The Lady in Red

Von Haruka Gruber
Staveley, Amanda, Liverpool
© Getty

München - Meisterschaft abgehakt, FA- sowie League-Cup ade - statt sportlichen Überlegungen nimmt derzeit ein attraktives, blondes, 34-jähriges Ex-Model den FC Liverpool in Beschlag.

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Nicht, was sie denken. Amanda Staveley, so heißt die Gute, ist schlicht so etwas wie die neue Schutzpatronin, die Jeanne d'Arc einer zutiefst desillusionierten Fanschar.

Vor einem Monat etwa intonierte The Kop zu ihren Ehren "Amanda for Anfield, Amanda for Anfield". Staveley, so die Hoffnung der Anhänger, möge den Mega-Deal einfädeln, der die Reds vom unsäglichen Eigentümer-Duo Tom Hicks und George Gillett befreien und Staveley selbst in die Chefetage befördern soll.

Dubai will Reds kaufen

"Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Wir sind darauf gefasst, geduldig zu sein", sagt sie. Unter "wir" versteht sie sich und ihre Arbeitgeber: Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, Kronprinz von Dubai und einer der reichsten Männer der Welt, sowie dessen rechte Hand Mohammed Al Gergawi.

Seit geraumer Zeit plant die "Dubai International Capital" (DIC), eine milliardenschwere Investment-Firma unter Führung von Al Maktoum und Al Gergawi, den Aufkauf Liverpools. Nachdem sie noch vor einem Jahr von Hicks und Gillett überboten wurde, entschloss sich die DIC, Staveley damit zu beauftragen, einen neuerlichen Versuch zu starten.

Bald die mächtigste Frau im Fußball?

Seitdem verhandelt sie federführend mit Hicks und Gillett über mögliche Verkaufsmodelle. Sollte das Geschäft klappen, gilt es als sicher, dass Staveley in Liverpool einen Direktoren-Posten mit weitgehenden Befugnissen erhält.

"Amanda ist eine wirklich außergewöhnliche Frau", zitiert die "Times" einen namentlich nicht genannten Geschäftspartner. "Man kann sagen, dass der Scheich keinem anderen Nicht-Araber so sehr vertraut wie Amanda."

Ex-Freundin von Prince Andrew

Der Sitz im Reds-Direktorium wäre für Staveley der vorläufige Höhepunkt einer auch sonst höchst bemerkenswerten Biografie. Mit 14 Jahren stand sie in der britischen Leichtathletik-Jugend-Nationalmannschaft und sprintete die 100 Meter in 12,6 Sekunden. Nach einer schweren Verletzung und dem Ende aller Olympia-Träume beendete sie ihre Karriere und widmete sich daraufhin dem Pferdesport.

Beruflich arbeitete sie zunächst als Model, bevor sie mit Anfang 20 ihr Studium in Cambrige abbrach, um ein Restaurant im Pferderennen-Mekka Newmarket zu eröffnen, wo sie erstmals ihren jetzigen Chef Al Maktoum, ebenfalls ein Pferdenarr, kennen lernte. Zumindest wird es sich so erzählt.

Dann ging es schnell: Sie verkaufte ihr erfolgreiches Lokal, wurde Unternehmerin, handelte mit Aktien, machte mit 24 ihre erste Million, stand nach dem Platzen der Dotcom-Blase vor dem Bankrott, berappelte sich wieder und hat nun ein Vermögen von geschätzten 18 Millionen Pfund angehäuft. 

Bekanntheit in der Yellow Press erlangte sie aber durch ein Techtelmechtel mit Prince Andrew, dem Duke of York. Etwa ein Jahr soll die Beziehung gedauert haben. Der Adelige sei derart von Staveleys unabhängiger und selbstbewusster Art fasziniert gewesen, dass er ihr sogar einen Heiratsantrag machte. Sie jedoch zog es vor, Reißaus zu nehmen - und steht rund vier Jahre nach der Liaison mit dem Prinzen womöglich davor, zur neuen Queen von Anfield gekrönt zu werden.

"Staveley lügt"

Bis es soweit ist, muss Staveley aber den trotzköpfigen Hicks und den nicht minder untragbaren Gillett vom Verkauf ihrer jeweils 50-prozentigen Klubanteile überzeugen. "Die Gespräche sind äußerst kompliziert. Der FC Liverpool ist für Tom und George, aber auch für uns sehr wichtig", sagt Staveley. "Den beiden muss aber klar sein, dass wir nicht jeden Preis bezahlen werden."

Das letzte Angebot von DIC, 500 Millionen Pfund für den kompletten Verein und die Tilgung aller Kredite, schmetterte Hicks ab. Auch, weil das Geschäftsgebaren Staveleys unseriös sei.

"Sie gilt ja als sehr klug. Dann sollte sie vielleicht wissen, dass es sich nicht gehört, zu lügen oder jedes Detail unserer Gespräche und private Unterlagen von mir an die Medien weiterzugeben.", so der US-Amerikaner erzürnt. "Was sind das denn für Manieren?"

Auf jeden Fall keine Manieren einer Schutzpatronin.

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