"Das Härteste der ganzen Saison"

Von Interview: Fatih Demireli
Markus Hörwick moderiert unter anderem die FCB-News für den vereinseigenen Sender
© getty
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SPOX: Um wie viel entspannter ist die Arbeit im Vergleich zum Vorjahr, als das Finale noch in München stattfand?

Hörwick: Das war die vierfache Arbeit. Wir waren nicht nur Teilnehmer des Endspiels, sondern das lokale Organisationskomitee. Jetzt sind wir als Gäste dabei, das heißt, salopp gesagt: Wir fahren hin, spielen und gehen wieder nach Hause. Die übrige Arbeit machen die anderen.

SPOX: Auf Sie kommt wie immer die geballte mediale Wucht zu. Wie erleben Sie diese?

Hörwick: Es ist gewaltig! Der FC Bayern und Borussia Dortmund stehen in den nächsten Wochen im absoluten Fokus des Weltfußballs. Die "Times" kommt zum Finale, es kommen amerikanische, chinesische und japanische Fernsehsender. Eigentlich ist der ganze asiatische Markt da. Wir haben die Aufgabe zu meistern, einen schwierigen Spagat zu finden.

SPOX: Inwiefern?

Hörwick: Der FC Bayern ist der Klub mit der offensivsten Medienarbeit, aber Priorität hat jetzt die Mannschaft. Jetzt ist es nicht entscheidend, die meisten und besten Interviews zu geben. Die Spieler sollen nicht in jedem Interview erklären, wie man am besten gegen Dortmund spielt, sondern nur ihren Job machen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

SPOX: Tragen Sie da als Mediendirektor eine besondere Verantwortung?

Hörwick: Ich denke schon. Klar, auf der einen Seite müssen wir schauen, dass wir in der Öffentlichkeit richtig präsentiert werden, das ist unsere Promotion. Aber andererseits wollen wir keinen Druck aufbauen, sondern diesen vielmehr wegnehmen. Es soll sich keiner verrückt machen, das ergibt keinen Sinn. Wir müssen den Spielern und dem Trainer den Rücken freihalten.

SPOX: Wie gravierend der Druck sein kann, erlebte man im Vorfeld des Halbfinals gegen Barcelona, als der FC Bayern einen Medientag organisierte. Die Kollegen aus Spanien waren wenig angetan davon, nur an den Pressekonferenzen teilnehmen zu dürfen.

Hörwick: Das wurde damals völlig missverstanden. Wir haben gesagt: "Wir bieten Euch hier Pressekonferenzen, aber keine Einzelinterviews. Bei über 70 Journalisten ist so etwas nicht mehr machbar." Aber es gab andere Erwartungen. Ich habe die spanischen Kollegen gefragt: "Was machen denn der FC Barcelona und Real Madrid?" Da kam keine Antwort. Eigentlich war es eine Unverschämtheit. So viel Gesprächspartner, wie wir in diesen drei Stunden geboten haben, hatten sie in Barcelona in zwei Monaten nicht.

SPOX: Ein anderes Thema sind die Akkreditierungen: Die UEFA hat beim Akkreditierungsverfahren die beiden Klubs konsultiert. Vor dem Champions-League-Spiel des FC Schalke 04 gegen Galatasaray hatte sich ein Autohaus als Medienvertreter verkaufen wollen. War bei Ihnen auch einer dabei?

Hörwick: Ein Autohaus war jetzt nicht dabei, aber es waren schon ein paar abenteuerliche Namen dabei, die wir noch nie gehört haben. Plötzlich gibt's neue Presseagenturen.

SPOX: Herr Hörwick, sportlich ist der Konkurrenzkampf zwischen Bayern und Dortmund immens. Wie ist es auf Ihrer Ebene? Wie ist die Kommunikation mit den BVB-Kollegen vor dem Finale?

Hörwick: Auf Arbeitsebene ist das alles sehr harmonisch. Wir sind vernünftige Menschen. Jeder weiß, dass der andere nicht besser oder schlechter wird, wenn man vernünftig miteinander arbeitet. Ich spreche mich mit den Kollegen von Borussia Dortmund ab. Der internationale Medientag, den beide Klubs vor dem Finale in London organisieren, fiel ursprünglich auf den gleichen Tag. Dann gab es eine Absprache, wer was ändern kann. Das gleiche gilt für London und den Ablauf vor Ort. Das läuft wunderbar.

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