Klopp (l.) und Jupp Heynckes
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Persönlichkeit und Auftreten

Als er noch Trainer in Mainz war, drehte Jürgen Klopp einmal nach einem Tor seiner Mannschaft eine halbe Stadionrunde im Sprint, um sich dann in einem Spielerknäuel zu suhlen. Dabei rutschte er auf einer schräg aufgestellten Werbebande aus und fiel unsanft auf den Steiß.

Klopp saugt am Spielfeldrand alles auf, was ein Fußballspiel beeinflusst. Er ist permanent in Bewegung, sucht gerne auch das hitzige Gespräch mit dem vierten Schiedsrichter und den kurzen Draht zu seinen Spielern.

"Mir hat mal ein Journalist vorgerechnet, dass ich während eines Spiels 14 Mal einen Spieler zur Seitenlinie geholt und auf ihn eingeredet habe. Scheinbar hören mir die Jungs in der Besprechung nicht zu", sagt Klopp.

Seine Emotionen auf dem Platz sind nicht gespielt, Klopp lebt Fußball mit Haut und Haaren. Manchmal in der Wahrnehmung übertrieben, aber nie aufgesetzt.

"Jürgen ist ein Typ voller positiver Energie und Leidenschaft. Er hat vom ersten Tag an diesem Verein neues Leben eingehaucht. Er passt perfekt zur Mentalität im Ruhrgebiet und ist der beste Trainer der Welt für Borussia Dortmund", stellte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke in wiederkehrenden Statements klar.

Euphorie und ein lockerer Umgang sind die Antriebsfedern seiner Arbeit, aber auch der Kumpeltyp Klopp kommt nicht ohne Macht aus. Charakterliche Abweichungen sind Klopp ein Gräul, entsprechende Sanktionen die Folge. "Arschlöcher können wir hier nicht gebrauchen, da kann einer noch so überragend kicken", lautet sein Credo.

Als er von einem Journalisten nach dem bekanntgewordenen Götze-Transfer zum FC Bayern gebeten wurde, ohne die üblichen Floskeln zu erklären, wie denn die Mannschaft reagiert hätte, antwortete Klopp: "Ich sehe Sie hier zum ersten Mal und dann gleich Forderungen zu stellen - Hut ab. Sie sind vom Fernsehen, was machen Sie: Tierfilme? Vielleicht können Sie mir ja einen Tipp geben, wie ich das der Mannschaft am besten erkläre."

Seine hemdsärmelige Rhetorik hat Klopp viele Sympathien eingebracht. Ein Tor ist bei ihm eine "Kiste", der Gegner mitunter ein "brutales Brett".

Nicht immer kommt seine Art der Kommunikation gut an. Michael Thurk, der fünf Jahre unter Klopp bei Mainz spielte, sagte nach seinem Wechsel zu Eintracht Frankfurt 2006: "Dieses ständige Fröhlichsein, immer einen flotten Spruch draufhaben, das hat sich abgenutzt. Ich konnte vieles von dem, was er sagt, einfach nicht mehr hören."

Heynckes: Respekt, Anstand, Seriosität

Dem Irrwisch Klopp steht in Wembley der Stoiker Jupp Heynckes gegenüber. Seine ruhige, stets höfliche und auf Seriosität und Anstand bedachte Art, verdient großen Respekt. Heynckes war noch nie ein Lautsprecher, er überlässt das Poltern gerne anderen.

Seine Freizeit verbringt Heynckes am liebsten bei langen Spaziergängen mit seinem Hund, geborgen fühlt er sich am ehesten in seiner rheinischen Heimat.

Mitunter wirkt Heynckes etwas bieder und pedantisch, was ihm auch schon zum Verhängnis geworden ist. Mit Stars, vor allem den aufmüpfigen, gab es Schwierigkeiten. Clarence Seedorf merkte 1998 an, dass Real Madrid nicht wegen sondern trotz Jupp Heynckes die Champions League gewonnen habe.

Doch Heynckes ließ sich nie verbiegen, Konfrontationen geht er lieber aus dem Weg. Als es in Frankfurt und beim zweiten Versuch in Mönchengladbach nicht funktionierte, gab Heynckes sein Traineramt auf, mit Anstand. "Der Wagen ist gewaschen und vollgetankt", sagte Heynckes zum Abschied aus Mönchengladbach im Januar 2007.

Auch bei öffentlichen Auftritten wahrt Heynckes seinen Stil. Provokanten Fragen von Journalisten begegnet er mit Sachlichkeit, Ausfälle sind höchst selten, Sticheleien kommen aber auch bei Heynckes vor.

Als Klopp den FC Bayern mit dem Vorwurf konfrontierte, den Stil des BVB zu plagiieren, erklärte Heynckes, der FC Bayern bestehe ja schon etwas länger, als Klopp Trainer sei.

"Wenn Jürgen irgendwann mal in den Genuss kommt, Bayern oder Real zu trainieren, wird er merken, was das bedeutet, in eine andere Welt zu treten", urteilte Heynckes. Sein wichtigster Grundsatz als Sportler lautet: auch in der Niederlage Größe zeigen.

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