Ohne Ego, mit Zugzwang

Von SPOX
Xherdan Shaqiri (r.) und Luiz Gustavo zählten gegen Werder Bremen zu den Aktivposten
© Getty

In der Champions League bei BATE Borissow (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) hat Bayern-Trainer Jupp Heynckes die nächste Gelegenheit zur Rotation. Während in der Vergangenheit Spieler wie Alexander Baumjohann, Jan Schlaudraff oder Nils Petersen nach ihrer Verpflichtung meist auf die Bank oder gar in die zweite Mannschaft mussten, wechselt Heynckes in dieser Saison munter durch. Shaqiri und Co. zahlen das Vertrauen bisher mit Leistung zurück, doch es gibt auch Verlierer.

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Als Xherdan Shaqiri am Samstag gegen Werder Bremen eingewechselt wird, läuft es für Bayern gegen die Hanseaten eher mäßig. Ein paar Dribblings des Schweizers und 30 Minuten später hat der Rekordmeister aber auch das sechste Spiel der Saison gewonnen. Shaq

uiri hatte mit seiner Leistung einen großen Anteil am Dreier des FCB. Wie auch Mario Mandzukic, ebenfalls eingewechselt, und gegen Werder bereits mit seinem neunten Pflichtspieltor für Münchner.

Die beiden Spieler stehen exemplarisch für das neue (alte) Konzept der Rotation, das Ottmar Hitzfeld einst salonfähig machte und das Jupp Heynckes in dieser Saison wiederentdeckt zu haben scheint. Mandzukic, Martinez, Shaqiri, Pizarro, Dante - alle sind sie neu, alle bekommen sie ihre Einsatzminuten.

Anders als in vergangenen Jahren, als Neuzugänge wie Jan Schlaudraff, Alexander Baumjohann oder Nils Petersen wenig bis gar nicht spielten, darf und muss sich im neuen Team der Bayern jeder zugehörig fühlen.

Etablierte legen Zahn zu

Von der verstärkten Konkurrenzsituation im Kader scheinen sich jedoch nicht nur die Neuen anspornen zu lassen. "Bei den Bayern musst du Konkurrenzkampf haben. Deshalb muss ich mich umso mehr auf meine Fähigkeiten konzentrieren", resümierte Toni Kroos bereits nach der Verpflichtung von Javi Martinez. Gesagt, getan: Der in der letzten Saison in seinen Leistungen häufig schwankende Nationalspieler blüht in dieser Spielzeit förmlich auf und hat nach neun Pflichtspielen bereits vier Treffer zu Buche stehen.

Auch Luiz Gustavo, von vielen nach dem 40-Millionen-Transfer von Martinez bereits abgeschrieben, ließ sich von der Ablösesumme des Spaniers positiv beeinflussen und spielte nicht nur gegen Bremen eine starke Partie.

Hitzfeld lobt Heynckes

"Die Rotation hat den Vorteil, dass du nicht nur viele Spieler einsetzt, sondern auch Konkurrenzkampf entfachst. Wenn du immer mit dem gleichen Team spielst, dann hast du eine A-Elf und eine B-Elf. Bei der Rotation muss jeder um seinen Platz fighten. Keiner darf sich sicher fühlen, das nächste Mal nicht wieder auf der Bank zu sitzen", schlägt auch Ottmar Hitzfeld im Interview mit der "Welt" in die gleiche Kerbe. Heynckes mache das mit der Rotation in der Aufstellung sehr geschickt.

"Das sind die fünf bis zehn Prozent, die der Trainer da aus den Spielern herauskitzeln kann, weil sie wissen: Es geht auch ohne mich. Mittlerweile geht es bei Bayern sogar ohne Ribery und Robben. Das ist auch neu", so Hitzfeld weiter.

Kader in allen Mannschaftsteilen verstärkt

Anders als in der vergangenen Spielzeit hat Heynckes jedoch auch das Spielermaterial dazu. In allen Mannschaftsteilen hat man sich verstärkt. Nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze. Das Rotationsprinzip Heynckes' hat daher aber auch erste Verlierer hervorgebracht. Anatoli Timoschtschuk konnte bisher erst 35 Minuten Spielzeit sammeln. Van Buyten und Rafinha standen - wenn auch durch Verletzung lange Zeit gehandicapt - noch gar nicht auf dem Platz. Auch Emre Can, hochgelobtes Talent aus dem eigenen Nachwuchs und Gewinner der Vorbereitung, durfte nur im DFB-Pokal gegen Jahn Regensburg ran.

"Wir haben einen Top-Kader. Jeder muss sein Ego zurückstellen und auch mal auf die Bank. Das geht nicht mehr anders", stellt Jupp Heynckes klar. Er sei "nicht mehr dazu bereit, immer zu erklären, warum ich Spieler wechsle", er werde die Rotation jedoch "so moderieren, damit es funktioniert. Und es wird auch funktionieren, auch über die ganze Saison."

Rotation auch gegen Borrisow?

Gegen BATE Borrisow hat der 67-Jährige die nächste Gelegenheit seine Elf einmal ordentlich durchzuwürfeln. Javi Martinez könnte wie schon gegen Valencia ins Team rücken.

Vorne rückt wohl Mandzukic wieder ins Team. Ein Luxus-Problem, wie auch Thomas Müller zugibt: "Wir sind in einer Situation, wo du weißt, dass immer einer nachrücken kann. Als Spieler bist du da immer unter Zugzwang."

Voraussichtliche Aufstellungen

BATE Borrisow: Gorbunov - Polyakov, Radkov, Simic, Bordachev - Likhtarovich, Olekhnovich, Pavlov, A. Volodko - Hleb - Rodionov

Trainer: Goncharenko

Bayern München: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Badstuber - Javi Martinez, Schweinsteiger - T. Müller, Kroos, Ribery - Mandzukic

Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Aleksandar Stavrev (Mazedonien)

BATE Borrisow - Bayern München: Daten zum Spiel