"Klinsmann ist kein Blitzableiter"

Von Florian Bogner
Karl-Heinz Rummenigge im Gespräch mit Premiere-Moderatorin Jessica Kastrop
© Premiere

Nach Jürgen Klinsmann setzt auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge die Mannschaft unter Druck und fordert im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Barcelona (Mi., 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und im Internet TV) eine Reaktion ein.

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Karl-Heinz Rummenigge wollte direkt nach dem 1:5 in Wolfsburg nicht Stellung nehmen. Dies holte er am Montag beim Pressegespräch von Premiere nach - und setzte die Mannschaft in die Schusslinie.

Gegen Barcelona muss eine Reaktion her - sonst könnte es für die Spieler ungemütlich werden. In Barcelona fordert der Bayern-Boss ein Ergebnis, das fürs Rückspiel alles offen hält.

Karl-Heinz Rummenigge über...

...die Sprachlosigkeit nach dem Wolfsburg-Spiel:

"Wir haben versucht, nicht wild um uns zu schlagen, sondern das zu tun, was Führungskräfte tun sollten - nämlich rational zu reagieren. Deswegen haben wir nach dem Spiel keinen Kommentar abgegeben."

...die angezweifelte Fähigkeit der Spieler, selbstkritisch zu sein:

"Jeder Spieler ist in der Lage, die Leistung, die er gezeigt hat, selbstkritisch zu beurteilen. Es ist nicht die Frage, ob die Spieler selbstkritisch genug sind. Dass die Spieler nach dem Spiel nichts gesagt haben, war vielleicht sogar besser. Es ist manchmal besser, nichts zu sagen und selbstkritisch damit umzugehen, um es dann im nächsten Spiel gerade zu rücken."

...die Kritik von Trainer Jürgen Klinsmann an der Mannschaft:

"Ich halte es durchaus für sehr klug, den Druck auf die Mannschaft größer werden zu lassen. Diesen Richtungswechsel von Jürgen konnte ich absolut nachvollziehen. Wir werden ihn in dieser Richtung unterstützen.

Bayern ist lt. "bwin" klarer Außenseiter

Letztendlich steht die Mannschaft auf dem Platz, der Trainer hat oft genug Kritik abbekommen. Die Mannschaft muss wissen, dass Jürgen kein Blitzableiter ist. Die Mannschaft hat Verantwortung für so eine Leistung zu übernehmen."

...die direkten Konsequenzen aus dem 1:5 in Wolfsburg:

"Wenn der FC Bayern 1:5 verliert, kann man nicht zum normalen Alltag übergehen. Aber wir tun alle gut daran, die Dinge nicht extern zu kritisieren, sondern das gemeinsam mit Jürgen und der Mannschaft zu bewerkstelligen. Wir brauchen eine positive Reaktion der Mannschaft. Sie muss wissen, dass sie in der Pflicht steht und muss dementsprechend in Barcelona auftreten."

...den raueren Ton gegenüber der Mannschaft:

"Der Ton muss nicht rauer, sondern klar sein. Das war er auch immer. Es bringt in so einer Situation gar nichts, auf die Mannschaft einzuprügeln. So ein Spiel hinterlässt auch Spuren in der Mannschaft. Man darf sich dann nicht von der Mannschaft lösen, sondern man muss mit der Mannschaft gemeinsam Ziele definieren und angehen. Wir werden sehen, ob uns das in den nächsten Spielen gemeinsam gelingt."

...die konkreten Forderungen an die Mannschaft:

"Wir waren über die zweite Halbzeit in Wolfsburg irritiert. Wir erwarten ganz klar, dass sich die Mannschaft am Mittwoch zerreißt, dass sie alles gibt und alles in die Waagschale legt, was sie zu bieten hat, um Wiedergutmachung für diesen Klub - aber auch für die Fans - zu betreiben."

...die gefährdeten Ziele:

"In Zeiten, in denen es nicht so gut läuft, muss man bei Führungskräften Qualitäten sehen. Wir sind sicherlich nicht zum ersten Mal in einer schwierigen Lage und werden zu Recht kritisiert. Dieser Kritik stellen wir uns auch. Es nervt mich selbst, dass wir nach einem verlorenen Spiel immer sagen müssen, dass die drei Mannschaften vor uns nicht dramatisch weit weg sind. Aber wir müssen jetzt bei der Mannschaft einfordern, dass jedes Spiel - egal ob der Gegner Barcelona oder Frankfurt heißt - voll konzentriert, voll engagiert, mit größtem Willen und größter Motivation angegangen wird. Es ist eine Situation, die man trotzdem noch zum Positiven drehen kann."

...die langfristigen Konsequenzen für die Spieler:

"Wir werden ganz genau hinschauen, wie sich einzelne Spieler in Drucksituationen verhalten. Da werden wir im Zweifelsfall dann auch den Finger in die Wunde legen."

...das anstehende Spiel in Barcelona:

"Ich freue mich, dass wir nach dieser schweren Niederlage ein solches Spiel vor der Brust haben, in dem wir alles sind, nur nicht Favorit. Das ist die große reizvolle Aufgabe. In einem solchen Spiel hat man die Chance, die Niederlage gegen Wolfsburg in einem anderen Licht erscheinen zu lassen."

...die veränderte Ausgangslage nach der Wolfsburg-Niederlage:

"Alleine der Gegner ist Motivation genug. Wir sollten uns auf das Spiel freuen, dann kann man auch für einen Umkehreffekt sorgen. Wichtig ist, dass wir nicht ängstlich in das Spiel gehen. Ich bin davon überzeugt, dass es ein hochinteressantes Spiel wird. Wir versuchen in Barcelona ein Ergebnis zu erzielen, dass uns die Möglichkeit offen lässt, im Rückspiel eine Sensation zu schaffen."

...sein Wunschergebnis:

"Barcelona hat ein riesiges Offensivpotenzial, lässt hinten aber auch mal das oder andere Gegentor zu. Wir sollten versuchen, ein Tor zu erzielen. Ich wünsche mir ein Ergebnis, mit dem Barcelona sich in München nicht zu sicher fühlen kann, das Halbfinale zu erreichen."

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