Baresi: "Bayern kann die Überraschung werden"

Von Interview: Christian Bernhard
Franco Baresi arbeitet momentan für die Marketing-Abteilung des AC Mailand
© Getty
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SPOX: Ihr Spitzname "Franz" kommt besonders in Deutschland gut an.

Baresi: Für mich war es immer eine Ehre, mit Franz Beckenbauer verglichen zu werden. Er war für mich ein Held. Ich habe ihn spielen sehen und seine Größe bewundert.

SPOX: Haben Sie ihn persönlich kennengelernt?

Baresi: Ja, wir sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen. Er war immer sehr freundlich. Bereits bei der Weltmeisterschaft 1990, bei der ich gespielt habe, hatte er immer lobende Worte für mich übrig. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt.

SPOX: Zurück zu Milan. Was hat die Mannschaft um Marco van Basten, Ruud Gullit und Sie zu so einem besonderen Team gemacht?

Baresi: Der Verein hat seine Mentalität, seinen Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl auf uns Spieler übertragen. Wenn ein Spieler zu Milan kommt, lernt er zuallererst die große Arbeitsmoral kennen, die hier herrscht. Der Klub hat ein ideales Ambiente und die perfekten Bedingungen geschaffen, um gut arbeiten zu können. Dazu kamen ein großer Enthusiasmus und viel Hingabe.

SPOX: Wer waren die Eckpfeiler dieses Superteams?

Baresi: Coach Arrigo Sacchi und Präsident Silvio Berlusconi haben wichtige Rollen gespielt. Wir haben in jenen Jahren etwas Neues auf die Beine gestellt, das man so zuvor nicht kannte. Dieser offensivere und besser organisierte Fußball war unsere Stärke. Uns ist es gelungen, dieses Modell auf unsere großen Champions, wie zum Beispiel die drei Holländer, zu übertragen.

SPOX: Haben Sie als Libero und Abwehrchef damals Einfluss auf Sacchis Taktik genommen?

Baresi: Ich glaube, wir haben beide unseren Teil dazu beigetragen. Es war ein Geben und Nehmen. Sacchi hat völlig neue Ansichten mitgebracht und ist auf eine Mannschaft getroffen, die ihm gefolgt ist und ihn auf diesem Weg unterstützt hat.

SPOX: Der italienische Fußball war zu dieser Zeit in Sachen Taktik führend. Ist das auch heute noch so?

Baresi: Italien ist immer noch ganz vorne, allerdings haben sich auch die anderen weiterentwickelt. Alle sind heute sehr gut organisiert und vorbereitet. Die Trainer wissen mittlerweile alles von allem, es gibt keine Geheimnisse. Deshalb ist es ausgeglichener geworden.

SPOX: Zurück zum heutigen AC Milan. Leonardo hat alles andere als eine leichte Aufgabe auf der Milan-Bank übernommen.

Baresi: Das stimmt, dieses Jahr ist ein besonderes. Dies ist eine große Chance für ihn, er hat die Möglichkeit, viel Erfahrung zu sammeln. Der Kader ist immer noch gut - auch wenn Spieler wie Paolo Maldini und Kaka nicht mehr da sind.

SPOX: Neben Kaka und Maldini hat auch Ancelotti die Mannschaft verlassen. Welcher Abgang schmerzt am meisten?

Baresi: Alle drei waren in den letzten Jahren immens wichtig, aber einen Spieler wie Kaka zu ersetzen, wird alles andere als leicht. Milan hat aber Spieler, die dieser Saison ihren Stempel aufdrücken können. Ich denke da an Ronaldinho oder Pato. Dazu ist noch Klaas-Jan Huntelaar gekommen und Pippo Inzaghi ist ja auch noch da. Das sind Spieler mit großer Qualität und Erfahrung.

SPOX: Die Milan-Fans haben aber auch noch Sie in ihrem Herzen. In der Curva Sud in San Siro gibt es immer noch ein riesiges Spruchband "Baresi 6".

Baresi: Es ist eine große Freude, dass die Tifosi mir nach so vielen Jahren immer noch sehr verbunden sind. Sie zeigen mir regelmäßig ihre Wertschätzung.

Hier geht es zurück zum ersten Teil des Interviews

Franco Baresi im Steckbrief