Klinsmann unter Druck - Toni fit

SID
Luca Toni bekommt beim Abschlusstraining Anweisungen von Jürgen Klinsmann
© Getty

Rückendeckung für Jürgen Klinsmann, Druck auf die Profis: Mit demonstrativer Unterstützung für den Trainer und einer klaren Forderung an die Mannschaft will Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spiel der Bayern in Lissabon die Last der Krise auf Klinsmanns Schultern mildern und das Team anstacheln.

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"Wir müssen versuchen, die Dinge in Lissabon zu regulieren. Ich hoffe, die Mannschaft zeigt, dass der Samstag ein einmaliger Ausrutscher war. Sie weiß, dass sie eine Reaktion zeigen muss", sagte der Vorstandschef der Bayern vor dem Abflug zum Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Sporting Lissabon.

Mit Rückkehrer Luca Toni und bewährten Tugenden sollen die Bayern die schlimmste Krise der Ära Klinsmann beenden. Der italienische Stürmer, Kampfbereitschaft und eine wieder sichere Defensive sollen am Mittwoch (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und im Internet-TV) in der Begegnung im ausverkauften Estadio Jose Alvalade den Grundstein fürs Weiterkommen legen und Klinsmann aus der Schusslinie nehmen.

Rummenigge: "Es gibt keine Trainerdiskussion"

Rummenigge jedenfalls mühte sich, die Zweifel an dem ehemaligen Bundestrainer kleinzureden: "Es gibt keine Diskussion um den Trainer. Er hat unser Vertrauen." Der Coach weiß allerdings, was angesichts von zuletzt drei Niederlagen in vier Liga-Spielen gefordert ist.

"Die Mannschaft muss kratzen, beißen, leidenschaftlich spielen und zeigen, dass wir als Gemeinschaft zusammenhalten und durch einen so schwierigen Moment hindurchgehen können", sagte Klinsmann. Auch er werde für den Erfolg "noch mehr arbeiten und noch mehr Engagement einbringen".

Vor dem Abschlusstraining in Lissabon hatte er auch sein Lachen wiedergefunden und zeigte sich vom Erfolg überzeugt: "Dass, was uns gegen Köln passiert ist, darf uns nicht noch einmal passieren. Da muss mehr kommen und ich bin mir sicher, dass da viel, viel mehr kommen wird."

Das Rezept für das so dringend benötigte Erfolgserlebnis ist denkbar einfach. "Es geht um grundlegende Dinge. Wir müssen alles reinwerfen und äußerst konzentriert spielen", sagte Nationalspieler Philipp Lahm, der sich zuletzt als interner Chefkritiker hervortat.

Klinsmanns Offensiv-Philosophie nicht mehr unumstritten

Ein gutes Ergebnis ist speziell für Klinsmann angesichts der kommenden schweren Aufgaben in der Bundesliga bei Werder Bremen und im DFB-Pokal-Viertelfinale bei Bayer Leverkusen lebenswichtig. Der Coach und seine offensive Philosophie sind bei den Bossen angesichts des schlechtesten Rückrundenstarts seit 15 Jahren längst nicht mehr unumstritten.

"Jetzt müssen wir schnell die Kurve kriegen. Und damit müssen wir in Lissabon beginnen", forderte Rummenigge. Helfen soll dabei Torjäger Toni. Die 1:2-Niederlage am Samstag gegen den 1. FC Köln, die vor dem verspäteten Abflug noch einmal über die Bildschirme am Münchner Terminal flimmerte, hatte der Angreifer wegen Beschwerden an der Achillessehne verpasst.

Toni kann wohl spielen

Beim 1:2 bei Hertha BSC Berlin konnte er nach früher verletzungsbedingter Auswechslung kaum helfen. In Lissabon soll der 31-Jährige jetzt wieder von Beginn an stürmen. Das Abschlusstraining macht der Italiener ohne Probleme mit, nur beim Torschusstraining am Ende pausierte er.

"Wir hoffen natürlich, dass er einsatzfähig ist. Nach dem Training sieht es positiv aus und wir sind zuversichtlich, dass es klappt. Und damit sind wir bestens präpariert", so Klinsmann.

Von einem "Schicksalsspiel" wollte der Trainer nichts wissen. Zweifel der Vorgesetzen? "Das ist eine komplette Fehleinschätzung", sagte Klinsmann: "Wir haben viel vor in den nächsten drei Monaten. Noch ist nichts verloren. Wir müssen am Mittwoch ein gutes Ergebnis machen und dann in Bremen punkten."

Augenmerk auf die Defensive

Noch seien "einige Titel" drin. Von einer Topform, wie sie die Königsklasse erfordert, sind die Bayern jedoch meilenweit entfernt. "Es wäre nicht gut, jetzt gegen Manchester oder Barcelona zu spielen", gab Lahm zu. Auf dem Weg zu gewohnter Stärke wollen die Bayern deshalb ihre wacklige Abwehr stabilisieren.

"Nach vorne zu rennen wäre falsch. Erstmal müssen wir gut stehen", forderte Miroslav Klose. Und Lahm sagte: "Wir machen hinten zu viele Fehler. Das müssen wir in Lissabon abstellen."

Klinsmann will nicht komplett von seiner offensiven Philosophie abrücken und verlangt von der Mannschaft mehr taktische Disziplin. "Wichtig ist, dass wir die optimale Mischung finden und die Mannschaft im gesamten Abwehrarbeit verrichtet. Das hat in der Liga zuletzt nicht funktioniert, aber in der Champions League ist uns das beeindruckend gelungen", so Klinsmann.

Harmonie im Team

Zumindest die Harmonie in der Mannschaft sei aber vorhanden, versichert Kapitän Mark van Bommel. "Dass die Stimmung in der Mannschaft nicht gut ist, ist völlig falsch."

Neben einer veränderten Einstellung soll auch Abwehrchef Lucio, gegen Köln geschont, seinen Teil zur Stabilität beitragen. Sporting, am Wochenende im Derby gegen Benfica mit 3:2 erfolgreich, könnte der richtige Kontrahent zur richtigen Zeit sein. "Wir hatten Losglück", gab Klose zu.

Bayern kein Favorit

Die Löwen sind nur Dritter in der heimischen Liga und haben eine schwarze Serie gegen Mannschaften aus Deutschland: In 14 Europapokalspielen gelang kein einziger Sieg.

Klinsmann sieht Bayern dennoch nicht als klaren Favoriten. "Wir sehen uns auf einer Ebene mit Sporting. Das sind 50:50-Spiele."

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Sporting: Tiago - Pedro Silva, Tonel, Anderson Polga, Grimi - Rochemback - Ismailow, Vukcevic - Joao Moutinho - Liedson, Derlei

Bayern: Rensing - Oddo, Lucio, Demichelis, Lahm - Schweinsteiger, van Bommel, Ze Roberto, Ribery - Toni, Klose

Schiedsrichter: Bertrand Layec (Frankreich)

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