Inferno in Marbella

Von SPOX
Spanische Zeitungen gehen von einem Inferno in der Münchener Allianz Arena aus
© Imago

Für den FC Bayern München geht es im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona vor allem um eins: Sich nicht wieder demütigen zu lassen! An ein 5:0, 6:1, 7:2...glaubt eh keiner, auch nicht an ein Weiterkommen nach Elfmeterschießen. Doch es gibt einen Mini-Hoffnungsschimmer.

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Versöhnung mit den Fans und Reputation in Europa: Im Kracher gegen Barca, der nach dem Hinspiel-Debakel eigentlich keiner mehr ist, können die Bayern mit einem engagierten Auftritt und einem vernünftigen Ergebnis einiges (wenn auch längst nicht alles) wiedergutmachen.

Es geht aber auch - oder anders gesagt: schon wieder - um den Job von Jürgen Klinsmann. "Es wäre großartig, die beste Mannschaft der Welt zu schlagen", sagt der Bayern-Trainer. Vor allem für ihn.

Die letzten Fakten zum Spiel.

Schweini fehlt: Der Nationalspieler sitzt überraschend erst gar nicht auf der Bank. Schweinsteiger plagen seit Montagnachmittag anscheinend Knieprobleme. Ansonsten bei den Bayern keine Überraschungen. Lell fängt rechts hinten an, Oddo sitzt auf der Bank. Ebenso wie Amateur und Innenverteidiger Holger Badstuber. Pep Guardiola lässt seine besten Pferdchen los, nur der Grippe kranke Thierry Henry fehlt. Und links hinten beginnt Eric Abidal an Stelle des Gelb gesperrten Marquez.

Was wird aus Klinsmann? Nach dem 0:4 im Hinspiel stand Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann kurz vor der Entlassung. Das 4:0 gegen Frankfurt war hübsch, aber nicht mehr als lästige Pflichterfüllung. Der Sieg gibt dem Coach keineswegs eine Jobgarantie. Eine weitere Rutsche gegen Barca - und die Diskussionen gingen von vorne los...

Doch das weitaus wichtigere Spiel für Klinsmann ist kommenden Samstag auf der Bielefelder Alm.    

Inferno an der A9: Die Bayern-Fans in der Allianz-Arena werden bisweilen als Operetten-Publikum verspottet. In Champions-League-Spielen rockt die Hütte aber normalerweise. Die Barca-nahen Zeitungen "Sport" und El Mundo Deportivo" warnten jedenfalls schon mal vor einem "Inferno". Genau das brauchen die Bayern. Vielleicht fällt ja ein frühes Tor und sei es ein abgefälschter 30-Meter-Schuss von Van Buyten, der am verdutzten Victor Valdes vorbei ins Dreieck fällt. Dann rockt die Hütte sowieso...

Wunder gibt es immer wieder...aber nicht bei Bayern: Der FC Bayern hat schon oft Spiele "gedreht". Beispielsweise 1976 in Bochum. 4:0 lagen die Bayern nach 53 Minuten zurück, ehe ein gewisser Gerd Müller und ein gewisser Ulrich Hoeneß die Münchner noch zum 6:5-Sieg schossen. Aber wenn es darum geht, saftige Hinspiel-Pleiten im Europacup gradezurücken, sieht's schlecht aus. Außer dem "Wunder von Mailand" (3:1-Sieg bei Inter nach 0:2-Heimniederlage) 1988 findet sich in den Annalen nichts. Im Halbfinale des Landesmeistercups gab es schon einmal eine 0:4-Hinspielpleite: 1973 bei Ajax Amsterdam. Das Rückspiel gewannen die Bayern 2:1, die Spannung war aber nach Amsterdams Führungstor in der 8. Minute frühzeitig raus.  

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Im Halbfinal-Hinspiel des spanischen Pokals in der Saison 2006/07 besiegte Barca den FC Getafe mit 5:2, um im Rückspiel 0:4 unterzugehen und auszuscheiden. Beim 5:2 erzielte Lionel Messi übrigens sein Maradona-Gedächtnistor mit einem Solo über 60 Meter.

Absenzen: Bei Bayern fehlen die verletzten Miroslav Klose und Massimo Oddo (beide Sprunggelenksverletzung), Lukas Podolski (Wadenprobleme) ist fraglich.

Bei Barca fehlen der gelbgesperrte Mexikaner Rafael Marquez und der langzeitverletzte Gabriel Milito. Für Marquez rückt Carles Puyol in die Innenverteidigung, auf links wird wohl Sylvinho verteidigen. Hinter dem Einsatz von Thierry Henry steht wegen eines Fieber-Anfalls am Montag ein Fragzeichen. 

Laut der Zeitung "AS" verzichtet Pep Guardiola, der nach seinem Platzverweis im Hinspiel auf der Tribüne sitzen muss, in der Anfangsformation zudem auf Messi und Andres Iniesta.

Bayern lügt! "So wie die Bayern reden, rechnen sie nicht mehr mit dem Halbfinaleinzug. Aber ich glaube ihnen kein Wort. Sie werden um ihr Leben rennen. Wir müssen höchst konzentriert spielen, sonst könnten wir unser blaues Wunder erleben", sagte Barca-Präsident Joan Laporta.

Laporta und seine Präsidiumskollegen überzeugten sich am Montag übrigens von der Münchner Gemütlichkeit. In der Gaststätte "Haxnbauer" wurden bayrische Schmankerl verdrückt.

"Ich liebe München und komme immer wieder gerne hierher. Ich mag das Bier und diese Würste, die sie hier haben, sind großartig", so Laporta.

Relaxen im deutschen Marbella: In Barcelona herrscht seit Tagen Schmuddelwetter. Da waren die Barca-Stars froh, im deutschen Frühsommer angekommen zu sein. "Sind wir hier in Marbella oder München?", wunderte sich Thierry Henry. Und weil's so schön ist, schob Coach Guardiola kurzerhand einen Spaziergang durch den Englischen Garten ein.

The Man who whistles: Schiedsrichter Roberto Rosetti pfeift zum ersten Mal ein Europapokalspiel des FC Bayern. Der Italiener leitete aber im letzten Jahr eine recht bedeutende Partie zwischen Deutschen und Spaniern: Das EM-Finale 2008. Ergebnis bekannt...

Voraussichtliche Aufstellungen:

Bayern: Butt - Lell, Lucio, Demichelis, Lahm - Van Bommel, Ze Roberto, Ottl, Ribery - Sosa - Toni

Barcelona: Valdes - Abidal, Puyol, Pique, Dani Alves - Toure, Xavi, K - Messi, Iniesta, Eto'o 

Bayern gegen Barcelona: Die Bilanz gegeneinander