Babbel: Erst fassungslos, dann erleichtert

SID
Markus Babbel kann mit dem VfB Stuttgart weiter aus eigener Kraft das CL-Achtelfinale erreichen
© Getty

Markus Babbel kam sich vor wie im falschen Film. Erst war er zuversichtlich, dann fassungslos, und zwischenzeitlich platzte ihm sogar der Kragen. Doch am Ende einer emotionalen Achterbahnfahrt konnte der Teamchef des VfB Stuttgart schon wieder große Entschlossenheit demonstrieren.

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"Ich bin total überzeugt, dass wir das Achtelfinale schaffen, der Glaube ist zu hundert Prozent da", sagte Babbel nach dem 1:1 (0:1) der Schwaben im vierten Gruppenspiel der Champions League beim FC Sevilla.

In der Gruppe G der Königsklasse ist der VfB Tabellendritter (3 Punkte) und insgesamt seit nunmehr acht Pflichtspielen ohne Sieg. Doch nach dem 1:1 der Glasgow Rangers (2 Punkte) bei Unirea Urziceni (4 Punkte) hat der verwirrend unkonstante Bundesligist in der Tat noch alle Chancen, sein Minimalziel zu erreichen.

Mit Siegen in Glasgow (24. November) und gegen Urziceni (9. Dezember) wäre der VfB sicher weiter. Falls der bereits für das Achtelfinale qualifizierte FC Sevilla Schützenhilfe leistet, reichen auch vier Punkte.

Babbel zunächst "fassungslos" und "wahnsinnig"

"Das Gute ist, wir haben es selbst in der Hand", sagte Babbel daher kämpferisch nach einem Spiel, das ihn zunächst "fassungslos" und "wahnsinnig" gemacht hatte.

Von allen guten Geistern verlassen stümperte seine Mannschaft durch die erste Halbzeit, und nicht nur Babbel war "erleichtert", dass die überlegenen Spanier durch Jesus Navaro (14.) nur einmal getroffen hatten.

Nach Spielschluss blieb dann die Erkenntnis, dass sogar mehr möglich gewesen wäre als der verdiente Ausgleich durch Zdravko Kuzmanivic (78.).

Babbel findet in Kabine die richtigen Worte

"Wir hätten sogar noch gewinnen können", stellte Babbel ohne falsche Bescheidenheit trefflich fest, dass es aber wenigstens zum zunächst völlig irrwitzig erscheinenden Unentschieden reichte, das war nicht zuletzt sein Verdienst.

Nach der "katastrophalen" ersten Halbzeit stellte er seine Spieler in der Kabine kurz und lautstark in den Senkel. "Normal bin ich ja der Letzte, der da laut und böse wird", sagte Babbel, "aber wenn ich sehe, dass sich die Mannschaft vor Angst in die Hose macht, muss ich natürlich was sagen."

Babbel ist "nicht bereit, Kopf hinzuhalten"

Fassungslos sei er gewesen, berichtete Babbel, was da in der ersten Halbzeit passierte. Also habe er den Spielern gesagt, dass es etwas Besonderes sei, in der Champions League zu spielen.

Zudem habe er ihnen mitgeteilt: "Der Einzige, der Angst haben müsste, bin ich, weil es um meinen Kopf geht", aber für eine Leistung wie in der ersten Halbzeit "bin ich nicht bereit, den Kopf hinzuhalten."

Andererseits, versicherte er, "macht es mich auch stolz, wie die Mannschaft dann in der zweiten Halbzeit reagiert hat."

Celozzi und Rudy beleben Mannschaft

Babbel wechselte auch die richtigen Spieler ein. Erst brachte er Stefano Celozzi und Sebastian Rudy für die äußerst schwachen Khalid Boulahrouz und Roberto Hilbert (beide 46.) und dadurch schlagartig Leben in seine scheintote Mannschaft.

Dann kam für den abermals indisponierten Kapitän Thomas Hitzlsperger (64.) noch Julian Schieber, der kurz vor Schluss sogar den Siegtreffer auf dem Fuß hatte.

Babbel fand das freilich alles nicht der Rede wert: "Mit den Einwechslungen war es nicht schwer, Treffer zu landen."

Lob von Heldt

"Markus hat eine gute Ansprache gehalten und gut gewechselt", lobte VfB-Sportdirektor Horst Heldt den Teamchef und stellte fest: "Wenn Julian das 2:1 macht, gehen wir hier als Sieger vom Platz und keiner weiß warum."

Eine Erklärung wäre gewesen, dass die Gastgeber ab der 68. Minute in Unterzahl spielten, weil der nur sechs Minuten zuvor als dritter Spieler eingewechselte Aldo Duscher wegen einer Verletzung vom Feld musste.

Babbel auch optimistisch für Bundesliga

Der gute Pawel Pogrebnjak hatte da aber auch schon per Kopf nur die Latte getroffen (54.). Angesichts der zweiten Halbzeit in Sevilla gab sich Babbel wieder mal verhalten optimistisch, dass seine Mannschaft nun auch in der Bundesliga endlich die Kurve kriegt.

"Ich hoffe, dass jetzt vielleicht der Knoten platzt. Es geht schwierig weiter, aber ich bin überzeugt, dass wir den Weg aus dieser schwierigen Situation finden." Nächster Halt für den VfB ist Mönchengladbach. Dort findet, wie Sportdirektor Heldt schon mahnte, ein Spiel mit dem Prädikat Abstiegskampf statt.

Babbel: "Die erste Halbzeit war katastrophal"