Rudi Völler: "Bei aller Träumerei bin ich Realist"

SID
In Leverkusen gibt man sich realistisch. An ein Wunder im Rückspiel gegen Barcelona glauben wenige
© Getty

Als der Airbus AB1020 am Dienstagmorgen zum "Betriebsausflug" von Bayer Leverkusen nach Barcelona abhob, konnte die Stimmung an Bord prächtiger kaum sein. Mit drei Siegen im Gepäck, darunter das 2:0 gegen Bayern München, machte sich die Werkself auf die wohl letzte Champions-League-Reise der Saison. Würdig verabschieden will sich der wiedererstarkte Vizemeister von der großen Fußball-Bühne, an ein Wunder im Achtelfinal-Rückspiel bei Titelverteidiger FC Barcelona am Mittwoch (20.30 Uhr im LIVE-TICKER) glaubt wahrlich keiner.

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"Man soll im Fußball ja niemals nie sagen, aber bei aller Träumerei bin ich auch Realist", sagte Sportchef Rudi Völler und gab kurz vor dem Abflug die Marschroute aus: "Barcelona ist die beste Mannschaft der Welt. Wir wollen den Aufwärtstrend fortsetzen und den Spaniern einen offenen Schlagabtausch liefern."

Der sportliche Wert des Spiels hält sich nach der 1:3-Niederlage im Hinspiel vor drei Wochen in Grenzen. Nun geht es also darum, den Aufwärtstrend im Camp Nou zu bestätigen. Und auch Szenen wie die, als sich Manuel Friedrich und Michal Kadlec im Hinspiel bereits in der Pause um das Trikot von Lionel Messi stritten, sollen ausbleiben.

Schürrle: "Riesenspiel für alle"

Die Vorfreude auf das "Spiel der Spiele" ist jedenfalls groß bei den jungen Leverkusener Profis. "Das ist ein Riesenspiel für alle. Ich hoffe, es ist voll im Camp Nou. Wir wollen dort unsere beste Leistung bringen, und dann schauen wir, zu was es gereicht hat", sagte Nationalspieler Andre Schürrle, und Kollege Stefan Kießling ergänzte: "Ich will nicht sagen, dass wir eine realistische Chance haben, aber wir wollen Barca ein wenig ärgern."

4.000 Leverkusener Fans fahren trotz aller Aussichtslosigkeit in die katalanische Hauptstadt, und auch zwei Jugendmannschaften sowie die Traditionsmannschaft wurden von der Bayer-Führung eingeladen.

Michael Ballack werden sie dann nicht sehen. Der 35-Jährige fällt wegen seines Muskelfaserrisses in der Wade weiter aus und fehlt damit genauso wie Vedran Corluka (Muskelfaserriss), Sidney Sam (Muskelbündelriss) und die Langzeitverletzten Tranquillo Barnetta und Rene Adler.

Dutt: "Gute Leistung ist wichtig"

Für Trainer Robin Dutt ist indes im 157. Europacupspiel der Vereinsgeschichte das Ergebnis nebensächlich. "Wichtig ist eine gute Leistung, alles andere wird das Spiel zeigen. Auf dem Papier scheint die Situation eindeutig.

In der Bundesliga haben wir gesagt, dass wir die Leistung und nicht den Tabellenplatz in den Vordergrund stellen. Das gilt auch in der Champions League für uns. Wir haben nichts zu verlieren, aber wir können viel gewinnen", sagte Dutt.

Der Leverkusener Trainer ist überzeugt, dass Bayer einen guten Eindruck im Camp Nou hinterlassen werde. Gerade gegen die Großen der Branche wie den FC Chelsea oder FC Valencia habe sich seine Mannschaft zumindest eine Halbzeit lange immer gut verkauft. Gegen die Katalanen wird das zum Weiterkommen kaum reichen.

Köln und Metz schafften kleine Wunder

Auch die Statistik dürfte Dutt kaum Hoffnung machen. Seit 13 Heimspielen ist die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola in der Königsklasse ungeschlagen. Der letzte Sieg einer deutschen Mannschaft liegt schon über 13 Jahre zurück (Bayern München mit 2:1 am 4. November 1998).

Aber es gab auch diese kleinen Wunder: Auf dem Weg zum UEFA-Cup-Sieg 1988 schaltete Bayer die Katalanen im Viertelfinale aus - nach einem 0:0 im Ulrich-Haberland-Stadion gewann man durch das Tor von Tita 1:0 in Barcelona. Der FC Metz machte vor fast 28 Jahren eine 2:4-Heimniederlage durch ein 4:1 in Camp Nou wett.

Ein ähnlicher Erfolg gelang dem 1. FC Köln Ende 1980 im UEFA-Cup, als man nach einem 0:1 in Müngersdorf das Rückspiel 4:0 gewann. Völler bleibt aber skeptisch: "Die Mannschaften, die Köln und Leverkusen geschlagen haben, und die von heute - das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht."

Guardiola hebt den Zeigefinger

Barca-Coach Guardiola warnte trotz des komfortablen Polsters vor Überheblichkeit. "Gegen deutsche Mannschaften muss man immer aufpassen.

Sie können innerhalb weniger Minuten zwei, drei Tore schießen. Sie geben nie auf", sagt der Erfolgstrainer, der seinen Vertrag noch nicht verlängert hat und mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht wird.

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