"Meine Geduld hat sich ausgezahlt"

Von Für SPOX in Berlin: Bastian Strobl
Jerome Boateng (r.) kehrte mit seinen beiden Brüdern für ein Nike-Event nach Berlin zurück
© nike

Back to the roots! Für die Vorstellung der neuen Nike-Kollektion FC247 ist Jerome Boateng zusammen mit seinen Brüdern Kevin-Prince und George an die Panke in Berlin-Wedding zurückgekehrt. SPOX traf den Bayern-Innenverteidiger und sprach mit ihm vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen den FC Barcelona (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER) über seine Konkurrenten, Jupp Heynckes' Taktik und Mario Götze.

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SPOX: Herr Boateng, die Rückkehr nach Berlin ist für Sie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Welche Erinnerungen haben Sie noch an die Panke und den Betonplatz dort?

Jerome Boateng: Das waren tolle und gleichzeitig auch sehr lehrreiche Momente. Das erste Mal an der Panke war wie eine neue Welt. Ich bin in Wilmersdorf aufgewachsen, Wedding war für mich ein kleiner Kulturschock. Ich habe auf dem Platz schnell gemerkt, dass hier andere Regeln gelten. Es ging viel härter zu, man musste schon mal einen Ellbogen wegstecken. Das war ich zu Beginn nicht gewohnt, weil ich davor jeden ausspielen konnte und zu den Besten gehört habe.


SPOX: Für Ihre Brüder Kevin-Prince und George war das wohl Alltag, immerhin verbrachten sie ihre Kindheit in diesem Viertel.

Boateng: Sie haben mir schnell klar gemacht, dass Tränen fehl am Platze sind. Aber im Nachhinein bin ich ihnen sogar dankbar. Sie haben mir beigebracht, dass man nie aufgeben darf. Das hat mir in meiner Karriere geholfen.

SPOX: Und Sie immerhin zu einer historischen Nacht geführt. Durch die 4:0-Gala gegen den FC Barcelona steht Bayern München so gut wie im Finale der Champions League. Woran machen Sie den klaren Sieg fest?

Boateng: Unser Trainer hat uns sehr gut eingestellt und wir haben seine Vorgaben perfekt umgesetzt. Das war ein verdienter Sieg, aber wir sind noch nicht durch. Wir müssen noch im Camp Nou bestehen, das wird schwer genug.

SPOX: Wie genau sah die Taktik von Jupp Heynckes aus?

Boateng: Ihm war klar, dass wir nicht so viel Ballbesitz haben werden wie sonst. Deswegen hat er den Fokus noch mehr auf unser Umschaltspiel gelegt. Zudem standen wir sehr kompakt. Ich kann mich an keine einzige hundertprozentige Chance von Barcelona erinnern.

SPOX: Ist die große Stärke der Bayern also auch, dass man - anders als in der Vergangenheit - nicht mehr so ausrechenbar ist, sondern verschiedene Lösungsansätze im Köcher hat?

Boateng: Wir waren auch im letzten Jahr gut, aber in dieser Saison haben wir unser Spiel noch verfeinert. Das fängt beim Gegenpressing der kompletten Mannschaft an und hört bei der nötigen Aggressivität auf. Das sind meiner Meinung nach die entscheidenden Punkte.

SPOX: Die Partie gegen Barcelona stand am Dienstag dennoch fast ein wenig im Schatten von Mario Götzes Transfer nach München. Wie hat die Mannschaft auf diese Nachricht reagiert?

Boateng: Wir haben es wohl alle erst aus den Medien mitbekommen, vielleicht wussten es ein paar bereits vorher, aber das weiß ich nicht. Wichtig war nur, dass wir deswegen nicht den Fokus auf das Wesentliche verlieren. Aber natürlich freuen wir uns alle auf ihn in der neuen Saison.

SPOX: Provokant gefragt: Braucht eine Mannschaft, die Barcelona demontiert, überhaupt einen Mario Götze?

Boateng: Sonst hätten wir ihn kaum verpflichtet. Mario gehört zu den größten deutschen Talenten, die es gibt. Für mich persönlich ist er sogar das größte. Und Bayern ist nun mal der größte Verein in Deutschland, deswegen ist der Wechsel eigentlich nur eine logische Schlussfolgerung.

SPOX: Götze ist nicht der erste Neuzugang. Mit Jan Kirchhoff kommt auch ein neuer Innenverteidiger zu den Bayern. Daniel van Buyten könnte ebenfalls um ein weiteres Jahr verlängern. Wie sehen Sie Ihre Situation in München?

Boateng: In der neuen Saison kommt ein neuer Trainer, das bedeutet: Alle starten bei null. Jeder muss sich beweisen und um seine Position kämpfen. Ich weiß, was ich kann.

SPOX: In den letzten Monaten hat van Buyten Ihnen allerdings den Rang abgelaufen. Waren Sie umso überraschter, dass Sie gegen Barcelona in der Startelf standen?

Boateng: Nein, ich wusste es schon ein bisschen länger. Natürlich habe ich nicht alle Spiele gemacht, aber wenn ich auf dem Feld war, habe ich meinen Job gemacht. Diesen Einsatz hatte ich mir verdient.

SPOX: Es klingt ein wenig, als würden Sie sich nicht genügend wertgeschätzt fühlen?

Boateng: So würde ich das nicht sagen. Wir haben eine unfassbare Serie in der Rückrunde hingelegt, ich konnte es dem Trainer nicht übel nehmen, dass er auf ein eingespieltes Team gesetzt hat. Es zählt sowieso nur der Erfolg der Mannschaft. Außerdem habe ich durchaus meine Spiele gemacht, egal ob in der Liga oder im Pokal. Das Barcelona-Spiel hat gezeigt, dass sich Geduld auszahlt.

Jerome Boateng im Steckbrief