Jose Mourinhos Elite-Soldaten

Von Christian Bernhard
Inter Mailand hat wie der FC Bayern München noch die Chance auf das Triple
© Imago

Inter Mailand versucht im Champions-League-Halbfinale den Siegeszug von Titelverteidiger Barcelona zu stoppen. SPOX hat die Schlüsselspieler von Jose Mourinho genauer unter die Lupe genommen. Mit dabei: Ein Ex-Bayer, ein Dauerbrenner und ein stiller Torgarant.

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Auf Inter Mailand wartet ab 20.45 Uhr die derzeit wohl schwierigste Aufgabe im Welt-Fußball: den FC Barcelona in 180 Minuten auszuschalten und so ins Champions-League-Finale einzuziehen.

Ein Auftrag für Starcoach Jose Mourinho, der sich seit dem 2:0-Sieg am Freitagabend gegen Juventus Turin nach eigenen Angaben "nächtelang" mit dem Team um Superstar Lionel Messi beschäftigt hat.

Um die perfekt geschmierte Barca-Maschinerie zu stoppen, denkt der Portugiese angeblich über ein 4-1-4-1-System mit Esteban Cambiasso als Staubsauger vor der Abwehr, Maicon und Samuel Eto'o als Mittelfeld-Außen und Ivan Cordoba als Rechtsverteidiger nach.

Aber wer sind eigentlich Mourinhos Schlüsselspieler? Auf wen kann sich der Portugiese am meisten verlassen?

Lucio:

"Lucio ist der Typ von Innenverteidiger, den wir nicht hatten: Groß und kopfballstark": Schon früh in der Saison adelte Mourinho den Ex-Bayernspieler und dieser zahlt es ihm Woche für Woche mit Leistung zurück - besonders in der Champions League. Seine Auftritte gegen Chelsea waren herausragend, dafür gab es von Inter-Patron Massimo Moratti ein Sonderlob: "Lucio war unglaublich, er hat für zwei gespielt."

Der Brasilianer ist der Hauptgarant dafür, das Inter die beste Abwehr der Serie A (30 Gegentore in 34 Spielen) stellt und dass es in zehn CL-Spielen erst achtmal im Tor von Julio Cesar eingeschlagen hat. "Lucio ist die Garantie unserer Abwehr. Ich kann ihm vollkommen vertrauen", sagt Mourinho.

Maicon:

Ginge es nach Moratti, hätte Maicon bereits 2008 zum engen Kreis der Anwärter auf die Wahl zum Weltfußballer des Jahres zählen müssen. Diesen Titel wird der 28-Jährige wohl nie gewinnen, aber er ist definitiv einer der besten Rechtsverteidiger der Welt. Kräftig, laufstark und mit einem gewaltigen Schuss ausgestattet, verpasste der Brasilianer in der laufenden CL-Saison keine einzige Minute. Nur in der Rückwärtsbewegung offenbart er zwischendurch kleine Schwächen.

Erst am Freitag zeigte er auf beeindruckende Art und Weise, welch Offensivpotenzial in ihm steckt. Sein 1:0 gegen Juve ist definitiv ein Kandidat für die Wahl zum Tor des Jahres.

Allerdings hatte er im Vorrundenspiel gegen Barca im Camp Nou als Rechtsverteidiger große Probleme mit Pedro, deshalb erwägt Mourinho ihn im 4-1-4-1 rechts im Mittelfeld zu platzieren - auch um schnelle Konter setzen zu können.

Javier Zanetti:

36 Jahre und kein bisschen müde: Zanetti ist ein Naturphänomen. Das unterstrich er gegen Juve in seinem 500. Spiel im Inter-Dress in der 86. Minute mit einem eindrucksvollen Solo über 70 Meter. Er hat bereits 47 Saisonspiele auf dem Buckel und verpasste so wie Maicon keine einzige Minute in der Königsklasse.

Laufstark, zweikampfstark, variabel einsetzbar: Der Argentinier ist ein Spieler, den jeder Trainer gerne in seinem Team hätte. Die "SZ" bezeichnete ihn nicht umsonst als den "perfekten Kapitän". Viele Beobachter glauben, dass Mourinho ihn als Wachhund auf Messi ansetzen wird. Davon nahm der Portugiese aber auf der offiziellen Pressekonferenz Abstand: "In meinem Fußballverständnis gibt es keine Manndeckung."

Obwohl ihn "The Special One" lieber im Mittelfeld sieht, wird er gegen Barca erneut links hinten spielen. Unerklärlich, dass Diego Maradona zuletzt keine Verwendung mehr für ihn in der Nationalmannschaft fand.

Wesley Sneijder:

Jahrelang hatte Inter keinen echten Spielmacher mehr in seinen Reihen, der Niederländer füllt dieses Vakuum seit Saisonbeginn auf beeindruckende Art und Weise. "Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wie Real Madrid so einen Spieler hat ziehen lassen", sagte Mourinho und fügte an: "Für uns ist er jetzt essenziell."

In der Tat: Sneijder ist Inters Hirn, er lenkt das Spiel und ist zudem mit seinen Freistößen brandgefährlich. Der 25-Jährige trägt Riesen-Anteil am großen Paradigmenwechsel bei Inter: Weg von einer Mannschaft, die fast nur auf Muskeln, Kraft und Kampf setzt, hin zu einer, die jetzt auch hochwertige Ballstafetten in ihrem Repertoire hat.

Wie wichtig er ist, zeigte das Vorrundenspiel gegen Barca im Camp Nou. Der Niederländer fehlte - und bei den Nerazzurri ging im Spiel nach vorne so gut wie gar nichts.

Diego Milito:

Militos Transfer ging im Sommer-Trubel um den Ibrahimovic-Eto'o-Deal etwas unter, doch der Argentinier ist mittlerweile ganz klar Stürmer Nummer eins unter Mourinho.

"El principe" ist kein Freund großer Worte, sondern lässt Tore sprechen. Vergangene Saison traf er für den FC Genua in der Liga 24 Mal, diese Spielzeit hat er bereits 19 Serie-A-Treffer auf seinem Konto.

Milito hat von Inters Sturmquartett Eto'o-Balotelli-Pandew-Milito mit 3544 Minuten eindeutig die meiste Einsatzzeit. Er ist zudem ein unermüdlicher Rackerer, der weite Wege geht und Löcher in die gegnerische Abwehr reißt. Zusammen mit Eto'o hat er dafür gesorgt, dass Ibrahimovic in Mailand mittlerweile nicht mehr vermisst wird.

Mourinhos 4-2-3-1-System funktioniert in der Offensive hauptsächlich dank ihm und Sneijder so gut. Milito schafft durch sein laufintensives Spiel als Mittelstürmer Freiräume für Eto'o, der sich mittlerweile als linker Flügelstürmer pudelwohl fühlt.

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